Duisburg-Hochheide. Die Diskussion um die Zukunft des Hochheider Hochhausquartiers ist in vollem Gange. Ein Investor aus Hannover will 17 Millionen Euro in die Sanierung eines leerstehenden und 320 Wohnungen umfassenden Hochhauses stecken. Stadt und Politik sind dagegen, die Fronten sind verhärtet.

Ein Bild aus dem Sommer 2015: Ein Neu-Homberger sitzt auf dem Balkon seiner Wohnung an der Friedrich-Ebert-Straße und lässt den Blick schweifen in Richtung Niederrhein. Vorher hat er sich noch beim Bäcker im Erdgeschoss ein Brötchen und beim Haus-Concierge die Post geholt und war dann mit dem Aufzug in seine Wohnung gefahren. So stellt sich der Projektentwickler Altro Mondo aus Hannover die Zukunft des leergezogenen sogenannten „Weißen Riesen“ in Homberg vor.

Geht es nach Politik und Stadtverwaltung, wohnt der beschriebene Bürger eher woanders und sitzt an der Friedrich-Ebert-Straße 10-16 allerhöchstens auf einer Parkbank im Grünen. Viele in der Stadt fordern den Abriss des Gebäudes, die Fronten sind verhärtet.

Es geht um viel Geld

Die Geschichte um das „Sanierungsgebiet Hochheide“ hat in den vergangenen Wochen und Monaten so richtig Fahrt aufgenommen. Es geht um Politik, um Wohnraum, vor allem aber geht es um viel Geld. Mitte vergangenen Jahres war der gesamte Bereich, die sechs Hochhäuser „Weiße Riesen“ gehören ebenso dazu wie das Umfeld, etwa die Einkaufszone „Ladenstadt“, zum Sanierungsgebiet erklärt worden.

Wohn-Hochhäuser im Revier

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Der "Weiße Riese" an der Florastraße in Gelsenkirchen liegt direkt gegenüber des... © Hans Blossey
...Musiktheaters im Revier (MiR).
...Musiktheaters im Revier (MiR). © www.blossey.eu
Hier der weiße Riese (und davor zwei Wohntürme an der Feldmarkstraße) von der Zeche Zollverein aus gesehen.
Hier der weiße Riese (und davor zwei Wohntürme an der Feldmarkstraße) von der Zeche Zollverein aus gesehen. © WAZ FotoPool
Die Wohnsiedlung Hochheide im Duisburger Stadtteil Homberg. Ein Wohnturm steht lange leer und soll...
Die Wohnsiedlung Hochheide im Duisburger Stadtteil Homberg. Ein Wohnturm steht lange leer und soll... © Hans Blossey
...für 16 Millionen Euro saniert werden. Das soll er aber...
...für 16 Millionen Euro saniert werden. Das soll er aber... © WAZ FotoPool
...schon lange. Die 320 Wohnungen stehen komplett leer.
...schon lange. Die 320 Wohnungen stehen komplett leer. © WAZ FotoPool
Im Hannibal-Komplex in Dortmund-Dorstfeld gibt es schon seit Jahren Ärger wegen...
Im Hannibal-Komplex in Dortmund-Dorstfeld gibt es schon seit Jahren Ärger wegen... © WAZ FotoPool
...defekter Aufzüge, kalter Heizungen und fristlosen Kündigungen. Über 200...
...defekter Aufzüge, kalter Heizungen und fristlosen Kündigungen. Über 200... © Hans Blossey
...der 450 Wohnungen stehen leer. Saniert wird nur
...der 450 Wohnungen stehen leer. Saniert wird nur "kosmetisch". © Hans Blossey
Das Hochhaus an der Kielstraße in Dortmund heißt im Volksmund Horrorhaus, weil...
Das Hochhaus an der Kielstraße in Dortmund heißt im Volksmund Horrorhaus, weil... © WR/Franz Luthe
...es seit Jahren leersteht. Die Stadt würde den Wohnturm am liebsten abreißen, aber...
...es seit Jahren leersteht. Die Stadt würde den Wohnturm am liebsten abreißen, aber... © WAZ FotoPool
...die Wohnungen gehören Dutzenden Eigentümern.
...die Wohnungen gehören Dutzenden Eigentümern. © WR/Franz Luthe
Der Uni-Center an der Ruhr-Uni Bochum bietet Platz für...
Der Uni-Center an der Ruhr-Uni Bochum bietet Platz für... © Hans Blossey
...Hunderte Studenten. Aber nicht nur: Die Wohnungen sind zwischen 30 und 120 Quadratmeter groß.
...Hunderte Studenten. Aber nicht nur: Die Wohnungen sind zwischen 30 und 120 Quadratmeter groß. © WAZ FotoPool
Ein Wohnhochhaus in Gladbeck-Zweckel.
Ein Wohnhochhaus in Gladbeck-Zweckel. © Hans Blossey
Hochhaussiedlung an der Wiesbadener Straße in Duisburg-Neumühl.
Hochhaussiedlung an der Wiesbadener Straße in Duisburg-Neumühl. © WAZ FotoPool
Ein Wohnhochhause an der Uerdinger Straße in Moers.
Ein Wohnhochhause an der Uerdinger Straße in Moers. © Hans Blossey
Das Wohnhochhaus am Seestern/Emanuel-Leutz- Straße in Düsseldorf wurde 2013 renoviert.
Das Wohnhochhaus am Seestern/Emanuel-Leutz- Straße in Düsseldorf wurde 2013 renoviert. © WAZ FotoPool
Das
Das "Arbeiterviertel" Hagen-Boele. © Hans Blossey
Das höchste Gebäude von Herne ist der Wohnturm an der Kreuzkirche.
Das höchste Gebäude von Herne ist der Wohnturm an der Kreuzkirche. © WAZ FotoPool
Der Wohnturm mitten in Bergkamen steht seit fast zehn Jahren  leer.
Der Wohnturm mitten in Bergkamen steht seit fast zehn Jahren leer. © WAZ FotoPool
Direkt in Mülheim-Mitte stehen am Hauptbahnhof vier Wohntürme.
Direkt in Mülheim-Mitte stehen am Hauptbahnhof vier Wohntürme. © Hans Blossey
Auf dem Clarenberg spielte schon ein
Auf dem Clarenberg spielte schon ein "Tatort". Nur die Bahnlinie trennt die Hochhaussiedlung... © WAZ FotoPool
...vom Phoenix-See (hier noch nicht geflutet).
...vom Phoenix-See (hier noch nicht geflutet). © WAZ FotoPool
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Um die 17 Millionen Euro möchte die Stadt um Planungsdezernent Carsten Tum vom Land für die Sanierung haben. „Früher wurde Geld für Einzelmaßnahmen wie den Abriss eines leeren Hochhauses beantragt, was am Ende nie geflossen ist. Ein komplettes Gebiet zu überplanen ist sinnvoller, um Fördergelder zu bekommen“, erklärte der Dezernent die Pläne.

Von dem Geld soll vor allen Dingen eines finanziert werden: Der Rückbau von Wohnraum. „Es gibt zu viele Wohnungen, die nicht mehr genutzt werden“, sagen Stadtväter aber auch der potenzielle Hochhaus-Sanierer Altro Mondo. Doch dazu später. Zwei Hochhäuser sollen laut Stadtverwaltung fallen: Der offenbar nicht mehr zu rettende, im Volksmund „Taubenschlag“ genannte Koloss Ottostraße 24-30 und eben der seit 2010 leergezogene 320 Wohnungen umfassende Turm an der Friedrich-Ebert-Straße. Um die zehn Millionen Euro würden die beiden Abbrüche kosten.

Das Wohnen in Hochhäusern gilt das unattraktiv

Dass im Haus an der Ebert-Straße jemals wieder Menschen wohnen, ist für den überwiegenden Teil der Kommunalpolitiker ausgeschlossen, den Sanierer aus Hannover, der für das Gebäude rund eine halbe Million Euro bezahlt haben soll, würden sie nur allzu gerne wieder hinauskomplimentieren. „Der Wohnraum wird nicht benötigt, zudem gilt das Wohnen in Hochhäusern als unattraktiv“, sagt unter anderem Margret Fink vom Wählerbündnis „Deine Stimme“. Zudem glauben viele Kommunalpolitiker nicht, dass die von Altro Mondo ins Spiel gebrachten 17 Millionen Euro für die Sanierung ausreichen würden, „dafür könne man gerade einmal die Fassade streichen.

Weißer Riese Hochheide

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...der Aufzugschacht...
...der Aufzugschacht... © WAZ FotoPool
...die Antriebsmotoren für die Aufzüge...
...die Antriebsmotoren für die Aufzüge... © WAZ FotoPool
...die Antriebsmotoren für die Aufzüge...
...die Antriebsmotoren für die Aufzüge... © WAZ FotoPool
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Marc Sommer, Bau-Ingenieur aus Homberg, heißt der vom Projektentwickler beauftragte Chef-Planer für das Gebäude. Er bestätigt die These, dass hier zu viel Wohnraum existiert: „Warum aber soll das Hochhaus fallen?“ Im Umfeld stünden jede Menge zehnetagige Häuser mit unsanierten Wohnungen, die wolle Altro Mondo eher abreißen, „für das Hochhaus sehen wir große Vermarktungschancen.“ Um das zu realisieren, soll der Bau nicht nur grün angestrichen werden, Altro Mondo will die Zuschnitte einiger Wohnungen verändern. Durch Umbauten soll es dann drei Größen, 45, 68 und 89 Quadratmeter geben. Ziel: Vom Studenten bis zur Familie sollen alle die Möglichkeit haben, hier zu wohnen. Vier Euro Miete pro Quadratmeter, Wohnungen, etwa mit Fußbodenheizung, sollen etwas teurer sein, will der Sanierer erzielen. Die Firma will mit einem Vermietungsbüro ins Erdgeschoss ziehen, der Rest der Fläche soll an Haus-Dienstleister und einen Bäcker vermietet werden.

Wie geht es jetzt weiter? Bei der Stadt läuft eine Erhebung zum Zustand des Quartiers. Dafür befragt sie aktuell die 1100 Immobilien-Besitzer, in einem weiteren Schritt sollen dann auch die Mieter befragt werden. Altro Mondo hat angekündigt, bis Ende Februar einen Bauantrag zu stellen. Ob der womöglich schon da ist, vermochte im Rathaus gestern niemand zu sagen...