Duisburg. Homberg, Ruhrort und Baerl reicht’s. Die Stadtteile lassen eine Abspaltung von Duisburg prüfen. Das Unterfangen hat zwar wenig Aussicht auf Erfolg. Die eher symbolische Aktion zeigt aber, wie missachtet sich der linksrheinische Teil fühlt.
Duisburg, die geteilte Stadt; manche unken gar: gevierteilt. Da hätten wir rund um die Stadtmitte den nach Düsseldorf pendelnden Süden, den abgehängten Norden sowie den widerwillig angeschlossenen Westen jenseits des Rheins. Die Spannungen in diesem Stadtgebilde, sie sind so groß, dass dem Westen nun der Geduldsfaden gerissen ist. Die Bezirksvertreter von Homberg, Ruhrort und Baerl stimmten mehrheitlich dafür, eine Abspaltung von Duisburg zu prüfen. Natürlich darf sich nun die ungeliebte Stadtmitte mit diesem Auftrag quälen.
Nur mal theoretisch: Drei Varianten stehen zur Auswahl. Homberg-Ruhrort-Baerl schwingt sich zur selbstständigen Stadt auf. „HoRuBa“ schließt sich als Stadt dem Kreis Wesel an. Oder die Stadtteile hängen sich an das benachbarte Moers – was wohl zumindest die linksrheinischen als „natürliche“ Option empfinden dürften, denn bis zur Kommunalreform 1975 gehörten sie zum Kreis Moers. Noch immer geistert gar das Wort vom Grafschafter umher – obwohl die Grafschaft Moers schon 1801 aufgelöst wurde. Freilich müssten beide Städte zustimmen, der Kreis Wesel und schließlich das Land. Anderenfalls wäre ein Bürgerentscheid auf Landesebene nötig und all die anderen freiheitsliebenden „gallischen Dörfern“ wie Wattenscheid, Wanne oder Westerholt müssten dem Westrhein beispringen, um auf 1,7 Millionen Stimmen zu kommen.
Tourismusbroschüre ohne den Westen
Praktisch ist der Beschluss also ein Witz. Aber ein guter – denn er hat einen ernstzunehmenden Kern: Die Stadtteile fühlen sich abgehängt, missachtet und wenig geschätzt von der Groß-Duisburger Politik. „Vor ein paar Wochen gab die Stadt eine Tourismusbroschüre heraus. Die westlichen Stadtteile kamen gar nicht vor. Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht“, sagt Margret Fink von der unabhängigen Liste „Deine Stimme“. Sie stellte den Antrag in der Bezirksvertretung. Dass die CDU und die FDP mitgingen, ist wohl dem Frust auf die stadtmächtige SPD und die Grünen zu verdanken, die monatelang erfolglos eine Horst-Schimanski-Gasse in Ruhrort zu verhindern versuchten. Mit einer Umfrage im dräuenden Kommunalwahlkampf wollen die Rebellen ihre Kriegserklärung untermauern.
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Dass sie einen Nerv trifft, zeigt sich auch in den Online-Kommentaren unserer Leser. „H-towner“: „Ja, das Vorhaben ist Schwachsinn und passt nicht in die heutige Zeit. Aber kein Stadtteil hat einen solch heftigen Niedergang hingelegt wie Homberg.“ Und „RobinOfLocksley“ meint: „Rheinhausen, Homberg, Baerl sind von den Duisburger Raubrittern vorsätzlich so runtergewirtschaftet worden, dass es überfällig ist, wieder selbstständig zu werden!“
Der linksrheinische Separatismus hat ja Tradition
Auch Xanten versuchte mal, aus dem Ruhrgebiet (in Form des Regionalverbandes Ruhr) auszutreten. Der Antrag scheiterte 2008 im Stadtrat nur knapp. Im Falle von „HoRuBa“ wäre der verwaltungstechnische Aufwand in der Tat gering: Homberg und Rheinhausen haben noch immer ihre Telefonvorwahlen aus guten alten unabhängigen Zeiten. Und auch die Mühe, doppelte Straßennamen zu eliminieren, hat sich Duisburg kaum gemacht – drei Bahnhofsstraßen sprechen für sich. Ruhrort allerdings ist schon seit 1905 Teil von Duisburg. Dass nun seine Abspaltung mitgeprüft wird, ist wohl eher den sublokalen Gegebenheiten der Bezirkspolitik geschuldet, als einem echten Bedürfnis.
So findet „olli-ruhrort“ diese „Strickliesel-Politik“ rückwärtsgerichtet: „Was Duisburg braucht, sind eine halbe Millionen Einwohner, die gern in der Stadt leben.“ Und „Nariel“ fragt: „Kann man das nicht lassen, wie es ist? Beide Städte sind verschuldet, also bitte, wo ist der Sinn?!“
Doch da ertönt schon aus dem Norden der Schlachtruf „Hamborn den Hambornern!“ Was „FilouDuisburg“ wohl unterstützen würde: „Marxloh sowie Bruckhausen bitte auch gleich weg!“ Während „duisblog“ keine Einwände hätte gegen einen Anschluss an Mallorca. Und nicht nur „Fancygirl“ sieht „ohjee, den nächsten Grenzkonflikt à la Krim auf uns zukommen“ ... Wir wollen den Smiley dahinter nicht unterschlagen ;-).