Duisburg-Rheinhausen. Der Verein „Young Supporters“ aus Rheinhausen bittet zum Totenfest. Der Brauch aus Mexiko zeigt eine ungewöhnliche Art der Trauerbewältigung auf.

Trauer und Tanzen, der Tod und das Fest: Es sind auf den ersten Blick Widersprüche. Dass das Erinnern an Verstorbene aber nicht nur eine traurige und stille Angelegenheit sein muss, beweist ein Blick nach Mexiko. Dort ist der „Día de los muertos“, der Tag der Toten, ein fröhliches Fest. „Ein großer Kontrast zu Deutschland“, weiß Christiane Honig vom Verein „Young Supporters“ aus Rheinhausen. Für den Duisburger Verein, der sich hauptsächlich um trauernde Kinder und Jugendliche kümmert, ist das Totenfest mittlerweile eine feste Institution. Am Samstag, 5. November, bitten die Young Supporters interessierte Erwachsene von 18.30 bis 21 Uhr ins Gemeindezentrum Christus König, um gemeinsam mit den Toten zu feiern.

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„Es ist in Mexiko ein riesiges Fest“, schwärmt Honig von den vielen Bräuchen, die mit dem Fest verbunden sind. Die Mexikaner feiern es vom 31. Oktober bis zum 2. November, Verkleidungen, Schminke, Musik und Tanz gehören dazu. „Die Toten finden an diesen Tagen den Weg zu den Lebendigen“, sagt sie. Eine Vorstellung mit einer starken Botschaft: „Sie werden nicht vergessen.“

Totenfest in Duisburg: Verstorbene bleiben im Gedächtnis

Die Verstorbenen sollen im Gedächtnis bleiben. „Das ist in unseren Kulturbreiten eher anders“, sagt Honig. „Wir reden oft nicht darüber, denn das mache ja nur traurig.“ Viele Trauernde berichten zudem, dass das Umfeld einige Zeit nach dem Tod eines geliebten Menschen weniger Verständnis für die Situation aufbringt. Oft fielen Sätze wie „Kannst du nicht mal über etwas anderes sprechen?“ „Viele Trauernde finden keinen Raum, wo sie ihre Trauer teilen können. Und aus diesem Anlass sagen wir: Dieses Fest ist wunderbar“, so Honig. In den vergangenen Jahren seien viele zum Fest erschienen, selbst dann, wenn die Trauer schon lange vorbei ist.

Die Young Supporters aus Rheinhausen laden in diesem Jahr wieder zum Mexikanischen Totenfest. Das Foto zeigt das Fest aus dem Jahr 2017. Trauernde können hier gemeinsam mit den Toten feiern.
Die Young Supporters aus Rheinhausen laden in diesem Jahr wieder zum Mexikanischen Totenfest. Das Foto zeigt das Fest aus dem Jahr 2017. Trauernde können hier gemeinsam mit den Toten feiern. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Seinen Ursprung habe das Totenfest aus einer Verbindung des aztekischen Brauchtums und katholischen Traditionen. „Bei den Azteken war es so, dass das Betrauern von Toten respektlos war.“ Denn: Der Tod sei nicht das Ende des Lebens, sondern nur ein neuer Lebensabschnitt. „Die Toten sind nach wie vor Teil der Gesellschaft.“ Mexikanische Familien stellen zum Fest eine „Ofrenda“, einen buntgeschmückten Altar auf. Auch Blumen sind auf ihm zu finden, die helfen, dass die Verstorbenen den Weg zu den Lebendigen finden, erklärt Honig. „Wir gestalten unser Fest so, dass jeder Trauernde ein Foto des Verstorbenen, eine Kerze und etwas zu essen, möglichst die Leibspeise des Verstorbenen, mitbringt.“

Tanzen mit den Toten beim Totenfest in Rheinhausen

Auch bei den Young Supporters gibt es eine Ofrenda, sie steht beim Fest in einem abgedunkelten Raum. „Jeder Trauernde betritt einzeln den Raum und stellt seine Kerze auf“, sagt Honig. So werde der Raum nach und nach erhellt. In einem zweiten Durchgang folgt das Aufstellen der Fotos, anschließend das der Speisen. „Nach den drei Durchgängen betreten dann alle den Raum, um gemeinsam die Toten zu rufen.“ Dabei unterstützen auch Musikinstrumente. „Schließlich wird gemeinsam mit den Toten getanzt.“ Dabei können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Bild der Verstorbenen nehmen, sie den anderen Besuchern zeigen – und so ganz automatisch miteinander ins Gespräch kommen.

„Es gibt auch immer Menschen, die wollen das nicht. Die tanzen dann alleine – oder gar nicht“, sagt Honig. Sie betont: Auch das sei in Ordnung, jeder könne an dem Abend selbst entscheiden, welche Bräuche ihm zusagen – und welche nicht. Und: „Man muss nicht katholisch sein, um mitzumachen“, betont sie. „Das richtet sich an jeden, wir sind nicht konfessionsgebunden und arbeiten mit allen Menschen.“

>>> MEXIKANISCHES TOTENFEST IN RHEINHAUSEN – ANMELDUNG ERFORDERLICH

  • Das Mexikanische Totenfest der Young Supporters startet am Samstag, 5. November, um 18.30 Uhr im Gemeindezentrum Christus König, Lange Straße 14, in Bergheim und richtet sich an (junge) Erwachsene.
  • Teilnehmer sollten eine Kerze, ein Foto des Verstorbenen und eine Kleinigkeit zu essen mitbringen. Auch Verkleidungen und Schminke sind gerne gesehen. Wer geschminkt werden möchte, ist ab 17.30 Uhr willkommen.
  • Eine Anmeldung bis zum 3. November ist per E-Mail an kontakt@young-supporters.com oder telefonisch unter 02065/90133417 erforderlich. Der Eintritt ist frei, der Verein sammelt Spenden für seine Kindertrauergruppe.