Duisburg-Duissern. Vor einem Jahr, mitten im Corona-Lockdown, hat Zepp Oberpichler das Plattengeschäft 33 ⅓ übernommen. So hat er die Monate er- und überlebt.
Im Schallplattenladen „33 1/3“ an der Moltkestraße in Duissern hat Inhaber Frank „Zepp“ Oberpichler schwierige Zeiten hinter sich. Mitten in der Pandemie hat er den Laden, den es seit rund vierzig Jahren in Duisburg gibt, übernommen – und musste direkt improvisieren. Viele Besucherinnen und Besucher blieben dem Geschäft fern. Statt Regelbetrieb, Lesungen oder kleinerer Konzerte blieb sein Laden in den Lockdown-Phasen geschlossen. Er verrät, wie er dennoch dank einer kreativen Idee die bisherige Corona-Krise überstand und warum die Schallplatte aus seiner Sicht immer noch zieht.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Scheiben wohin das Auge reicht. Zepp Oberpichlers Sortiment an Schallplatten zu fast jedem Musikgenre kann beim erstmaligen Besuch schon mal überwältigen. „Hier brauchst du ne Liste, wenn du nur mal eben wat kaufen willst“, erklärt ein Besucher grinsend, während er nach erfolgreichem Stöbern mit ein paar Exemplaren zur Kasse geht. „Oft sucht man zwar etwas ganz Bestimmtes, geht dann aber mit fünf Platten mehr nach Hause“, erklärt der Kunde, der auch heute mehrfach fündig geworden ist. Und er ist an diesem Nachmittag nicht der einzige Schatzsucher: Immer wieder klingelt Oberpichlers Telefon für neue Bestellungen oder Ratschläge, ständig öffnet sich die Ladentür und neue Musikfans betreten staunend das kleine Geschäft mit den knapp 30.000 Platten.
Neben Stammkunden entdecken auch immer mehr Jüngere das Schallplattengeschäft in Duisburg-Duissern
„Wir begrüßen neben unserem treuen Stammpublikum neuerdings auch immer mehr junge Leute“, erklärt Oberpichlerzufrieden. „Die Leute haben einfach Sehnsucht nach Sachen zum Anfassen, nach Authentischem in Zeiten der Digitalisierung und natürlich nach Qualität.“ Schließlich klängen gepflegte Schallplatten im Gegensatz zu CDs oder Tonbändern nach vielen Jahren immer noch gleich, erklärt er. Nicht nur diese Robustheit machen die Vinylplatten aus seiner Sicht „gerade wegen ihrer Altertümlichkeit zu einem modernen Medium.“
Auch interessant
Vom Vinyl-Nerd bis hin zum Gelegenheitskäufer – die Schallplatte zieht in Duisburg also nach wie vor. Hinzu komme die „Aufenthaltsqualität“ in Oberpichlers Laden, wo neben professioneller Beratung auch gerne auch mal ein Kaffee getrunken und über dies und jenes gequatscht wird. „Um nen Plattentipp bin ich selten verlegen“, lacht der 54-Jährige. Wer den lokalen Einzelhandel gegenüber Amazon und Co. unterstützen will, der sei in seinem Laden genau richtig.
„Wundertüten“ helfen Zepp Oberpichler durch die Corona-Pandemie
Die Unterstützung vor Ort ist für „33 1/3“ in Zeiten von Corona enorm wichtig. Als er den Laden im Januar 2021 übernommen hatte, erlebte Duisburg gerade den zweiten Lockdown. Doch Not macht erfinderisch. In den sozialen Medien machte er auf sein Geschäft und eine ganz besondere Aktion aufmerksam: Mit „Wundertüten“, in denen er je nach Genre verschiedenste Schallplatten mit seinen zwei Mitarbeitern zusammengestellt und an seine Kunden verschickt hat, konnte Oberpichler die harten Lockdown-Monate einigermaßen überstehen und die Einnahmeverluste teilweise ausgleichen.
Auch interessant
Die Wundertüte gibt es weiterhin, zum Beispiel als Abonnements von „Rock the House“, „Black Sounds Matter“ oder „Klassisch schön“. „Trotzdem holst du das Geld so natürlich nicht rückwirkend wieder rein“, sagt der Chef, der selbst auch als Musiker unterwegs ist. Vor allem die Kontrolle der 2G-Regel halte nach wie vor viele vom Besuch ab. Umso wichtiger sei die Treue seines Stammpublikums. „Die Besucherfrequenz ist von den wechselnden Verordnungen beeinflusst“, weiß er. „Da bin ich dankbar für die Leute, die trotz Corona immer wieder kommen.“
In diesem Moment betritt ein junges Paar den Laden. Pflichtbewusst zeigen sie Zepp Oberpichler ihre Impfnachweise und fangen sofort an, sich im Vinylparadies zu verlieren. Beim Blick auf deren Begeisterung für sein Sortiment bekommt Oberpichler leuchtende Augen. Corona zum Trotz bleibt er optimistisch. Von möglichen Verschärfungen der Corona-Regeln oder gar einen dritten Lockdown will er sich nicht verunsichern lassen. „Ach, da lass ich mir dann halt wieder etwas einfallen“, gibt er sich kämpferisch.
>> Die Öffnungszeiten
● Das Fachgeschäft ist montags, dienstags, donnerstags und freitags jeweils in der Zeit von 14 bis 18.30 Uhr geöffnet, samstags von 12 bis 15 Uhr geöffnet. Es gilt aktuell die 2G-Regel, Einlass bekommen also nur Geimpfte oder Genesene, die das bitte per App, mit dem Impfausweis und zusätzlichem Personalausweis nachweisen.
● Nähere Infos gibt es zudem unter der Rufnummer 0203 3467830