Duisburg-Rheinhausen. Im Rahmen des Kulturrucksacks sind 20 Kinder auf der Abenteuerfarm Robinson in die Zeit der Wikinger abgetaucht. Das stand auf dem Programm.

Dunkle Wolken ziehen bedrohlich über den Platz. Nach dem Starkregen am Tag zuvor gehen die Blicke mehrmals prüfend gen Himmel. Die Regenfälle haben die Ernte zerstört, eine mittelschwere Katastrophe. Das Essen wird knapp – für alle Mitglieder der Wikinger-Sippen Dragon und Gammler wird es auf keinen Fall mehr reichen. „Die Hälfte der Anwesenden muss auf Reise gehen“, hat Gott Odin bestimmt. Ob sie jemals wiederkommen, ist ungewiss.

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Wen wird es treffen? Wer darf bei der Familie bleiben? Fragen, die 20 Kinder in der vergangenen Woche intensiv behandelt haben. Willkommen beim historischen Spiel „Die Wikinger kommen“ auf der Abenteuerfarm Robinson in Rheinhausen! Von Montag bis Freitag verwandelte sich der Platz im Rahmen des Kulturrucksacks in den „hohen Norden Skandinaviens“.

Ferienaktion in Duisburg – Kinder der Abenteuerfarm und der „Mühle“ dabei

Für die Ferienaktion des Kulturrucksacks kamen Kinder der Abenteuerfarm und des Jugendzentrums „Die Mühle“ zusammen. Fünf Tage lang haben sie gemeinsam die Abenteuer und Geschichten der Wikinger erkundet. „Wir spielen, dass wir zwei benachbarte Wikinger-Sippen sind“, sagt Miriam Fastabend von der Abenteuerfarm. Zusammen mit Volker Haasper, Leiter des Jugendzentrums „Die Mühle“, und Museumspädagoge Olaf Fabian-Knöpges („Mein Name ist Thorhall Schiefnase Gammlerson“) lässt sie die Geschichte real werden.

Stella und Franziska machen bei der Ferienaktion „Die Wikinger kommen“ in Duisburg-Rheinhausen mit. Sie trinken aus den Schädeln der „Feinde“.
Stella und Franziska machen bei der Ferienaktion „Die Wikinger kommen“ in Duisburg-Rheinhausen mit. Sie trinken aus den Schädeln der „Feinde“. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Zwei Lager gibt es auf der Abenteuerfarm, zuvor wurden die Kinder in die Familien eingeteilt. „Die Kinder finden es toll“, sagt Volker Haasper mit einem Lächeln. In der kurzen Zeit gab es für sie ein abwechslungsreiches Programm. Glasperlen und Ledertaschen haben sie erstellt, Arm- und Stirnbänder. Dazu haben sie gejagt, untereinander gehandelt, Zinn gegossen und Kampfbewegungen einstudiert.

Themenwoche in Rheinhausen: Auch in Duisburg gab es Wikinger

„Am Anfang stand die Frage, welches Szenario wir den Kindern vermitteln wollen“, erklärt Haasper. Die Wikinger als reine Helden darzustellen kam nicht in Frage. Die Veranstalter wollten in großen Teilen historisch korrekt vorgehen, auch in Duisburg gab es schließlich Wikinger. „Wir machen einen Raubzug und ziehen nach England um die Christen zu töten“, sagt Miriam Fastabend. Das war damals halt so.

Die Idee für die Wikinger-Spiele ist schon im vergangenen Jahr entstanden. Bereits 2019 gab es eine Woche zum Thema Neandertaler, 2020 eine zum alten Ägypten. Normalerweise hätten 80 Kinder teilnehmen sollen, Corona beschränkte die Teilnehmerzahl auf 20. Im Vorfeld hat das Trio die Geschichte entwickelt, der Museumspädagoge hat die beiden Mitstreiter das Handwerk erklärt. Der Spaß steht hier im Vordergrund.

Wikinger-Spiele in Rheinhausen: Kinder sind zwischen zehn und 14 Jahre alt

„Wir machen hier viele coole Sachen und erleben viele Abenteuer“, sagt Franziska. Die Elfjährige trägt ein beiges Kostüm und nimmt einen tiefen Schluck aus einem Totenschädel. Ein verendeter Christ? Ihre gleichaltrige Freundin Stella nickt ihr zu. Ein bisschen, so erklären die Mädchen, wussten sie schon über die Wikinger. Gelernt haben sie trotzdem eine Menge. „Wir können ja zum Beispiel ganz normal einkaufen“, sagt Stella. „Die Wikinger müssen jagen und handeln.“

Der Spaß steht im Vordergrund: Zwischen den Aktionen gibt es für die Kinder in Duisburg-Rheinhausen Pausen zur freien Verfügung.
Der Spaß steht im Vordergrund: Zwischen den Aktionen gibt es für die Kinder in Duisburg-Rheinhausen Pausen zur freien Verfügung. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Zwischen zehn und 14 Jahre alt sind die Kinder, alt genug, um die teils brutalen Zusammenhänge verarbeiten und verstehen zu können. Und: „Am Ende jeden Tages geht es für uns in die Jetzt-Zeit zurück“, sagt Volker Haasper. Ein Ritual, das den Spielrahmen unterstreicht. Jeden Tag gibt es ein gemeinsames Frühstück und einen Mittagssnack – auch Pausen zur freien Verfügung sind für die Kinder vorgesehen.

Der Regen hat die Ferienaktion nicht gestört. Stella und Franziska zeigen auf einen großen Baum. „Der Odin-Baum“, erklären sie. Mit ihm kommunizieren sie mit ihrem Gott. Und: Sie legen ihre Opfergaben wie große Muscheln nieder, um ihn friedlich zu stimmen. „Wir haben einen Tag später die Opfergaben entfernt, weil wir dachten, Odin möchte sie scheinbar nicht“, sagt Miriam Fastabend lächelnd. Ein fataler Fehler. „Vermutlich hat es deshalb so geregnet.“

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Der Kulturrucksack ist ein Angebot des Landes NRW und der Kommunen zur kulturellen Bildung. Die Tür zu Kunst und Kultur soll für alle Kinder und Jugendlichen so früh und so weit wie möglich geöffnet werden.

Das Land unterstützt die Kulturrucksack-Kommunen mit jährlich 4,40 Euro pro Kind oder Jugendlichen. Bei allen Veranstaltungen gelten die Corona-Schutzregeln. Mehr Informationen zu allen Workshops und Kontaktdaten zur Anmeldung unter:www.duisburg.de/kulturrucksack