Rheinhausen. Klimaschutz hat sich der Bauverein Rheinhausen auf die Fahnen geschrieben. Wie die Wohnungsbaugenossenschaft ihn erreichen will.
Wenn es darum geht, die Wohnungsgesellschaft Bauverein Rheinhausen zu beschreiben, redet Marten Thöne (37) Klartext. Er ist Vorstandsvorsitzender und nennt einen Dreiklang, der ihm wichtig ist: ökologisch, sozial und ökonomisch. Die drei selbstgesteckten Ziele kann man unter einen Hut bringen, das beweist das Unternehmen seit langem. Mittlerweile geht es vor allem um Nachhaltigkeit beim Wohnen, um ein grünes Umfeld, um Klimaziele. Da alle Punkte gleichermaßen beachtet werden, ist es kein Wunder, dass die Bürger Schlange stehen, um eine der attraktiven Wohnungen zu ergattern.
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Den Genossenschaftsgedanken lebt der Bauverein so wie schon bei seiner Gründung 1919. Nur die Schwerpunkte haben sich etwas verschoben. „Wir wollen gutes, bezahlbares Wohnen“, betont Thöne. Und das kann die Wohnungsbaugesellschaft umsetzen, „weil es uns nicht um hohe Renditen geht.“ In erster Linie wird seit langem in Instandhaltungsmaßnahmen investiert. Das mache klimapolitisch Sinn, weil Wohnen bei den gesetzlichen Vorgaben sonst immer teurer werde.
Unterirdischer Wasserspeicher
Neue Grundstücke zu bekommen, sei bekanntermaßen schwierig. Also steckt der Bauverein einen Teil des Geldes in energetische Maßnahmen und in die Außenanlagen der Bestandshäuser. Eine gigantische Fläche an Garagendächern wurde mittlerweile begrünt, das Unternehmen hat eigens Gärtner und Landschaftsgärtner eingestellt, die sich um das Umfeld der Häuser kümmern. Auf 800 qm ergrünen alleine in diesem Jahr Garagendächer. Das Unternehmen besitzt eine eigene Gärtnerei, um die Kosten überschaubar zu halten.
Die Dach- und Fassadenbegrünung nimmt schon bei den Planungen einen breiten Raum ein. Marten Thöne hat auf ökologische Themen ein ganz besonderes Augenmerk. „Wir möchten für unsere Mieter Wohlfühlqualität in ihren Lebensräumen, weil wir die Mieter respektieren“, sagt der Chef. Es sei in diesen Zeiten eine gigantische Herausforderung, die 500 Häuser und 3000 Wohnungen energetisch für die Zukunft fit zu machen.
„Zurzeit machen wir eine Bestandsaufnahme, wie unsere Häuser ausgestattet sind, erste Projekte haben wir schon in Angriff genommen. Aber es wird sicherlich ein Jahr dauern, bis diese Registrierung abgeschlossen ist“, schätzt der Vorstandsvorsitzende. Neubauten machen es natürlich einfacher. Das neue Verwaltungsgebäude an der Uhlandstraße, das in dieser Woche bezogen wurde, konnte beispielsweise mit allen möglichen energetischen und klimaschützenden Maßnahmen ausgestattet werden.
Unterirdischer Wasserspeicher
Unter dem Haus wurden Rigolen verbaut, das sind unterirdische Wasserspeicher. „Bei Starkregen können sie 300 Liter Wasser pro Stunde pro Quadratmeter aufnehmen. Das entspricht der Größe von zwei Sattelschleppern“, beschreibt der 37-Jährige die gigantischen Dimensionen. Bei dem Gebäude ist der Bauverein auf das Ereignis eines Starkregens vorbereitet, der einmal in hundert Jahren erwartet wird. So wird bei einem solchen Unwetter selbst die Tiefgarage nicht überflutet.
Über 80 Prozent beim Heizen kommt über die Fernwärme, die eigene Photovoltaikanlage deckt den Strombedarf bis zu 40 Prozent ab. Marten Thöne freut sich über eine Zahl in diesen Zeiten der rasant steigenden Energiepreise ganz besonders: „Wir können unseren Mietern versprechen, dass die Strom- und Gaspreise bis 2025 stabil bleiben. Denn wir haben sehr frühzeitig mit den Stadtwerken Verträge ausgehandelt, die uns einen konstanten Preis in den kommenden Jahren sichern.“
Fünf Euro Kaltmiete pro Quadratmeter
Bei Neubauten achtet der Bauverein Rheinhausen schon jetzt darauf, dass die Gebäude CO2-neutral gebaut werden, dass Regen versickern kann, Dächer begrünt und die Gebäude mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden. Im Augenblick sei die Finanzsituation wirklich gut, sagt Thöne, aber natürlich würden die Preise steigen. Besonders stolz ist er darauf, dass die Genossenschaft das Gros der Wohnungen immer noch mit einer Kaltmiete von fünf Euro pro Quadratmeter anbieten kann. „Damit liegen wir ungefähr 25 Prozent unter der Marktmiete. Wir wollen gutes, sicheres und günstiges Wohnen anbieten.“
Bewerberliste ist lang
Kein Wunder also, dass die Liste der Bewerber für eine Wohnung groß ist, das Angebot aber alle Wünsche nicht erfüllen kann. „Auf 48 Wohnungen kommen 200 Bewerber“, erklärt Thöne. Ganz besonders im Fokus steht das Bemühen, die CO2-Bilanz bei den alten Wohnungen deutlich zu verbessern. Denn eine 65-qm-große Wohnung produziert zwei Tonnen CO2 im Jahr.https://www.nrz.de/staedte/duisburg/melden-sie-sich-jetzt-fuer-den-duisburg-newsletter-der-nrz-an-id231268540.html
Stufenweise wird der Preis für den CO2-Ausstoß teurer, denn die Bundesrepublik will 2045 klimaneutral sein. Eine Tonne schlage auf Dauer mit einigen hundert Euro im Jahr zu Buche, wenn man energetisch nichts verbessere. Man müsse das Problem angehen. Und zwar jetzt. Biogas, Wärmepumpen, Photovoltaik, Elektroautos – alles steht auf dem Plan. „Der Bauverein Rheinhausen hat die Startlöcher bereits verlassen“, betont Marten Thöne.