Duisburg-Rheinhausen. Rund 120 Zuschauer verfolgten in der Rheinhausen-Halle das Stück „Die Kehrseite der Medaille“ von Florian Zeller. Warum die Komödie überzeugte.

Nachdem der bekannte Bühnenautor Florian Zeller mit Welterfolgen wie „Die Wahrheit“ oder „Die Lüge“ das Theaterpublikum begeistert hatte, folgte jetzt „Die Kehrseite der Medaille“ in der Rheinhausen-Halle vor etwa 120 Gästen. Das Stück erweist sich als rasantes und pointiertes Kammerspiel, die Handlung ist eigentlich einfach gestrickt.

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Daniel, ein erfolgreicher Verlagslektor (chaotisch und zerfahren gespielt von Timothy Peach) will seinen Freund Patrick (Martin Armknecht) zu einem Abendessen einladen, muss aber dazu seine Frau Isabelle (Nicola Tiggeler) überzeugen. Das Problem: Dieser Patrick hat sich vorher von seiner Frau Laurence, die Isabelles gute Freundin war, getrennt und möchte jetzt seine neue Partnerin, die um 20 Jahre jüngere Emma (forsch und frech dargestellt von Nadine Menz) den beiden Freunden vorstellen. Isabelle rastet aus - und möchte allen Kontakt mit Patrick ob der verlassenen Freundin vermeiden.

Theaterstück in Rheinhausen kitzelt Midlife-Crisis unter Männern heraus

Demgegenüber fühlt sich Daniel in alter Männerfreundschaft mit Patrick noch sehr verbunden, findet als Mittfünfziger vor allem Gefallen an der selbstsicheren Emma, die erst im schwarzen, später roten Kleid eine sexy Figur macht. Der Autor kitzelt nicht nur die Probleme der Midlife-Crisis unter Männern heraus, auch die gesellschaftliche Bigotterie, das Spiel zwischen Wahrheit und Lüge findet Eingang in den Plot, denn immer wieder friert die gespielte Szenerie unter den vier Akteuren ein, und ein Spieler zeigt dem Publikum, was er/sie wirklich über die weiteren Anwesenden denkt. Die anderen verharren indes in pantomimischer Starre, bis die Szene nach dieser Form des theatralischen A-Part Sprechens, also Beiseitesprechens, weiter geht.

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So lässt sich Isabelle in einem A-Part-Beitrag entlocken: „Männer! Sobald man ihnen ein hübsches Girlie vorsetzt, rutscht ihnen das Hirn in die Hose.“ Dabei ist es ihr Mann Daniel, der immer mehr mit Emma anbändelt, sie erst mit Whisky im Affekt beträufelt, später mit Schlagsahne überzieht. Dabei stellt er sich gedanklich vor, wie „das junge Ding wohl unter dem viel zu engen Kleid aussieht.“ Patrick entgehen anfangs diese Anmachversuche seines Kumpels, will Isabelle und Daniel nach Ibiza einladen, wo er mit Emma einen Urlaub plant.

Theater in der Rheinhausen-Halle: „No-Go“-Frage droht Freundschaft zu ruinieren

„Das junge Ding“ hingegen befeuert weiter Daniels erotische Gedanken, indem sie preisgibt, dass sie ihr Geld mit Fotoshootings oder dem Jobben in Bars verdient. „Wie habt ihr Euch denn kennengelernt?“, will Daniel von den frisch Verliebten wissen. Diese Frage war als No-Go unter den Männerfreunden vereinbart worden: so droht die Szene zu eskalieren. Zumal Daniels Handlungen immer mehr aus der Hose gesteuert zu sein scheinen, so dass Isabelle der Schwerenot ihres Mannes gewahr wird. Als Patrick und Emma schlussendlich nach Hause gehen, schießt Isabelle nach: „Kommt gerne wieder, wenn ihr noch weniger Zeit habt!“, was natürlich zu herzhaftem Lachen unter den 120 Zuschauern führt.

Am Ende steht Daniel allein rauchend, und stellt sich vor, wie es gelaufen wäre, hätte er seine Anmachversuche weiter getrieben: Freund und Frau jedenfalls hätte er verloren...