Da versucht man mit einem Schrebergärtner ins Gespräch zu kommen und muss feststellen, dass das so gut wie unmöglich ist. Denn wo ein Gärtner ist, ist der andere nicht weit und plötzlich sitzt man mit sechs Leuten um einen Tisch herum.

Eben das fasziniert die Grundstücksbesitzer des KGV Homberg 1935. „Das hier ist eine zusammengeschweißte Gemeinschaft. Hier läuft alles Hand in Hand. Das klappt immer“, erklärt Hermann Schulte (70). Nach dem Schema gibt es auch eine ungeschriebene Aufgabenverteilung: Der eine kann mit seinem Fachwissen als Maurer prahlen, der andere fängt Fische für die großen Feste, und wieder ein anderer hilft den älteren Menschen bei der Gartenarbeit.

Garten ist mehr
als ein Hobby

Früher hieß es, nur die Alten haben einen Schrebergarten, aber mittlerweile melden sich immer mehr junge Paare. „Wenn die sehen, wieviel Arbeit man in so einen Garten investieren muss, überlegen es sich viele aber wieder.“ Tatsächlich sind von 40 bis 79 Jahren alle Altersklassen vertreten.

Für die meisten ist der Garten mehr als nur ein Hobby. Es ist eine Leidenschaft. Viele verbringen mehr Zeit dort als in den eigenen vier Wänden. Und nicht nur mit Arbeit. Die Parzelle ist eine Erholungs-Oase im Großstadt-Dschungel. Man kommt von der Arbeit in den Urlaub. Jeden Tag, auch im Winter. Sogar als Therapie kann so ein Garten dienen. Hermann Schulte holt seine Tochter Sandra (24) jeden Tag vom Behindertenheim ab, um sich im Garten mit ihr beschäftigen zu können. „Weder sie noch irgendwer anders hier, könnte noch ohne Garten leben“, stellt Hermann Schulte fest.

Das liegt auch an der traditionsreichen Geschichte des Vereins. Bei einigen Pächtern ist das Grundstück schon über mehrere Generationen weitergegeben worden. So auch bei Inge Schneider (74). Sie kennt den Garten schon seit dem Kindesalter und hat ihn später, zusammen mit ihrem Mann Werner (74), von ihren Eltern übernommen. Sie können sogar darüber berichten, wie es dort in der Kriegs- und Nachkriegszeit ausgesehen hat: „Früher wurde hier jede Menge Viehzeug gehalten. Zum Beispiel Kaninchen, Hühner, Ziegen und Schafe.“

Führungen für die
Kinder von gegenüber

Die Vereinsmitglieder freuen sich auch immer, wenn die Kinder vom gegenüberliegendem städtischen Kindergarten vorbeikommen. Da werden dann auch schon mal Führungen veranstaltet, wo man ihnen etwas über die hiesigen Pflanzen und Tiere beibringt. „Am Anfang konnten manche Kinder gar nicht glauben, dass die Walnuss am Baum wächst und nicht in der Plastiktüte im Supermarkt“, scherzt Inge Schneider.

Die Höhepunkte im Jahr sind aber immer die Feste. Darin sind sich alle einig. „Es gibt Feiern, wie das Nikolaus-Fest, da kommen manchmal bis zu 500 Gäste, und jeder packt mit an.“ Auf die nächste Sause freuen sich die Laubenpieper des Homberger Gartenparadieses ganz besonders: Am 27. Juni lädt der Gartenverein zu seinem 75 Geburtstag ein. Dann wird auf eine grüne Zukunft angestoßen.