Duisburg-Rheinhausen. 100 Jahre Künstlerbund: Museumsverein sucht für eine Ausstellung in Rheinhausen noch Werke der Gründer – vor allem von Marianne Nieten-Overbeck.
Manchmal sind es Zufälle, die eine Entwicklung ins Rollen bringen. Da sucht das Museum St. Laurentius für eine Ausstellung Werke des Malers Peter Stermann. Eine Kölner Familie stößt im Internet auf unseren Zeitungsartikel zur Bilderschau im Duisburger Westen und meldet sich gerade noch rechtzeitig, um am letzten Öffnungstag der Ausstellung noch schnell nach Rheinhausen zu kommen. Im Gepäck hatten die Gäste die frohe Botschaft, dass sie von ihrer Mutter, die mit dem Maler befreundet war, Bilder des Duisburger Künstlers Peter Stermann geerbt haben.
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Nun war die Rheinhauser Ausstellung über Stermann bei der Begegnung am 2. Oktober zwar schon fast vorbei, aber der überraschende Besuch aus Köln mit der Aussicht, die Bilder leihen zu dürfen, hat sich dennoch gelohnt: Der Verein „Freunde des Museums St. Laurentius“ plant nämlich zum 100. Geburtstag des Duisburger Künstlerbunds im kommenden Jahr in seinem kleinen Museum eine große Ausstellung über alle Gründungsmitglieder. Und zu denen gehört eben auch Peter Stermann, dessen Arbeiten in diesem Rahmen auch noch einmal gezeigt werden.
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„Wir freuen uns riesig“, sagt die Vorsitzende des Museumsvereins Sabine Haustein, die sich vor drei Jahren gemeinsam mit ihrem Mann Burkhard Biella in das Abenteuer gestürzt hat, so viel wie möglich über die zehn Künstler zu finden, die sich in den wirtschaftlich schwierigen 20er Jahren in Duisburg zusammen taten, um ihre gemeinsame Leidenschaft leichter leben zu können. Sie schlossen einen Bund, der bis heute gehalten hat.
Einzelausstellungen: Volkram Anton Scharf, Heinrich Seepolt und Peter Stermann
Mit drei Einzelausstellungen über Volkram Anton Scharf, Heinrich Seepolt und Peter Stermann haben die Spurensucher den Reigen über die Duisburger Künstler in ihrem Museum in der Eisenbahnsiedlung in den vergangenen drei Jahren schon eingeläutet. Als besonderes Intermezzo werden 2023 zum Jubiläum die Gründungsmitglieder gemeinsam gewürdigt, bevor danach wieder die einzelnen Maler in den Blickpunkt rücken.
Der Kölner Bildersegen mit neuen alten Schätzen von Peter Stermann kommt den Ausstellungsmachern gerade recht, denn zum 100. Geburtstag sollen in Rheinhausen nur Werke gezeigt werden, die vorher noch nicht zu sehen waren. Das ist alles andere als einfach, denn der zeitliche Rahmen ist eng gesteckt: Gezeigt werden Arbeiten aus den Anfangsjahren des Künstlerbunds – von der Gründung bis zum Jahr 1945. Das ist eine Herausforderung. „Da ist leider so einiges durch Bomben oder Brände vernichtet worden,“ sagt Sabine Haustein.
Sorgenkind: Marianne Nieten-Overbeck
Dennoch: Vieles haben die Rheinhauser schon zusammentragen können. Zum Beispiel ein Selbstbildnis von Volkram Anton Scharf aus dem Jahr 1928. Oder ein abstraktes Gemälde von Heinrich Seepolt. „Das ist ein tolles Fundstück, weil wir hier mal ganz andere Nuancen von ihm sehen“, freut sich Sabine Haustein. Allerdings gibt es auch ein großes „Sorgenkind“: Von Marianne Nieten-Overbeck, der einzigen Frau unter den zehn Gründungsmitgliedern, gibt es nur wenig. „Wir haben bisher nur zwei Zeichnungen und ein Ölbild.“
Die Ausstellung soll am 7. Mai 2023 im Museum St. Laurentius eröffnet werden
Sabine Haustein und Burkhard Biella haben bei ihren Recherchen herausgefunden, dass die Malerin, die Anfang der 30er Jahre nach Mannheim gezogen ist, vorher in ihrer Duisburger Zeit viel verkauft haben muss. Aber wo sind die Bilder? „Wir hoffen sehr, dass wir über unseren Aufruf Kontakt zu Menschen bekommen, die Werke von ihr haben.“ Marianne Nieten-Overbeck war bekannt für ihre Malerei im Stil der Neuen Sachlichkeit. Von ihren sozialkritischen Darstellungen, davon ist Sabine Haustein überzeugt, müssten in Duisburg noch einige zu finden sein.
Hermann Bänder, Hans Grohmann, Willi Kelter, Werner Kreuzhage, Marianne Nieten-Overbeck, Volkram Anton Scharf, Julius Schmitz-Bous, Heinrich Seepolt, Peter Stermann und Artur Zahn haben damals gemeinsam angefangen. Aber nicht alle zehn Gründer des Duisburger Künstlerbunds waren gleich erfolgreich. Peter Stermann zum Beispiel machte sich einen Namen in Berlin und wurde neben Werken von Max Ernst gezeigt. Volkram Anton Scharf hingegen blieb eine lokale Größe. Im Museum St. Laurentius sollen sie alle möglichst ausgewogen und gleichwertig präsentiert werden. „Aber dafür ist es natürlich wichtig, dass wir auch von allen genügend Werke haben.“ Fünf Monate haben Sabine Haustein und Burkhard Biella noch Zeit für die Suche – die Eröffnung der Ausstellung wird am 7. Mai sein.
>>> WER HAT BILDER VON DIESEN ZEHN DUISBURGER KÜNSTLERN?
- Der Verein „Freunde des Museums St. Laurentius“ sucht für seine Ausstellung zum 100. Geburtstag des Duisburger Künstlerbunds Bilder, Skulpturen oder Fotografien der zehn Gründungsmitglieder.
- Wer Werke von Hermann Bänder, Hans Grohmann, Willi Kelter, Werner Kreuzhage, Marianne Nieten-Overbeck, Volkram Anton Scharf, Julius Schmitz-Bous, Heinrich Seepolt, Peter Stermann oder Artur Zahn hat, der kann sich unter folgender Adresse melden: per E-Mail an museum.st.laurentius@web.de oder postalisch an Freunde des Museums St. Laurentius e.V., Maiblumenstraße 70, 47229 Duisburg.