Duisburg-Homberg. Seit Jahren pflegt ein Duisburger Paar seinen eigenen verwunschenen Garten in Homberg. Warum die Oase ein Paradies für Mensch und Tier ist.
Da staunten die Eichhörnchen nicht schlecht. Von einem Tag auf den anderen hatten sie ihren alten Wanderweg von der Garage in den verwunschenen Garten verloren. Dabei hatten Katharina und Ulrich Hirtz ja nur einem Baum beschnitten, der zu ausladend geworden war. Aber die „eingestürzte Brücke“ ist längst repariert. Ein dicker, abgeschnittener Ast wurde in den Baum geklemmt und reicht bis zur Garage. Die Eichhörnchen haben ihren Laufsteg wieder.
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Seit 21 Jahren wohnen die beiden Naturliebhaber in Homberg. Als sie das Haus, unter dem sich eine Zisterne befindet, bezogen, konnte vom Traumgarten keine Rede sein. Das Grünzeug war sehr pflegeleicht, ein bisschen Nutzgarten, ein paar Blumen, ein leerer Teich. Gereift sind die 500 Quadratmeter in den Jahren zu einem Paradies für Igel, Vögel, Frösche, Kröten und Käfer. Und natürlich für die Menschen.
Garten in Homberg: Obstbäume, Ruheoase, Gehege für Meerschweinchen
Es wachsen Unkräuter und Wildkräuter. „Das ist ja eine Definitionssache“, lacht die Besitzerin. Sie nimmt es nicht so genau, verwendet keinen Rindenmulch, der besagtes Unkraut aus dem Garten fernhalten soll. Und natürlich ist jegliches Gift tabu. Sie lauscht in die Natur hinein. „Manchmal suchen sich Pflanzen ja einen Standort selbst aus, der ihnen gefällt. „Da wachsen sie dann tatsächlich am allerbesten.“
Mehrere Obstbäume gedeihen im Garten, kleine Ruheoasen hat sich das Ehepaar geschaffen, liebevoll mit Kunst dekoriert. Dazwischen liegen Steine und ein Holzstück, bei dem man die einzelnen Fasern erkennt und der frühere Baum ein Stück seines Leben preisgibt. In Töpfen wachsen neue Pflänzchen heran, knallrote Kirschen sind ein echter Blickfang und die Meerschweinchen haben ein eigenes, geräumiges Gehege, indem sie es sich im Sommer gutgehen lassen.
Duisburger Ehepaar kocht auch seinen Brennnesseln Tee
Pflanzen, die bei anderen Gartenbesitzern längst in der Biotonne gelandet wären – wie Brennnesseln – wandern in den Topf und werden zu Tee verarbeitet. Eine Wasseroase, kaum sichtbar hinter hohen Pflanzen versteckt, bietet Seerosen, Fröschen und Kröten einen idealen Lebensraum. „Der Teich ist so verborgen, dass ihn selbst der Fischreiher nicht sieht“, freut sich Ulrich Hirtz.
„Viele Pflanzen sind aus ganz Europa zu uns gewandert“, scherzt Katharina Hirtz. Eine Preißenbeere hat es aus dem Thüringer Wald bis nach Homberg geschafft. Die Agave stammt aus Sardinien, eine Nelke vom Atlantik in Spanien und die Montbretie kommt aus der Bretagne. Hier haben Mensch und Natur Sonne den ganzen Tag. Sonnenschirme in normaler Größe sind genügend vorhanden. So können sich die Naturliebhaber immer selbst Schatten spenden, wenn es zu knallig heiß wird.
Traumgarten in Homberg: Duisburger Paar hat über Jahre viel Wissen gesammelt
Da fehlt eigentlich nur noch das Huhn im Garten, damit das Selbstversorgerleben perfekt wird. Nein, auch das Federvieh fehlt nicht, obwohl es seine Heimat nicht im Homberger Garten hat. „Wir haben ein namenloses Patenhuhn, für das wir 15 Euro im Monat bezahlen und dafür immer Eier bekommen“, erzählt Katharina Hirtz. Auch ein Pferd gibt es noch, das natürlich ebenfalls sein Leben nicht im Garten fristet.
Viel Wissen hat das Ehepaar in den Jahren gesammelt, so dass es weitestgehend auf Dünger verzichten kann. Denn manche Pflanzen helfen sich gegenseitig, wenn man sie in ihre Nachbarschaft pflanzt und halten Schädlinge ab. So können die Naturfreunde das ganze Jahr über Köstlichkeiten ernten und sich tatsächlich fast autark verpflegen. Obst und Gemüse wie Mangold, Heckenzwiebeln und Schwarzkohl, den man ganzjährig ernten kann, sorgen für einen gut gedeckten Tisch für die beiden. Der Apfelbaum, an dem in diesem Jahr einige wenige Äpfelchen baumeln, hatte im vergangenen Jahr 50 kg zu bieten. „Denn die tragen immer alle zwei Jahre.“ Der Garten ist nicht nur eine Augenweide. Es duftet alle paar Meter anders nach Sommer. Ein Gedicht für alle Sinne.
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Und wenn tatsächlich mal eine Erkältung im Anmarsch ist, dann wird aus dem Spitzwegerich ein Gebräu gegen Husten gezaubert. Wie man einen solchen Garten in Schuss halten kann, wenn man voll berufstätig ist, weiß Katharina Hirtz. „Man muss sich gut organisieren, damit man alles unter einen Hut bekommt. Aber man kann das schaffen.“ Ein Blick in das Grün hinterm Haus ist der Beweis.