Duisburg-Bergheim. Tom Perkowski aus Duisburg päppelt in seiner Wohnung in Bergheim kranke Fledermäuse auf. Woran erkennen Duisburger, dass ein Tier Hilfe braucht?
Das muss der berühmte Vorführeffekt sein. Normalerweise liebt Öhrchen die schwarze Lautsprecherbox im Büro von Tom Perkowski in Duisburg-Bergheim. Denn daran kann sie sich so schön festkrallen, wenn sie zum Landeanflug ansetzt.
Ideale Voraussetzung, um die kleine Fledermaus zu fotografieren. Aber Öhrchen hat andere Pläne. Immer wieder kreist sie ihre Runden durch das Zimmer, landet mal auf dem Schrank, mal an der Wand, mal an der künstlichen Fledermaus mit der Aufschrift „Tom“, die über dem Schreibtisch hängt.
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Beherzt zieht sich Perkowski die weißen Handschuhe über, greift das kleine Tier – „ein Braunes Langohr“, erklärt er – und hält es in die Kamera. Öhrchen scheint es nicht zu stören. Tom Perkowski hat ein Herz für Fledermäuse. Der stellvertretende Bezirksbürgermeister von Rheinhausen pflegt seit Jahren verletzte Tiere in seinen eigenen vier Wänden – ehrenamtlich.
Tom Perkowski aus Duisburg pflegt seit 2018 verletzte Fledermäuse
„Den ersten Kontakt zu Fledermäusen hatte ich mit zwölf Jahren im Urlaub mit meinen Eltern“, sagt er. Ein Kontakt mit Signalwirkung. In den 80er-Jahren machte er seine erste Fledermausführung, engagiert sich schon lange für Natur- und Tierschutz. Die Fledermäuse haben für ihn schon immer einen besonderen Stellenwert. In der Vergangenheit brachte er unter anderem Fledermauskästen an, kümmerte sich draußen um verletzte Tiere.
„2018 kamen die ersten Anfragen, ob ich mir vorstellen könnte, verletzte Tiere bei mir zu pflegen“, sagt er. „Da habe ich das dann mal gemacht.“ Es folgten zahlreiche weitere Anfragen. Immer und immer wieder melden sich Menschen aus Duisburg und vom Niederrhein, die eine verletzte Fledermaus gefunden haben. Allein 2022 pflegte Perkowski 127 Tiere.
Vom Flügelbruch, über Opfer von Katzenangriffen, bis hin zu Fledermäusen mit Anflugtrauma, die etwa gegen ein fahrendes Auto geflogen sind, ist alles dabei. „Auch Klebefallenopfer gab es schon“, erinnert er sich. Klebestreifen, die um Obstbäume gewickelt sind, können zur tückischen Falle werden. „Da musste ich sie mit Öl lösen und anschließend baden.“
Verletzte Fledermaus in Duisburg: Das Ziel ist das Auswildern
Wie lange die Tiere bei ihm bleiben, hängt von der Art der Verletzung hab. Fakt ist: „Das Ziel ist immer das Auswildern“, betont der Experte. An dem Ort, an dem Perkowski die Fledermäuse aufsammelt, an dem entlässt er sie auch wieder in die Freiheit. Denn: Fledermäuse seien äußerst soziale Tiere. „Die Leben in Familien und werden im Normalfall abgeholt.“
Bis es so weit ist bleiben sie in der liebevollen Obhut des Tierschützers. In umgebauten Terrarien, ausgestattet mit Fliegengittern, schlummern die Schützlinge hinter Handtüchern. Auf dem Schreibtisch steht eine verschlossene Box mit kleinen Mehlwürmern. Perkowski nimmt eine Zange, hebt eines der Würmchen auf und hält es Öhrchen vor das Gesicht. „Schauen wir mal“, sagt er und lächelt. Denn normalerweise ist jetzt keine Essenszeit. Doch wie bestellt öffnet Öhrchen den Mund und verschlingt das Tier.
Das Braune Langohr sei in Duisburg eher eine seltene Art. Viel häufiger, so Perkowski, seien hier Zwergfledermäuse zu sehen. Am Toeppersee etwa, oder in der Rheinaue in Friemersheim. „Und vermutlich an jedem Haus“, so der Experte. Wenn er ein verletztes Tier aufnimmt und es Medikamente braucht, dann stehe grundsätzlich der Gang zum Tierarzt an. „Ich mache keine Selbstmedikation.“ Das dürfe er gar nicht. Und: Die Kosten stemmt Perkowski aus eigener Tasche. Erstausstattung, Nahrung, Medikamente, Arzt- und Spritkosten – in den vergangenen Jahren kamen da einige Summen zusammen. „Da wäre eine Unterstützung schön“, sagt er bescheiden.
Was können Duisburger tun, wenn sie eine verletzte Fledermaus finden?
Seine Liebe zu den Fledermäusen trägt Perkowski nach Außen. Er ist in Netzwerken aktiv, hält Vorträge, informiert wann immer er kann über seine Lieblingstiere. Wer selbst ein verletztes Tier findet, kann aktiv werden. „Wenn man tagsüber eine Fledermaus sieht, die auf dem Boden liegt, dann kann man davon ausgehen, dass sie Hilfe braucht.“
Was also tun? „Am besten mit einem Handschuh packen und in eine Schachtel mit Luftlöchern legen. Wer unterwegs ist, kann seinen Socken zum Handschuh umfunktionieren.“ Und: Mit einem in Wasser getränktem Wattestäbchen können Finder den Tieren Wasser anbieten. „Aber nur von unten“, betont der Duisburger. Andernfalls könnten die Tierchen einen Schaden nehmen.
Zum Alltag gehört da auch: Nicht jedes Tier überlebt seine Verletzungen, Todesfälle gehören dazu. „Das geht einem schon nah, wenn ein Tier stirbt“, sagt Perkowski und streichelt Öhrchen über den Kopf. Das Braune Langohr ist auf einem guten Weg. Und flattert schon bald wieder in Freiheit umher.
>>> FLEDERMÄUSE: HIER GIBT ES KONTAKTE IN DUISBURG
- Auf der Seite www.fledermausschutz.de gibt es umfangreiche Informationen über die Tiere, Hilfsangebote sowie Kontakte zu Pflegestellen.
- Tom Perkowski aus Duisburg ist telefonisch unter 0160/5782349 oder per E-Mail an info@vesperto.de zu erreichen.
- Neben der Pflege verletzter Fledermäuse ist Perkowski auch Ansprechpartner für Beratung (etwa zum Thema, wie das Haus fledermausfreundlich gestaltet werden kann), Natur- und Umweltbildung, Naturführungen, Monitoring und Kartierung.