Duisburg-Homberg. Der Duisburger Tempoli-Spielplatz hat trotz Corona geöffnet. Kinder dürfen hier spielen und die Tiere besuchen – unter diesen Bedingungen.
Etwas skeptisch schaut Erna, als sie unter ihrem Verschlag nach oben blickt. Hier ist sie von der Sonne – heute sind es 25 Grad – geschützt. Die betagte Lady rührt sich nicht. „Erna ist in Rente“, erklärt Katharina Torka mit einem Lachen. Und deswegen ist Erna auch von den anderen Damen getrennt. Zu schwach ist sie mittlerweile, würde den Attacken ihrer Mitbewohnerinnen nicht standhalten. Da geht es ihr wie Annette. Zwar ist sie noch bei weitem nicht so alt wie Erna – so richtig friedlich wird aber auch sie von der Damenrunde nicht aufgenommen. Gut, dass Katharina Torka die Damen stets im Blick hat. Erna und Annette sind Hühner – und leben mit vielen anderen Tieren auf dem Abenteuerspielplatz „Tempoli“ in Hochheide.
Auf dem Abenteuerspielplatz Tempoli gibt es immer etwas zu tun
Durch die Maßnahmen gegen die Auswirkungen der Corona-Pandemie musste auch der Abenteuerspielplatz, der von Kindern zwischen sechs und 14 Jahren besucht wird, schließen – das letzte Mal Ende vergangenen Jahres. Im Gegensatz zu den vielen Jugendzentren im Stadtgebiet ist Homeoffice hier schwierig. „Ich kann mich nicht beschweren, dass es hier langweilig wird, auch nicht im Lockdown“, erklärt Torka, die im vergangenen Jahr die Leitung auf Tempoli übernommen hat. Durch die Tiere gebe es immer was zu tun.
Und davon gibt es hier einige. Schweine, Ziegen, Pferde, Laufenten, Hühner und der Kater Sid bewohnen den Platz – der eigentlich eine wahres Paradies für die Kinder ist. Eigentlich.
Den Schweinen war der Lockdown schnuppe
Im Dezember 2020 musste der Abenteuerspielplatz für Besucher schließen, erst seit März gibt es wieder einen eingeschränkten Betrieb. Das haben auch die tierischen Bewohner gemerkt. Die Pferde Jonny und Isy zum Beispiel. Die waren ganz schön verwirrt, als plötzlich kein Gewusel und kein Kinderlachen mehr das Leben auf Tempoli bestimmten.
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Anders die Schweine-Damen Miss Piggy und Miss Marple. „Denen war das so ziemlich egal. Die waren froh, wenn sie ihr Futter bekommen haben“, erklärt Torka, während sie mit einer Bürste die beiden Säue sichtlich verwöhnt. Stets dabei: Die Alltagsmaske, die nun auch im eingeschränkten Betrieb für alle Besucher und Mitarbeiter Pflicht ist. Auch eine Maßnahme, die nicht jedes Tier versteht. „Ich habe das bei den Hühnern gemerkt“, sagt die Leiterin. „Die waren am Anfang ganz schön skeptisch, als ich mit der Maske auf sie zugegangen bin.“
Während der Schließung gab es einen Schichtdienst
Um das Wohl der Tiere auch in geschlossenen Zeiten zu gewährleisten, gab es auf Tempoli einen Schichtdienst. Torka und ihre Kollegin waren über den Tag verteilt vor Ort, unterstützt werden sie bei ihrer Arbeit von Beschäftigten in Arbeitsgelegenheiten und Bundesfreiwilligendienstlern.
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Dass nun endlich wieder Kinder den Platz besuchen können, freut Torka außerordentlich. „Ein Mädchen hat sogar geweint vor Rührung, als wir wieder öffnen durften“, erinnert sie sich. „Die Kinder haben den Platz hier schnell zurückerobert.“
Die vielen Tiere werden aktiv in die Arbeit mit den Kindern eingebunden. Hierfür gibt es feste „Tiergruppen“, wie Torka erklärt. Zwei Gruppen mit je sechs Kindern genießen das Privileg, sich um die Tiere zu kümmern, sie zu versorgen, zu füttern und zu putzen. „Die Kinder müssen es sich verdienen, Teil dieser Gruppe zu werden."
Verantwortung kann man lernen
Dazu gehört unter anderem, regelmäßiger Besucher des Abenteuerspielplatzes zu sein. Die Gruppenmitglieder werden alle sechs Monate gewechselt. Die Routine ist nicht nur gut für die Tiere: Auch die Kinder lernen im Umgang mit Pferd, Huhn und Co., was Verantwortung bedeutet. Und das zeigt sich regelmäßig. Es sind eben diese Kinder, die ihre Wissen und ihre Erfahrung an andere Besucher weitergeben. Ein Lernprozess, der sich so verselbstständigt.
Mittlerweile ist Katharina Torka beim Gehege mit den Ziegen angelangt. Sie schüttelt den Futtereimer in ihrer Hand, ein Garant dafür, dass die Vierbeiner sofort in ihre Richtung stürmen – und zum Teil wahre akrobatische Leistungen zeigen. Auf zwei Beinen schnappt der Bock in der Runde Richtung Eimer. Ein Stück Normalität, egal, ob Lockdown oder nicht.
>> 20 KINDER SIND AUF TEMPOLI ERLAUBT
- Aktuell dürfen sich wegen der Corona-Pandemie nur 20 Kinder (sechs bis 14 Jahre) sowie zwei Betreuer auf dem Abenteuerspielplatz aufhalten. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist verpflichtend.
- Der Tempoli-Spielplatz (Ehrenstraße 107, 47198 Duisburg) hat montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Weitere Informationen gibt es unter 02066 353 17.