Duisburg-Rheinhausen. . Die zum Teil betagten Mieter eines Wohnhauses in Rheinhausen müssen seit Ende Januar auf ihren Aufzug verzichten. Gehbehinderte Senioren kommen deshalb noch kaum aus ihren Wohnungen raus. Grund des Ausfalls ist die Versicherungsfrage nach einem Schwelbrand. Pikant: Vermieter ist die Stadt selbst.

Fast sieben Monate steht der Aufzug in der Händelstraße 8 bereits still. Was in einer Schule noch mehr oder weniger zu verschmerzen ist, stellt die Mieterschaft, die vorwiegend aus Senioren besteht, vor arge Probleme. Während der Vermieter über Monate versucht, die Kosten für die Reparatur von seiner Versicherung übernehmen zu lassen, bleibt der Lift außer Betrieb – und mit ihm die meisten der Mieter. Pikant: Vermieter der 21 Wohnungen in der Händelstraße 8 in Rheinhausen ist die Stadt. Genauer das Immobilien Management Duisburg (IMD).

Dass ausgerechnet im einzigen städtischen Haus mit Privatvermietung ein Schwelbrand im Technikraum den Aufzug außer Gefecht setzt, ist ein unangenehmer Zufall. Der Gebäudekomplex Händelstraße 6, 8 und 10 gehört vollständig der Stadt. In der Nummer sechs befindet sich die Stadtbibliothek, in Nummer zehn das Gesundheitsamt. Nummer acht wird durchweg privat bewohnt – von betagten Mietern. Und die sind sauer.

Der Aufzug war ein Muss-Kriterium

„Mein Mann ist gehbehindert, benötigt einen Rollator und ich habe im Mai eine neue Hüfte bekommen“, klagt Ursula Poloczek ihr Leid. Wegen des defekten Lifts kommt sie nun kaum noch aus dem Haus. 70 Stufen runter, 70 Stufen rauf ist einfach zu viel für die, wie ihr Mann auch, mit Gehbehindertenausweis ausgestattete Dame. Als die Poloczeks vor 16 Jahren in der Händelstraße 8 einzogen, war der Aufzug ein Muss-Kriterium. „Auch damals waren wir ja schon älter und nicht mehr so gut zu Fuß“, sagt die 75-Jährige Mieterin aus dem vierten Stockwerk. Ohne Lift wären sie niemals in die Wohnung Etagenwohnung eingezogen.

Jetzt, 16 Jahre später, sorgt der seit Monaten defekte Aufzug dafür, dass die Poloczeks die meiste Zeit in ihrer Wohnung gefangen sind. „Ich plane nun alles ganz genau, um gleich mehrere Erledigungen mit einem Gang abzuarbeiten“, sagt die 75-Jährige Rheinhauserin. Für ihren zwei Jahre älteren Mann seien es gar 85 Treppenstufen, die er überwinden müsse, um vor die Tür zu treten. „Der Rollator lagert im Keller“. Um sich zu schonen, bitten die Poloczeks von Zeit zu Zeit Nachbarn oder ihre Kinder um Hilfe bei Einkäufen oder anderen Erledigungen. „Aber wir können ja nicht jeden Tag um Hilfe betteln“, sagt Ursula Poloczek verzweifelt. Deshalb habe sie auch ihr Tageszeitungsabo gekündigt. Jeden Morgen Treppe runter, Treppe rauf macht die Hüfte einfach nicht mit.

Reparatur kostet 80.000 Euro

Doch warum lässt die Stadt ihre Mieter eigentlich derart lange ohne den dringend benötigten Aufzug? Antwort: „Weil sich die Korrespondenz mit der Versicherung über die Schadenabwicklung so lange hingezogen hat“, erläutert Stadtsprecherin Anja Kopka. Das ursprünglich angepeilte Reparaturziel im Mai dieses Jahres wird deshalb weit verfehlt. „Es wird voraussichtlich bis Ende des Jahres dauern, bis der Aufzug wieder fährt“, sagt Kopka.

Da mittlerweile geklärt sei, dass die Stadt die rund 80 000 Euro Reparaturkosten selbst tragen muss, konnte nun eine Fachfirma beauftragt werden. Die Vorlaufzeit für derartige Aufträge liege allerdings bei drei bis vier Monaten. „Die Unannehmlichkeiten für unsere Mieter bedauern wir natürlich sehr“, drückt Kopka ihr Verständnis für den Unmut der Hausbewohner aus. Doch auch die seit März anhaltende Mietminderung von 31 Euro tröstet die Bewohner um Ursula Poloczek nicht über die drastischen Folgen des Beförderungsausfalls hinweg. „Für das Geld komme ich die Treppe auch nicht leichter rauf und runter“.