Duisburg-Homberg. „Schwarzes Gold“ am laufenden Meter: Mit 70 Ständen zieht in der Homberger Glückauf-Halle wieder eine Schallplattenbörse hunderte Vinyl-Fans an.
Während die Einen bei Vinyl an belastungsresistente PVC-Böden denken, kommen andere ins Schwärmen und fangen an, von Musik zu reden. Beides ist natürlich völlig richtig, denn sowohl die Auslegeware als auch herkömmliche Schallplatten werden aus Polyvinylchlorid (PVC) hergestellt. Und genauso unterschiedlich wie diese Definition ist auch die Haltung vieler Menschen zu ihrem persönlichen Tonträgermaterial. Miriam aus Wesel beispielsweise ist selbst eher Streaming-Fan, begleitet ihren Mann aber gerne auf CD und Schallplattenbörsen, wo der konzentriert die Pappkartons, Stapelboxen oder Holzkisten der einzelnen Anbieter durchforstet. Da ist er bei Weitem nicht der Einzige. Bis Sonntagmittag haben bereits 600 Besucher die insgesamt 70 Stände genauestens unter die Lupe genommen. Veranstalter Alexander Lauber rechnet an den zwei Tagen (2. und 3. Oktober) sogar mit insgesamt 2000 Plattenliebhabern.
Für Fans zählt das Erlebnis, eine Platte bewusst zu hören
Die Stimmung in der Halle ist ernst und sehr fokussiert. Das überwiegend männliche und in dezentem Schwarz gekleidete Publikum besteht mehraus fachkundigen Sammlern als aus fanatischen Musikfans, die einem raren Stück ihrer Lieblingsband nachjagen. Max aus Wesel sucht unspezifisch im Metal-Bereich. „Ich habe erst eine kleine Sammlung, aber es ist ein total schönes Hobby, die LPs wirklich in der Hand zu haben“, erzählt er. Mit „Klein“ meint er übrigens rund 500 Schallplatten. Beinahe bewundernd schaut er zu seinem Kumpel rüber, der gerade die Punkkiste inspiziert: „Sein Vater hat insgesamt 40.000 Stück.“ Bei diesem Hobby ist es ziemlich egal, dass das Anhören dieses Portfolios Nonstop gute viereinhalb Jahre dauern würde. Es geht um das Erlebnis, wenn man sich für eine Platte entscheidet und diese dann ganz bewusst hört.
Schallplattensammeln ist oft kein kostengünstiges Vergnügen
„Ich habe natürlich noch die alten Plattenspieler aus den 80ern, aber auch ein modernes Gerät mit vielen Einstellungsmöglichkeiten“, erzählt Max weiter. Hier klingt schon an, dass auch das Schallplattensammeln nicht unbedingt ein kostengünstiges Vergnügen ist. Besagte High-End-Plattenspieler können gut und gerne vierstellige Summen abrufen. Wer sich für ein neues Album einer Band entscheidet, der zahlt für eine CD rund 15 Euro, für eine frisch gepresste Vinylausgabe das Doppelte.
Publikum bei der Schallplattenbörse in Duisburg-Homberg schätzt formschöne Stücke
„Bei den Sammlern ist der Preis nicht ausschlaggebend, sie wollen die ganze große LP in der Hand haben, sie wollen das Booklet lesen können und einfach ein formschönes Stück besitzen“, erklärt Frank Mönikes vom Plattenladen „Archiv“ in Dortmund und verkauft nebenbei eine nigelnagelneue Bohemian Rhapsody LP an einen strahlenden Kunden. Mit 22 Euro ein moderater Preis. Mönikes bietet in seinem Geschäft primär Neuware an und kann den Liebhabertrend zur Schallplatte seit Beginn des Millenniums nur bestätigen. „Ende der 80er gab es kaum noch Produktionsstätten für Schallplatten, weil jeder nur noch CDs haben wollte. Doch dann haben die Leute sich wieder darauf besonnen, Musik bewusst zu konsumieren. Dazu gehört auch das Zeremoniell des Auflegens und Wendens.“
Vom Krautrock bis zum Volkslied ist in der Glückauf-Halle alles zu haben
Was alles gelegt und gewendet wird, ist genauso vielseitig wie bei den silbernen CD-Kollegen. Von Krautrock über deutsche Volkslieder bis hin zu Winnetou und Perry Rhodan Platten ist in der Glückauf-Halle alles am Start. Die Anbieter bestehen sowohl aus Profis wie Frank Mönikes, als auch aus Privatleuten, die ihre Sammlung auflösen möchten. „Diese Mischung ist uns wichtig. Hier kann jeder mitmachen. Er muss sich nur auf der Homepage anmelden, der Rest ist ganz einfach“, erklärt Veranstalter Alexander Lauber.
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Gemeinsam mit seinem Vater, der in dem jungen Mann, der altersbedingt eher zur Spotify-Generation gehört, die Liebe zum schwarzen Rund geweckt hat, organisiert er in nahezu ganz Deutschland die Börsen. Und er hat gute Nachrichten für Duisburg. Denn wer das jetzige Event verpasst hat, der kann sich auf den 5. Februar 2023 freuen, denn dann wird es in der Glückauf-Halle eine neue Börse geben, auf der übrigens auch gefeilscht und gehandelt werden darf. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage der Agentur Lauber unter www.schallplatten-boersen.de.