Duisburg-Homberg. „Hier darf gelacht werden“: Zum gemeinsamen Singen bittet das Kolumbarium Rheinkirche in Duisburg-Homberg. Was hinter der Aktion steckt.

Es kommt nicht so häufig vor, dass auf einem Friedhof Lieder wie Brechts „Mackie Messer“ oder der „kleine grüne Kaktus“ der Comedian Harmonists angestimmt werden. Das Kolumbarium Rheinkirche, Hombergs jüngster Urnenfriedhof, öffnet am Sonntag, 16. Juli, die Türen für ein ungewöhnliches Erlebnis. „Dieses Mal laden wir zum Mitsingen ein, auch wenn man das bisher nur in der Badewanne gemacht hat. Das passt gut zu einer Kirche, die jetzt ein Friedhof ist“, sagt Stefan Schuster, der das Kolumbarium leitet.

Seit der Eröffnung im April 2022 arbeitet Schuster daran, das Kolumbarium zu einem lebendigen Ort werden zu lassen. „Das Gütezeichen eines Friedhofs, so wie wir ihn verstehen, ist nicht die Grabesstille“, erklärt er. „Hier darf gelacht werden. Hier darf gesungen werden. Hier darf man sich unterhalten und unterhalten lassen.“ Der Gedanke, der dahinter steckt, ist dieser: „Wenn sich hier Menschen begegnen, die zu einer Lesung kommen, zusammen ein Konzert hören oder eben singen, dann geschieht das gemeinsam mit den Verstorbenen.“

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Eine ganze Reihe von Veranstaltungen hat es in der Rheinkirche bereits gegeben. Dabei hat das Team des Kolumbariums erlebt, dass vor allem Angebote wie Meditationen oder Mitsingkonzerte eine sehr besondere Atmosphäre im ehemaligen Kirchenraum entstehen lassen. „Besucher unserer Veranstaltungen sitzen dort, wo früher die Gottesdienste abgehalten wurden.“ Hatte der Pfarrer früher von hier die Gemeinde im Blick, so schauen die Gäste jetzt von einem der insgesamt 70 Sitzplätze auf die Urnengräber.

Konzert im Kolumbarium in Duisburg-Homberg: Bunte Liedermischung zum Mitsingen

An diesem Ort werden Thomas Huy (Bass-Bariton) und Michael Carleton am E-Piano Sonntag eine bunte Liedermischung zum Zuhören und Mitsingen anbieten. Die Texte liegen aus, wer mitsingen möchte, der tut das einfach. Die Veranstaltungen richten sich nicht nur an Menschen, deren Angehörige oder Freunde in der Rheinkirche bestattet sind. Es soll ein sinnlicher Genuss für alle sein, ein kulturelles Miteinander in einer besonderen Architektur.

Stefan Schuster (l.) leitet das Kolumbarium Rheinkirche in Duisburg-Homberg. Hier im Foto mit Andreas Knapp.
Stefan Schuster (l.) leitet das Kolumbarium Rheinkirche in Duisburg-Homberg. Hier im Foto mit Andreas Knapp. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Stefan Schuster formuliert das so: „Bei Veranstaltungen spüren die Besucher, dass es hier einen spirituellen oder energetischen Ort gibt, an dem man sich gut konzentrieren oder etwas aufnehmen kann, was einem sonst in der Alltagshektik nicht gelingt.“

Rheinkirche in Duisburg-Homberg: Ein Begegnungsort für alle

Das gemeinsame Singen auf dem Friedhof führt im besten Fall dazu, sich auf den Augenblick zu fokussieren und den Moment zu genießen. „Es wird einem mal wieder bewusst, dass unser Leben nicht unendlich ist.“ Die Erinnerung an die eigene Vergänglichkeit muss nicht immer mit negativen Gedanken verbunden sein. Es kann sich auch beschwingt anfühlen, das Leben umso mehr zu genießen.

Diese Erfahrung hat Kolumbariumsmanager Stefan Schuster gemacht. „Wir wollen ein Begegnungsort sein für alle, die es sich leisten, kurz mal von der Hauptstraße des prallen Lebens abzubiegen, um das Vergängliche zu spüren.“

KOLUMBARIUM RHEINKIRCHE IN DUISBURG-HOMBERG: DER EINTRITT IST FREI

  • Sonntag, 16. Juli, 16 Uhr: „Mitsingkonzert zum Mittsommer“ mit Michael Carleton (E-Piano) und Thomas Huy (Bass-Bariton). Kolumbarium Rheinkirche, Rheinstraße 16, 47198 Duisburg.
  • Der Eintritt ist frei, um eine Hutspende wird gebeten. Da die Sitzplätze begrenzt sind, ist eine Anmeldung notwendig: veranstaltung@kolumbarium-rheinkirche.de oder 02066/46 90 179 (Di-So 11-16 Uhr).
  • Informationen zu den weiteren Veranstaltungen im Homberger Kolumbarium gibt es unter www.kolumbarium-rheinkirche.de.