Duisburg-West/Walsum. Zum neuen Wahlkreis 62 „Duisburg II“ gehört neben dem Duisburger Westen auch Walsum. Wie lässt sich das kombinieren? Das sagen die Kandidaten.
Wenn am 15. Mai ein neuer Landtag gewählt wird, dann hoffen auch die Kandidatinnen und Kandidaten aus dem neuen Wahlkreis 62 „Duisburg II“ auf möglichst viele Stimmen für sich. Der Wahlkreis umfasst nicht nur den Duisburger Westen, also den Bezirk Rheinhausen sowie die Stadtteile Homberg, Hochheide und Baerl, sondern nunmehr auch das rechtsrheinische Walsum.
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Vor der Wahl haben wir die Kandidaten gefragt: Wie stellen Sie sicher, dass Sie sowohl die Probleme im Westen als auch die in Walsum gleichwertig beachten und angehen können? Das sind die Antworten:
„Regelmäßiger Austausch mit den Menschen vor Ort“
Als „sehr vielfältig“ bezeichnet SPD-Kandidat Benedikt Falszewski den neuen Wahlkreis. „Als Walsumer und bei meiner Arbeit als Ratsherr für Vierlinden-Süd und -Ost/Aldenrade-Nord habe ich bereits viele Walsumerinnen und Walsumer kennengelernt“, sagt er. Viele Termine und Gespräche im Wahlkampf hätten ihm zudem gute Eindrücke im Duisburger Westen ermöglicht. Auch zukünftig möchte er im Wahlkreis unterwegs sein, um mit Bürgern ins Gespräch zu kommen. „Mir ist ein regelmäßiger Austausch mit den Menschen vor Ort besonders wichtig. Zuhören und dann eine gemeinsame Lösung finden wird mein Motto bleiben.“
„Verbindungen zu den Ortsverbänden“
Stefan Dase, Kandidat für die CDU, sei aktuell noch „voll im Berufsleben als Polizist tätig“, erklärt er. „Derzeit verlasse ich mich auf meine Verbindungen zu den jeweiligen Ortsverbänden, die mich über die Probleme vor Ort unterrichten und dankenswerterweise oftmals auch Lösungsansätze mit mir diskutieren. Diese starken Netzwerke machen auch das parteiliche Miteinander aus.“ Er räumt jedoch ein: Seine Besuche auf Marktplätzen an Wahlständen oder bei Ortsterminen fallen besonders in Walsum „aufgrund der längeren Anfahrtszeit und Vollzeitbeschäftigung“ geringer aus. Aber: „Sofern die Wahl erfolgreich für mich ausfällt, erkenne ich da keine Schwierigkeit mehr.“
„Sowohl im Westen als auch in Walsum Präsenz zeigen“
Eine „Herausforderung“ sieht Grünen-Kandidat Kevin Galuszka beim neuen Wahlkreis. Sie werfe jedoch auch spannende Fragen auf. „Von Rheinhausen nach Walsum braucht man mit dem ÖPNV ungefähr 50 Minuten, in der Zeit ist man von Duisburg Mitte aus bis nach Köln gefahren. Es gibt keinen sicheren Radweg, selbst mit dem Auto muss man festhalten, dass der Duisburger Westen und der Duisburger Norden gleichermaßen sehr schlecht an den Rest von Duisburg angebunden sind“, erklärt er. Er fordert Investitionen in die Infrastruktur. „Die Mobilitätsgarantie, die wir auf Landesebene fordern, muss dann insbesondere auch in den Stadtteilen in meinem Wahlkreis umgesetzt werden.“ Zudem sei es bedeutsam, in der täglichen Wahlkreisarbeit sowohl im Westen als auch in Walsum Präsenz zu zeigen.
„Viele Probleme gelten für ganz Duisburg“
FDP-Kandidat Sven Benentreu ist überzeugt, dass viele Probleme nicht wahlkreisgebunden, sondern in ganz Duisburg präsent sind. Beispielhaft nennet er die Verkehrsinfrastruktur, die Ausstattung der Schulen und soziale Herausforderungen. „Mir persönlich ist besonders die Schaffung von mehr Chancen für Kinder und Jugendliche wichtig“, sagt er. Einen Talentscout an jeder Schule möchte seine Partei etwa etablieren. „Außerdem konnten wir NRW bereits zum Gründerland Nr. 1 machen – und das, obwohl wir im Ländervergleich beim Wirtschaftswachstum 2017 noch auf den hinteren Plätzen lagen. Diesen Weg wollen wir fortsetzen und Start-ups weiter in den Mittelpunkt rücken.“ Eine weitere Forderung: Durch den Anschluss an das europäische Wasserstoff-Pipelinenetz soll Duisburg als Industriestandort gestärkt werden.
„Direkter Bürgerkontakt und Ortsbesichtigungen“
„Der alte Wahlkreis Duisburg IV fiel einer Reform zum Opfer, da im Duisburger Norden nicht mehr genug Wahlberechtigte mit deutscher Staatsangehörigkeit wohnen“, erklärt AfD-Kandidat Alexander Schaary. Er wohnt in Friemersheim, möchte sich aber auch um die Probleme der Bürger im Duisburger Norden kümmern. Eine ähnliche Herausforderung erlebte er bei der Kommunalwahl 2020: Damals kandidierte er als Direktkandidat in Röttgersbach, wurde in die Bezirksvertretung Hamborn gewählt. „Meine Fraktionskollegin wuchs in Hamborn auf und verbrachte dort ihr ganzes Leben. Ihre Ortskenntnis ist auf kommunalpolitischer Ebene eine große Hilfe“, sagt er. Direkter Bürgerkontakt und Ortsbesichtigungen seien zudem wichtige Faktoren, um „die Sorgen und Nöte der Anwohner aus erster Hand zu erfahren“.
„Mitbestimmungsrecht für alle Bürgerinnen und Bürger“
Auf ein Mitbestimmungsrecht für alle Bürgerinnen und Bürger in sämtlichen Bereichen setzt Helen Klee, Kandidatin für Die Linke. „Viele Menschen in NRW sehen ihre Interessen im bestehenden demokratischen System nicht ausreichend berücksichtigt. Das wollen wir ändern.“ Zusätzlich möchte ihre Partei die Entschuldung der Kommunen, damit auch Duisburg Geld zur Verfügung hat: „Für unsere Schulen, Jugendzentren, Schwimmbäder, Bibliotheken, für soziale Angebote und Projekte, im Norden und im Westen.“ Die Stadt Duisburg bezeichne sich als „Investorenglücklichmacher-Stadt“ – „Ich bin dafür, dass die Menschen hier glücklich leben können und Mitwirkungsrechte bei Entscheidungen haben, die sie betreffen“, so Klee.
„Stadtteile nicht gegeneinander stellen“
Günther Bittel, Kandidat für die MLPD, erklärt: „Die Menschen müssen lernen, selbst neue Politiker zu werden, ihre Angelegenheiten in die Hand zu nehmen. Ausgehend von dieser Selbstorganisation der Wähler erfolgt die Durchführung von Versammlungen. Dort bin ich rechenschaftspflichtig und an die dort erteilten Aufträge gebunden.“ Die Stadtteile gegeneinander zu stellen sei der falsche Weg. Beispielhaft nennt er die Belastung der Bergleute durch PCB und Giftmüll unter Tage und die Zechenflutung mit drohender Grundwasservergiftung – „das betrifft den ganzen Wahlkreis, die ganze Stadt, das ganze Ruhrgebiet! Das müssen wir gemeinsam angehen!“
„Interessen innerhalb des Lebens- und Arbeitsumfelds vertreten“
„Einerseits werden die ordnungspolitischen und kulturellen Vorgaben der Landeswahlordnung beim Zuschnitt der Wahlkreise wie z.B. beim Wahlkreis 62 Duisburg II nicht ausreichend berücksichtigt“, erklärt der parteilose Kandidat Eren Kocak. Auf der anderen Seite ließen sich die Interesse der Menschen in den einzelnen Ortsteilen nicht einheitlich organisieren, „weil Ortsteile (links- und rechtsrheinisch) und Menschen (Dorfgemeinschaften und Vereine) teilweise physisch voneinander getrennt sind.“ Kocak möchte die Interessen der betroffenen Menschen innerhalb ihres Lebens- und Arbeitsumfelds vertreten. So habe er bereits viele Wünsche und Probleme in eine „Ideenbox“ aufgenommen, um erste Lösungsansätze gemeinsam zu diskutieren. „Durch direkte Bürgerbeteiligung können abstimmungsfähige Lösungsvorschläge der Verdrossenheit der Parteienpolitik über Wahlkreisgrenzen entgegenwirken.“