Duisburg-Rheinhausen. . Der Hilfsverein „Bürger für Bürger“ zieht Bilanz seiner Straßenambulanz und Lebensmittelausgabe. Nur mit Hilfe von Ehrenamtlichen kann der Verein sein breit gestreutes Engagement aufrecht erhalten. Die Mitglieder suchen dringend Helfer.
Den Wegfall der „Zwei-Euro-Jobs“ hat der Armenhilfe-Selbsthilfeverein „Bürger für Bürger“ laut seinem Vorsitzenden Rolf Karling mit einem blauen Auge überstanden: Zwölf von 15 Langzeit-Arbeitslosen, die sich mit gemeinnütziger Arbeit ihr „Hartz IV“ aufbesserten, bekamen Ende des letzten Jahres für ihre Maßnahme keine Verlängerung. „Wenn die wirklich alle gegangen wären, hätte ich den Laden dicht machen können.“ Allerdings blieb ein großer Teil der Helfer dem Verein als ehrenamtliche Mitstreiter erhalten.
„Leute sind gerne dabei“
„Das ist es ja, was die Politiker und die Leute bei der Arge nicht kapieren: Dass die Leute eine regelmäßige Teilnahme am Arbeitsleben, gerade für eine gute Sache, nicht als Bestrafung sehen, sondern gerne dabei sind. Da machen viele sogar ohne Bezahlung weiter - obwohl sie das Geld weiß Gott gebrauchen könnten!“ Allerdings: „Auch wenn man mit Ehrenamtlichen einiges kompensieren kann, ist die Arbeit manchmal kaum noch zu leisten. Für viele der Aktiven artet das mittlerweile in einen Zwölf-Stunden-Job aus.“
Nur mit Hilfe dieser Ehrenamtlichen kann der Verein sein breit gestreutes Engagement aufrecht erhalten. Etwa die „Straßenambulanz“, die Treffpunkte von Obdachlosen und Drogenabhängigen in Duisburg, Moers und Neukirchen-Vluyn anfährt, notwendigste medizinische Hilfe und soziale Arbeit leistet sowie bei Bedarf Behandlungen bei niedergelassenen Ärzten vermittelt. Oder das ursprüngliche Betätigungsfeld, die Lebensmittelausgabe für sozial Schwache.
Kostenloses Kinderfrühstück
Neben der täglichen Ausgabe in Rheinhausen, die regelmäßig von 50 bis 70 Bedürftigen in Anspruch genommen wird, betreut Bürger für Bürger mittlerweile neun Ausgabestellen in anderen Duisburger Stadtteilen und versorgt sieben Kindergärten sowie fünf Schulen mit Obst und teilweise auch mit frischem Gemüse. Dazu kommt das wöchentliche kostenlose Kinderfrühstück auf dem „Tiergnadenhof“ im Rheinhauser Rheinuferpark sowie regelmäßige Lebensmittel-Lieferungen an das Friedensdorf Oberhausen, in dem kranke und verletzte Kinder aus Kriegsgebieten medizinisch versorgt werden.
„Zum Glück ist das Engagement der Firmen in Duisburg und darüber hinaus ganz toll“, so Karling. Das helfe auch Durststrecken zu überstehen: „Januar und Februar sind immer harte Monate. Da werden im Handel insgesamt nicht so viele Lebensmittel umgesetzt, und wegen der kälteren Witterung hält sich Frischware länger.“ Was wiederum dazu führt, dass weniger Ware mit knappem Mindesthaltbarkeitsdatum als Spende für Hilfsorganisationen wie eben Bürger für Bürger übrig bleibt.
„Da kann ich mal eben eineinhalb Tonnen Salate abholen, das hilft über manche knappe Zeit.“
„In solchen Monaten“, so Karling, "bin ich froh, dass ich Lieferanten wie die Firma Hohmann in der Hinterhand habe.“ Der Osnabrücker Feinkost-Hersteller versorgt den Verein regelmäßig mit Fertig-Salaten, deren Haltbarkeitsdatum nach den internen Richtlinien nicht mehr Handels-tauglich ist. „Da kann ich mal eben eineinhalb Tonnen Salate abholen, das hilft über manche knappe Zeit.“
Bleibt das personelle Problem: „Die Leute legen hier wirklich ein tolles Engagement an den Tag. Aber etwa 30 von unseren rund 50 Helfern sind über 70. Die können natürlich keine schweren Kisten mehr schleppen.“ Und bei den Jüngeren gibt es eine durchaus gewollte Fluktuation: „Wenn ich hier einen tüchtigen 19-jährigen Burschen habe, der in einer schweren Phase zu uns kommt und irgendwann entscheidet, mit anzupacken - dann kann es ja nicht mein Ziel sein, dass so einer auf Dauer bei uns bleibt.“
Aufbauarbeit von der Vermittlung einer Therapie über gemeinnützige Arbeit bis dahin, dass einige doch noch den „Absprung“ in ein geregeltes Arbeitsleben schaffen, sei im Umfeld von Bürger für Bürger schon mehr als einmal erfolgreich gewesen, sagt Karling stolz. „Aber es ist schon schräg: Je besser die Leute sind, desto eher versuchst du alles, um sie wieder los zu werden...“