Duisburg-Rheinhausen. Die Amateurfunker aus Rheinhausen verzeichnen einen Zulauf. Was sie am Funken begeistert und warum der Kontakt in die Ukraine verboten ist.
Zugegeben, in der breiten Öffentlichkeitswahrnehmung steckte das Funkerhobby in den vergangenen Jahren ein wenig im Dornröschenschlaf. Zu groß war das Interesse an den digitalen Weltneuheiten, mit denen man jetzt ohnehin rund um den Erdball kommunizieren kann. Wieso also noch die Technik mit den Wellen?
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Wenn man Horst Indek vom Deutschen Amateur-Radio Club in Rheinhausen fragt, dann ist die Antwort so allumfassend und spannend, dass man nach gut einer Stunde selbst zum Funkgerät oder zur Morsetastatur greifen möchte, um auszuprobieren, wie das Ganze nun genau funktioniert. So einfach ist es aber natürlich nicht. „Amateurfunker brauchen eine Funklizenz. Sie müssen eine Prüfung ablegen, die aus drei Teilen besteht: Technik, Gesetzeskunde und Betriebstechnik“, erklärt der studierte Nachrichtentechniker, der schon mit 13 zum Funken kam und seinen Traum tatsächlich zum Beruf gemacht hat.
Amateurfunker aus Rheinhausen: Mehr als 160 Stunden Lernzeit
Und diese Prüfung bei der Bundesnetzagentur hat es in sich. Jedes Modul wird rund 60 Minuten geprüft, erst dann darf der frisch gebackene Neuzugang ohne seinen Ausbilder ans Gerät. Michael Mittler verrät, dass er im vergangenen Jahr rund 160 Stunden an Lernzeit investiert hat, bis er sicher war, alle Fragen und Aufgaben meistern zu können. Das ist eine Menge Holz, nur um einmal kurz mit der ISS sprechen zu können.
Doch mittlerweile schreckt das wieder weniger Menschen ab, denn im Katastrophenfall sind die heiß geliebten Handys ohne Strom und Netz völlig nutzlos. Funk funktioniert mit Stromgeneratoren trotzdem. Sowohl im nahen Umfeld als auch quer über den Globus, abhängig vom Frequenzbereich. „Das ist für viele Leute interessant und neuerdings haben wir sogar eine Frau, die sich bei uns schulen lässt“, freut sich Indek. Es gibt unter den 57 Mitgliedern der Rheinhauser Gruppe zwar einige Damen, aber das sind in den allermeisten Fällen die Ehegattinnen, die eher aus Geselligkeit ab und zu mit ins ehemalige Mädchengymnasium an der Schwarzenberger Straße 147 kommen, wo die Funker im zweiten Stock ihren Klubraum haben.
Amateurfunk in Duisburg: Hobby für Kinder ab etwa zehn Jahren
Dort finden sich gleich mehrere Generationen an Funkequipment. Sowohl neueste Technik, die mitunter computerbasiert arbeitet, als auch ganz alte, selbst zusammengebastelte Röhrengeräte, die eher wie ein Kunstobjekt aussehen als ein technisch funktionierendes Gerät. „Den Elektrotechnikbereich darf man nicht unterschätzen, man muss ganz viel über Widerstände oder Spannung wissen und defekte Teile selber reparieren können“, erzählt Michael Mittler. Er ist nicht aus Blackouterwägungen heraus zu seinem neuen Hobby gekommen, sondern wurde in der Kita von einem anderen Vater rekrutiert. „Erst war ich echt skeptisch, aber als der Horst mir erklärt hat, was sie hier alles machen, da war ich fasziniert. Und meine beiden Töchter löten mittlerweile auch ganz begeistert mit.“
Interessant wird das Hobby für Kinder ab etwa zehn Jahren. Früher sind die Kurzen mit dem Lernstoff noch überfordert. Doch wer technisch interessiert ist, dem bietet sich ein weites Spielfeld an Möglichkeiten. „Wir nehmen an mehreren Wettbewerben teil. Einer davon ist der Field-Day, da gehen wir 24 Stunden mit den ganzen Gerätschaften raus aufs Feld und funken von dort.“ Letztes Jahr war die Truppe auf der Halde Hohewart und hat bewiesen, dass sie diese Übung, die ja im Endeffekt auch etwas von einem Katastrophenszenario hat, wunderbar meistern kann.
Funken von Duisburg in die Ukraine ist aktuell verboten
Unterhaltungen führen die Funker rund um die Welt. „Das sind dann Menschen, die kommunikativ sind und reden wollen. Das kann ich zwar mit dem Handy auch, aber wenn ich eine beliebige Nummer in Argentinien wähle und einfach nur quatschen möchte, dann wird das in der Regel ein kurzes Gespräch“, meint Michael Mittler lachend und bleibt lieber bei seinem Funkgerät.
Auch wenn es technisch möglich ist, so ist der Funkkontakt in die Ukraine momentan verboten. „Die Russen könnten mühelos durch eine Kreuzpeilung den Standort des Empfängers ermitteln und das ist natürlich gefährlich.“ Deshalb sind Funkwellen nicht in allen Fällen des Rätsels Lösung. Aber es bleibt ein faszinierendes Hobby, bei dem junge und ältere Menschen sehr viel lernen und basteln können.
Wer Lust hat mitzumachen, der schaut auf die Homepage dl0rn.de. Das ist die offizielle Rufnummer der Rheinhauser. Wer Horst Indek selbst sprechen möchte, der ruft DF6JY.