Duisburg-Rheinhausen. Im alten Brückenturm in Rheinhausen entsteht Duisburgs wohl ungewöhnlichste Ferienresidenz in 20 Metern Höhe. Der Eigentümer sorgt für Gerüchte.
Diese Ferienwohnung hat schon vor ihrer Fertigstellung den Superlativ „ungewöhnlichste Unterkunft Duisburgs“ verdient. Was derzeit im alten Turm an der Hochfelder Eisenbahnbrücke entsteht, lässt Spaziergänger im Landschaftsschutzgebiet am Rhein staunen: In zwanzig Metern Höhe entstehen beeindruckende Zimmer mit Aussicht. Zwischen den trutzigen Backsteinzinnen ist bereits ein loftartiger Wohnraum mit riesigen, zum Fluss ausgerichteten Fensterfronten zu erkennen. Auf der anderen Seite des 150 Jahre alten historischen Brückenkopfes wurde eine moderne Treppe in offener Stahlkonstruktion errichtet, denn der Turm war früher nur von der alten Eisenbahnbrücke aus zugänglich.
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Besteigen wird diese Stufen nach allem, was aktuell bekannt ist, allerdings nur ein überschaubarer Kreis an Feriengästen. An Fremde vermietet wird die Unterkunft wohl eher nicht. „Geplant ist die Nutzung des ehemaligen Brückenkopfes der historischen Eisenbahnbrücke in Rheinhausen als private Ferienwohnung, die in größeren Intervallen an den Wochenenden bewohnt werden soll.“ So steht es in der Niederschrift zur Sitzung des Beirates bei der Unteren Naturschutzbehörde, wo am 14. Mai 2018 das Projekt „Ertüchtigung Brückenturm in Rheinhausen“ vom Architekten Stephan Strauß und dem Landschaftsarchitekten Harald Schollmeyer vorgestellt wurde.
Über den Turmbesitzer ist in Duisburg-Rheinhausen so gut wie nichts bekannt
So viel Aufsehen der Bau der Wohnung in dem seit 1988 unter Schutz stehenden Turm im Duisburger Westen auch erregt: Über den Eigentümer ist so gut wie nichts bekannt. Seit er das Denkmal im Dezember 2014 ersteigert hat, ist er öffentlich als Turmbesitzer nicht in Erscheinung getreten. Presseanfragen bei seinem Architekten wurden mehrfach abgeblockt. Zu hören ist in Rheinhausen lediglich, dass es sich um jemanden handelt, der mit viel Geld und Immobilien zu tun hat und aus Duisburg oder Düsseldorf kommen soll. Aber das sind nur Gerüchte.
Trotz der prominenten Lage der Immobilie, wurde der Besitzer bisher offenbar nicht gesichtet oder zumindest nicht als Eigentümer erkannt. Und auch über die Höhe des Kaufpreises wird nur spekuliert. 30 000 Euro soll das alte Gemäuer inklusive eines 9400 Quadratmeter großen Grundstücks in der Rheinhauser Ward gekostet haben. Offiziell bestätigt ist aber nur das Mindestgebot der Auktion in Köln, das damals bei 17 000 Euro lag.
Zwischen den Türmen verliefen die Schienen der alten Eisenbahnbrücke
Ein mit einer Schranke abgesicherter Privatweg wurde angelegt und führt von der Osloer Straße bis zum Fuß des Brückenkopfes, zwischen dessen Türmen einst die Schienen der alten Eisenbahnbrücke verliefen. Entstanden ist das Bauwerk laut der Anlage zum Eintrag in die Denkmalliste in den Jahren 1871 bis 1873 und galt als erste Eisenbahnbrücke Duisburgs. „Die insgesamt historisierende Formensprache ist der Burgenarchitektur des Mittelalters entlehnt“, urteilen die Denkmalschützer. Die Fußgängerwege waren übrigens in den beiden Turmuntergeschossen. Im Zweiten Weltkrieg wurde dann ein Bunker zwischen den Türmen gebaut – diesen hat der Eigentümer abreißen lassen, um hier seine verglaste Residenz in luftiger Höhe zu bauen.
So ganz idyllisch ist die Lage allerdings nicht. Mal abgesehen davon, dass einer, der öffentlich nicht gerne in Erscheinung tritt, hier auf dem „Präsentierteller“ sitzt, dürfte es auch recht laut in der Wohnung werden. Auf der nahen Osloer Straße schieben sich die Schwerlaster zum Logport, auf dem Rhein tuckern die Dieselgiganten und gleich nebenan rattert die Bahn. Dennoch: Hier scheint sich einer den Traum erfüllt zu haben, einmal Burgherr mit Rheinblick zu sein. Die Lage am Fluss hat nur einen Haken: Bei Hochwasser müssen die Feriengäste mit dem Boot zu ihrer Unterkunft fahren.
>>> Die Vögel mussten aus dem Brückenturm in Duisburg-Rheinhausen ausziehen
- Bevor der alte Brückenkopf zum Urlaubsdomizil umgebaut wurde, wohnten hier Vögel und andere Tiere. Turmfalke, Steinkauz, Fledermäuse und Dohlen mussten ausziehen.
- Voraussetzung für die Baugenehmigung war, dass Ersatznistkästen für die Vögel angeschafft werden mussten. Außerdem soll eine „Lamellen-Markise“ verhindern, dass die Tiere gegen die großen Fensterscheiben fliegen.
- Auflagen gab es auch für den Privatweg mitten durch das Landschaftsschutzgebiet. Als Ausgleich mussten Sträucher gepflanzt, Gräser und Kräuter gesät und ein ehemaliger Parkplatz auf Breite des Grundstücks entsiegelt werden.