Duisburg. . Die Gebrüder Bernd und Fred Träger aus Asterlagen haben 85 Kaninchen im Stall. Seit 50 Jahren sind die Zwillinge Züchter mit Leib und Seele. Sie haben viel zu erzählen - über Kaninchen. Aber irgendwie hat das auch mit Hasen und Ostern zu tun.
Er gilt als Fruchtbarkeitssymbol und versteckt Ostern die bunten Eier: der Osterhase. Leibhaftig gesehen hat ihn bislang noch niemand. Denn er ist eine Legende, aber eine schöne. Jedes Jahr aufs Neue freuen sich Kinder auf diese Zeit, wenn etwa in der Wohnung oder im Garten die süßen Kleinigkeiten zu entdecken sind. Ginge es nach dieser Legende, hätten die Gebrüder Bernd und Fred Träger am Ostersonntag jede Menge zu tun. Sie haben schließlich 85 solcher vierbeinigen Vertreter in ihrem Stall. Aber es sind keine Hasen, sondern Kaninchen. Seit 50 Jahren sind die Zwillingsbrüder Züchter und das mit Leib und Seele. Schon als Kinder waren ihnen der Umgang mit Kaninchen bestens vertraut.
Ställe im Garten
Denn der Opa hatte diese Tiere schon. „Als Selbstversorger“, erinnern sich die beiden. So wie das früher eben war. Wer den Platz hatte, hielt sich zu Hause eben Hühner, Ziegen, vielleicht auch ein Schwein und natürlich Kaninchen. Am Röttgenweg in Asterlagen war viel Platz, im großen Garten standen damals wie heute die Ställe. Denn Bernd und Fred Träger zogen nie weg, wohnen noch heute in Opas Haus. Mit 14 Jahren begann ihre Karriere als Züchter. Und zwar ein ganz bestimmten Rasse, der sie bis heute treu geblieben sind.
Als Standard anerkannt
„Wir haben uns in den ‘Roten Neuseeländer’ verguckt“, erzählen die zwei und fügen dann schelmisch grinsend hinzu: „Wie man sich in eine Frau verguckt.“ Diese Rasse zählt zu jenen 98, die der Bundesverband der Kaninchenzüchter als Standard anerkannt hat, wie es auch 397 Farbenschläge gibt wie zum Beispiel weißer, blauer, schwarzer Wiener. Durch und durch rot oder „satt rot“ ist das Kaninchen, das einer der Brüder aus dem Stall holt. Ein Jahr ist der Rammler alt und der Laie würde ihn entzückt als „süß, niedlich“ bezeichnen.
„03010“ und „R143“ sind in seinen Ohren eintätowiert und sagen dem Fachmann, dass das Tier im März letzten Jahres geboren ist und zum Kaninchenzuchtverein 143, Glückauf Rheinhausen gehört. Einen Namen hat das Kaninchen nicht. „Bei 85 Tieren gingen uns auch die Ideen aus“, lachen die zwei Züchter, die auch ohne Namen genau wissen, wen sie vor sich haben. Jener, der gerade auf dem Gartentisch sitzt, dürfte der Star im Stall Träger sein. „Vorzüglich“ (97 Punkte) so die Bewertung bei einer Zuchtschau. Besser geht nicht.
Sieben Bewertungspositionen
Bernd und Fred Träger präsentieren dieses Kaninchen mal nach den sieben Bewertungspositionen: Gewicht: vier bis fünf Kilogramm, Körperform und Bau: leicht gestreckt, Fell: mittlere Länge, Kopf und Ohren: volle Backen, breite Stirn, breite Schnauze, Ohren stehen V-förmig und haben keine Falten; Deckfarbe und Gleichmäßigkeit: gleichmäßig rot (satt rot) und keine Flecken; Unterfarbe: Farbe geht bis zum Haarboden; Pflegezustand: sauber und Krallen geschnitten.
Ab Sommer wird es wieder auf diese Kriterien ankommen, dann nämlich, wenn die Zeit der Schauen beginnt. Momentan ist die Zeit der Kinderstube. Von Frühjahr bis Sommer bekommen die Häsinnen ihre Jungen. Vier Rammler und acht Häsinnen der Rasse „Rote Neuseeländer“ haben die Gebrüder Träger. Einige Häsinnen sind „belegt“ wie es in der Fachsprache heißt. Ist das weibliche Tier hitzig, erkennbar daran, dass es seinen Stall durcheinander wühlt, wird es zum Rammler gesetzt. Nie umgekehrt, wie die Fachleute erklären, dann schlägt die Häsin nämlich zu.
Nach ungefähr 30 Tagen kommen die Jungen, durchschnittlich sechs Stück. Aktuell gibt es zwei Kinderstuben, eine mit sechs Wochen alten Roten Neuseeländern und eine mit vier Wochen alten „englischen Schecken“. Rund drei Stunden am Tag verbringen die Gebrüder Träger im Stall,kümmern sich um die Tiere, säubern die Buchten (80 mal 80 Zentimeter große Käfige), bürsten die Kaninchen, schneiden die Krallen und sorgen dafür, dass immer ausreichend Heu vorhanden ist. Fred Träger: „Gutes Heu ist das Brot des Kaninchens.
Kaninchen können sich nicht übergeben
Es ist wichtig, damit sich die Darmflora entwickelt.“ Denn das Verdauungssystems dieser Tiere ist eine Einbahnstraße. Im Gegensatz zu Hund und Katze können sich Kaninchen nicht übergeben. Züchterkollege Dieter Holtschneider, der sich zur Freude der Enkel nach seiner Pensionierung der Kaninchenzucht verschrieb und mittlerweile 20 Tiere hat, fügt hinzu: „Das Heu muss gut ausschwitzen. Aber auch an Baumrinde nagen Kaninchen gerne. Die Gerbstoffe sind wichtig.“
Dieter Holtschneider ist Kassierer beim Verein Glückauf Rheinhausen R143, dem noch einzigen Kaninchenzuchtverein im Duisburger Westen. 14 Züchter und eine Züchterin hatten ihn am 4. Juli 1943 als Glückauf Bergheim Oestrum R1043 gegründet. Langjähriger Schirmherr der Vereinsschauen war der ehemalige Bürgermeister der Stadt Rheinhausen, Johann Asch, übrigens auch Ehrenmitglied des Vereins. Später war Bezirksbürgermeister Günter Heiser ebenfalls ein Förderer des Vereins und Schirmherr der Schauen.
Sieben Mitglieder
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Heute zählt der Verein noch sieben Mitglieder. Bernd Träger ist erster Vorsitzender, sein Bruder Fred der Geschäftsführer. Dass nur wenige Interesse von Leuten an der Kaninchenzucht erklärt Bernd Träger in der Hauptsache damit, dass die „Tiere Verpflichtung sind. Sie müssen eine Urlaubsvertretung haben, wenn sie verreisen. Deshalb gibt es zum Beispiel in Wanheim und Walsum Vereine, die eine Gemeinschaftszuchtanlage haben.“
Und was macht man mit so vielen Kaninchen. Die Gebrüder Träger verkaufen sie teilweise als Haustiere weiter, aber auch als sogenannten Festtagsbraten. Das fachmännische Töten hat Bernd Träger übernommen: „Unser Vater war Metzger. Ich habe mich irgendwann mal überwunden und das sachgemäße Schlachten gelernt. Denn ich will nicht, dass unsere Tiere Todesangst haben.“ Die Züchter gehen ganz selbstverständlich mit dem Thema um – denn: „Wir sind alle Fleischesser.“