Duisburg-West/Walsum. Probleme mit zunehmenden Lkw-Verkehr sind ein Dauerthema in Duisburg. Das denken die Landtagswahlkandidaten im Wahlkreis 62 „Duisburg II“.

Der Lkw-Verkehr in Duisburg bleibt ein Dauerthema. Wirtschaftliche Aufschwung auf der einen, genervte Anwohner und marode Straßen auf der anderen Seite.

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Vor der Landtagswahl am 15. Mai haben wir die Kandidatinnen und Kandidaten im Wahlkreis Duisburg II, der neben dem Duisburger Westen auch Walsum umfasst, gefragt: Welche Ansätze gibt es, um den Lkw-Verkehr aus den Wohngebieten rauszuhalten? Das sind die Antworten:

„Komplett von der Straße bekommen wir den Güterverkehr nicht“

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Als ein „Hauptproblem“ für die Wohnviertel Walsum und im Duisburger Westen bewertet SPD-Kandidat Benedikt Falszewski den Lkw-Verkehr. „Wir wollen den Güterverkehr vermehrt auf die Schiene und die Wasserstraßen verlagern. Komplett von der Straße bekommen wir ihn nicht“, sagt er. Er setze sich für weitere Umgehungsstraßen ein, betont, dass er froh darüber ist, dass Duisburg in wichtiger Logistikstandort sein. „Dies darf aber nicht zu starker Lärmbelastung und Staus in den Wohngebieten führen.“ Der Bau der Umgehungsstraße Hamborn/Walsum habe bereits begonnen – „Im Duisburger Westen werden auf Antrag der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Duisburg aktuell viele Optionen zur Verringerung und Steuerung des Lkw-Verkehrs ergebnisoffen geprüft - die Osttangente ist eine davon.“ Als Ratsherr habe er sich zudem für ausreichend für Lkw-Parkplätze eingesetzt – „hiervon brauchen wir mehr.“

„Belastbares und flexibles Logistiknetz erfolgskritisch für die Gesellschaft“

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Auch wenn das steigende Verkehrsvolumen Auswirkungen auf Menschen, Natur und Klima habe, sei Verkehr dennoch Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum, ist CDU-Kandidat Stefan Dase überzeugt. „Insofern ist ein belastbares und flexibles Logistiknetz erfolgskritisch für unsere Gesellschaft. Ich persönlich möchte auch nicht, dass unsere Natur neuen Straßen weicht. Der Fokus muss daher auf Möglichkeiten gerichtet werden, wie wir unsere Güter über die Schiene oder Wasserstraßen transportieren können.“ Er spricht sich für intelligente Leitsysteme in Wohngebieten aus. „Erst als letzte Maßnahmen sollte man dann auch den Bau neuer Umgehungsstraßen prüfen, um insbesondere die Anwohner von solchen Verkehren zu entlasten.“

„Der Lkw-Verkehr muss raus aus den Wohngebieten“

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Der Lkw-Verkehr werde für die Menschen in Duisburg „immer mehr zur Belastung“, erklärt Grünen-Kandidat Kevin Galuszka. „Einige Wohngegenden, insbesondere in Rheinhausen, leiden schon lange unter dem andauerndem Schwerlastverkehr. Wenn jeden Tag die Wände wackeln und der Lärm kaum noch auszuhalten ist, dann geht das auch auf die Gesundheit und Lebensqualität.“ Der Lkw-Verkehr müsse raus aus den Wohngebieten. Möglich soll das in Duisburg unter anderem durch ein Verkehrskonzept werden. „Ziel davon soll es sein, funktionierende Routen zu finden und zu ertüchtigen, die den Lkw-Verkehr aus den Wohngebieten raushalten.“ Kurzfristig spricht sich Galuszka auch für kontrollierte Fahrverbote und Verkehrslenkungsmaßnahmen aus. „Auch müssen wir langfristig den Lkw-Verkehr insgesamt reduzieren. Zum Beispiel in dem wir auch vom Land aus digitale Logistik-Lösungen fördern oder durch die Einrichtung von dezentralen Lkw-Hubs außerhalb der Wohngebiete.“

„Es gibt nicht die eine Maßnahme“

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Als wirtschaftlichen Aufschwung für die Stadt auf der einen, als Belastung für Straßen und Anwohner auf der anderen Seite bewertet FDP-Kandidat Sven Benentreu den Lkw-Verkehr in Duisburg. „Die Probleme, die dabei entstehenden, sind vielfältig: Staus, schnellere Abnutzung unserer Infrastruktur oder wild parkende Lkw. Es gibt allerdings nicht die eine Maßnahme, die alle Verkehrsprobleme in unserer Stadt lösen wird.“ Lösungen sieht er unter anderem in intelligenten Verkehrsleitsystemen und schnelleren Planungs- und Genehmigungsprozessen. „Diese können dabei helfen, beispielsweise den A 59-Ausbau schneller voranzutreiben und unsere Infrastruktur zu modernisieren.“ Zudem möchte die FDP Wasserstraßen für eine stärkere Nutzung von Güterverkehr ertüchtigen sowie eine Landeswasserstraßenstrategie erarbeiten. „Insgesamt ist es wichtig, die Rekordinvestitionen der letzten Jahre in die Infrastrukturen nicht wieder zurückzuschrauben.“

„Mehr Geld für die Erhaltung und Sanierung von Straßen“

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Nicht nur für die Anwohner, sondern auch für die marode Duisburger Infrastruktur sei der „massiv“ gestiegene Lkw-Verkehr eine Belastung, sagt AfD-Kandidat Alexander Schaary. Für eine gut ausgebaute verkehrstechnische Infrastruktur zu sorgen, die ein Logistikstandort benötige, habe man versäumt. „Wir müssen mehr Geld in die Erhaltung und Sanierung der Straßen stecken und mehr Umgehungsstraßen bauen, um die Lkw-Belastung in Wohngebieten zu verringern.“ Unter anderem möchte Schaary das „vernachlässigte“ Wasserstraßennetz in Stand setzen, um Güter von der Straße auf andere Verkehrsträger zu verlagern. „Auch das Schienennetz möchte ich ausbauen, um kombinierte Verkehrssysteme wie die rollende Landstraße zu fördern.“ Dieses habe man ebenfalls kaputtgespart und dringend benötigte Strecken abgebaut. „Die Bahn arbeitet jetzt schon am Limit, viele Strecken sind voll ausgelastet, sodass man ohne einen Ausbau des Schienennetzes nicht mehr Güter von der Straße auf die Schiene verlagern kann.“

„Verkehrslösung im Sinne der Anwohner und der Natur“

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Eine „schnelle“ und „nachhaltige“ Lösung brauche die Lkw-Verkehrsbelastung im Duisburger Westen und andernorts, erklärt Helen Klee, Kandidatin für Die Linke. „Die angedachte Osttangente stellt keine kurzfristige Entlastungslösung dar und ist auch aus Natur- und Klimaschutzsicht abzulehnen“, sagt sie. Seit Jahren gebe es alternative Konzepte, die kein wichtiges Naherholungsgebiet zerstören. Die Linke setze sich für die Entwicklung und Umsetzung einer Verkehrslösung im Sinne der Anwohner und der Natur ein. „Dafür braucht es eine umfassende Verkehrsanalyse mit Einbeziehung des Schwerlastverkehrs und ein funktionierendes Routenkonzept.“ Dort, wo Lkw die Sicherheit von Anwohner, Rad- und Fußverkehr gefährden, müsse es konsequente Sperren und Kontrollen geben. „Und wir müssen auch in Duisburg anfangen, das, was auf der Schiene transportiert werden kann, von den Lkw zu nehmen, damit sich der Lkw-Verkehr insgesamt reduziert.“

„Radikale Verkehrswende“

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„Der ausufernde Lkw-Verkehr ist unerträglich für die Menschen in den Wohngebieten, bedeutet auch eine enorme Gesundheitsbelastung, im Zeichen der drohenden globalen Umweltkatastrophe völlig daneben!“, betont MLPD-Kandidat Günther Bittel. Er fordert eine „radikale“ Verkehrswende, Gütertransport weitgehend auf Schienen, einen kostenlosen ÖPNV, Durchfahrverbote für Lkw und ein elektronisches Verkehrsleitsystem. „Für die Profite von Duisport und internationalen Konzernen soll ein Naturschutzgebiet und Naherholungsgebiet zerstört werden – das muss der breite aktive Widerstand verhindern! Nein zur Osttangente! Gegen die Spaltung der Protestbewegung aus antikommunistischen Motiven! Durchblick und Selbstorganisation sind gefragt!“

„Machbarkeitsstudien neutral und unabhängig erstellen“

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Der Logistikstandort Duisburg II wirke mit Binnenhafen, Schienen- und Lkw-Transport weit über die Grenzen NRW hinaus und müsse durch Bund und Land unterstütz werden, sagt der parteilose Kandidat Eren Kocak. Gleichwohl müssen die Belange der betroffenen Bürger im Wahlkreis „ausreichend“ gewürdigt werden. „Es kann nicht sein, dass die Cölve-Brücke seit 2017 für Verkehr, seit 2021 für Fußgänger gesperrt und der Lkw-Verkehr bei Ansiedlung von Gewerbe- und Logistikunternehmen durch die Wohnbebauung geführt wird, z.B. am Borgschenweg.“ Machbarkeitsstudien, wie etwa zur Osttangente, müssten unbedingt „unabhängig“ und „neutral“ beauftragt und erstellt werden; gleichzeitig fordert Kocak, dass weitreichende Einflüsse von Beginn an proaktiv und transparent kommuniziert werden. Bei Bauvorhaben, die Bereiche wie etwa Lärm, Emissionen, Berufsverkehr und Schulwege beeinflussen, wären Werkzeuge wie Bürgerabstimmungen denkbar, „um abstimmungsfähige Lösungsansätze zu erreichen.“