Duisburg-Rumeln-Kaldenhausen. Eine Duisburgerin ist verzweifelt: Seit einem Jahr wartet sie auf einen Kitaplatz für ihr Kind. Jetzt wird das Geld in der Familienkasse knapp.
Nathaly Alva Vera ist „enttäuscht“, wie sie selbst sagt. Seit über einem Jahr wartet die Rumeln-Kaldenhausenerin auf einen Kitaplatz für ihren Sohn – vergeblich. „Dabei kenne ich viele Familien, die bereits einen Kitaplatz für ihre Kinder bekommen haben. Es fühlt sich an, als wäre mein Kind nicht so wichtig wie andere Kinder“, sagt die Duisburgerin.
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Sie und ihr Ehemann hätten bereits zahlreiche Beschwerde-E-Mails an das Jugendamt der Stadt Duisburg sowie an OB Sören Link selbst geschrieben, doch: „Es hieß immer nur, dass sie sich kümmern werden“, berichtet die Mutter eines zweijährigen Jungen. Bis Ende Juni soll sich nun klären, ob der kleine Alexander in diesem Jahr einen Kitaplatz erhält. Nathaly Alva Vera hat wenig Hoffnung. „Das macht mir wirklich Sorgen und Stress. Ich träume immer wieder davon, dass wir hoffentlich einen positiven Bescheid erhalten werden.“
Duisburgerin will Kind bei Tagesmutter unterbringen
Für den Fall, dass dies nicht eintritt, will die Mutter ihr Kind bei einer Tagesmutter unterbringen, denn die Möglichkeit, dass Familienangehörige auf das Kind aufpassen, gebe es nicht. Doch viele Tagesmütter betreuen die Kinder nur bis zu einem Alter von drei Jahren. „Dann müsste ich im nächsten Jahr schon wieder versuchen, Alexander in einer Kita unterzubringen. Die Probleme werden dieselben sein und ich möchte auch nicht, dass sich mein Kind ständig an eine neue Umgebung gewöhnen muss.“
Ein weiteres Problem: Das Gehalt von Nathaly Alva Vera fehlt merklich in der Familienkasse. Umso wichtiger sei es, dass sie ihre Arbeit bald wieder Vollzeit aufnehmen kann, sagt die Augenoptikerin. Eigentlich wollte Alva Vera bereits im März dieses Jahres an ihre Arbeitsstelle zurückkehren. „Ich musste die Elternzeit aber verlängern, weil wir eben keinen Betreuungsplatz für Alexander bekommen haben“, begründet sie. Ob überhaupt und wenn ja, wie lange sie die Elternzeit noch verlängern könnte, wisse sie nicht.
Duisburgerin will wieder arbeiten gehen
„Das alles lässt sich so schlecht planen, weil wir noch gar nicht wissen, ob wir vielleicht doch noch einen Kitaplatz bekommen in diesem Jahr. Langsam müsste ich meinem Arbeitgeber aber auch mal Bescheid geben“, klagt sie. Dabei würde die Mutter gerne wieder arbeiten gehen: „Ich fühle mich derzeit wie in den 50er Jahren. Ich mache den Haushalt und kümmere mich ums Kind. Ich würde gerne mal wieder etwas nur für mich machen, wie arbeiten gehen und eine Mittagspause alleine genießen“, erklärt sie.
Als „unfaires System“ bezeichnet sie, wie die Kitaplätze vergeben werden. „Ich verstehe das nicht. Es bekommen Kinder einen Betreuungsplatz, deren Mütter sowieso zu Hause sind.“ Dabei achten Kita-Leitungen und die Mitarbeiter des Jugendamtes bei der Vergabe unter anderem darauf, ob beide Elternteile berufstätig sind – aber auch darauf, „ob Geschwister bereits die Einrichtung besuchen“, teilt Gabi Priem, Sprecherin der Stadt Duisburg, auf Anfrage mit. Freie Träger hätten zum Teil noch eigene Vergaberichtlinien wie die konfessionelle Zugehörigkeit, was in städtischen Einrichtungen nicht der Fall ist, sagt Priem.
Keine genauen Daten über die Anzahl der Anmeldungen für Kita-Plätze in Duisburg
Wie viele Anmeldungen auf wie viele Betreuungsplätze in Duisburg fallen, könne die Stadtsprecherin nicht genau sagen. Zum einen würden die Träger die Plätze eigenständig vergeben, zum anderen erklärt Priem: „Die Eltern melden ihre Betreuungsbedarfe über das System ,Kitaplace’ an, dabei können bis zu acht Wunscheinrichtungen ausgewählt werden. Deshalb gibt es deutlich mehr ,Anmeldungen’ als Kinder.“ Die Zahlen im Vormerksystem seien also unbeständig, jeden Tag kämen neue Vormerkungen hinzu und jeden Tag fällen Träger Vergabeentscheidungen. Zahlen könnten am Folgetag schon wieder hinfällig sein, so die Stadtsprecherin. Grundsätzlich aber, so sagt sie, steige der Kitaplatzbedarf in Duisburg: „Wir arbeiten stetig daran, die Situation zu verbessern.“
>>> Stadt Duisburg vergibt Überhangplätze
Jedes Jahr ab Mai vergebe die Stadt Duisburg in den eigenen Einrichtungen sogenannte „Überhangplätze“ an die Eltern, die keinen Platz bekommen konnten. Dies tun die freien Träger auch – allerdings wieder eigenständig und ohne Meldung an die Stadt.