Ingrid Buschmann parkt ein. Die 72-Jährige ist nach einem Schlaganfall seit einem Jahr auf einen Rollator angewiesen. Die Duissernerin wohnt zwar Parterre, doch zur Wohnung sind es immerhin fünf Stufen. Bisher musste sie die Gehhilfe die Treppe hochhieven. Das ist nun vorbei. Der Vermieter, die Wohnungsgenossenschaft Süd, hat kurzerhand die leeren Müllboxen in eine Rollator-Garage umgewandelt.

Auch Gebag kennt das Thema

„Das ist wirklich eine gute Lösung“, findet die Mieterin und parkt seitlich ein. Vor ein paar Jahren hatte die Genossenschaft den Innenhof modernisiert und ein neues Müllkonzept entwickelt. Statt vor dem Haus stehen die Tonnen nun zentral im Hof. Das spart Gebühren und schuf Platz für neue Modelle. „Wir haben immer mal von Mietern gehört, dass die Rollatoren im Hausflur standen. Dieser muss aber frei bleiben, weil der Flur ein Fluchtweg ist“, erklärt Jan Rothe, technischer Vorstand der Wohnungsgenossenschaft. Als habe man im Gebäudekomplex Hansa- und Falkstraße bei älteren Bewohnern nachgefragt, wer eine Rollator-Garage mieten würde. 25 Boxen, in denen früher die Gelben Tonnen untergebracht waren, wurden umfunktioniert. In anderen Stadtteilen soll ebenfalls nachgerüstet werden.

Allerdings: Der Platz ist begrenzt. 1,20 Meter ist die Box breit, 60 Zentimeter tief und ein Meter hoch. Das Gefährt von Ingrid Buschmann, Modell Nova LGW, ist eher ein SUV mit Breitreifen als ein Smart. Also passt nur eine Gehhilfe in den Kasten. Es gibt allerdings auch Doppelgaragen, in die zwei kleinere Modelle geparkt werden könnten. „So ein normaler Rollator ist relativ schwer, deshalb habe ich mich für eine bessere Variante entschieden.“

Auch bei der Gebag sind Rollatoren immer wieder ein Thema. „Bei Modernisierungen und Neubaumaßnahmen versuchen wir immer altengerechte, barrierearme Lösungen zu finden“, erklärt Pressesprecherin Adriana Bongard-Fuchs. Die meisten Senioren wollen ihre Rollatoren vor der Wohnung abstellen, das sei in Häusern mit Aufzug auch kein Problem. Schwieriger sei es, „im Bestand“ zu sanieren. „Wir müssen individuelle Lösungen finden, damit alle Mieter zufrieden sind“, so Adriana Bongard-Fuchs.

Seit ein paar Monaten betreibt Ingrid Buschmann übrigens Car-Sharing. Ihr Lebensgefährte Hartmut Coutelle ist auch nicht mehr so gut zu Fuß. Da sie aber nicht noch ein zweites Vehikel anschaffen wollten, schiebt Hartmut Coutelle nun den Rollator vor sich her – und Ingrid Buschmann hält sich beim Laufen daran fest.