Duisburg-Rheinhausen. Etwas mehr als 100 Zuschauer kamen zu den „Himmlischen Zeiten“ in die Rheinhausen-Halle. Die Handlung war dürftig, die Musik begeisterte aber.

Da ist etwas ins Stocken geraten. Das muss auch Wilhelm Breidenbach konstatieren. Der Vorsitzende der Rheinhauser Vereinigung für Kunst und Wissenschaft kann nur mäßige Verkaufszahlen für die Musical-Revue „Himmlische Zeiten“ in diesen Zeiten verkünden, etwas mehr als 100 Karten sind vorab nachgefragt worden. Dennoch, für die nächsten beiden Termine der beliebten Theateraboreihe im April („Miss Daisy und ihr Chaffeur“) und im Mai („Kehrseite der Medaille“) hoffen die Verantwortlichen auf sinkende Inzidenzwerte.

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„Mit der Theaterproduktionsfirma Landgraf haben wir für die Spielzeit 2022/23 ein Programm für die Rheinhausen-Halle auf die Beine gestellt, das wir demnächst öffentlich machen werden“, so Breidenbach weiter. Jedenfalls waren es „Himmlische Zeiten“ für die knapp 100 Zuschauer, die genug Platz für ihre Beine hatten. Es ist der letzte Teil der Trilogie, die die Vorläufer-Programme „Heiße Zeiten“ und „Höchste Zeit“ komplettiert. Das Thema ist der Übergang von den alternden Hauptdarstellerinnen aus der Hochzeit in den Herbst ihres Lebens, wie ihn die Heldinnen von der US-Serie „Sex in the City“ zu den „Golden Girls“ vollführen würden.

Musik-Revue durch die Popkultur der 70er- und 80er-Jahre in Rheinhausen

Doch zwischen ständiger Lektüre der Apotheken-Umschau, Botoxtherapie gegen hängendes Fettgewebe, Busenstraffung und Gesichtsfaltenkorrektur der vier Patientinnen einer Schönheitsklinik entwickelt sich eine rasante Musik-Revue durch die Popkultur der 70er- und 80er-Jahre. Gerade durch die gesanglichen Leistungen der Darstellerinnen wird das Publikum abgeholt, teilweise vierstimmige Chorsätze singen Angelika Mann, Patricia Hodell, Heike Jonca und Nini Stadlmann locker aus der Hüfte und tanzen mit Leichtigkeit dazu.

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Die Handlung ist eher dürftig, aber spricht die Probleme des Älterwerdens gezielt an. Themen wie Altersarmut, zunehmende Vereinsamung, aber auch schwanger über 40 werden wie nebenbei behandelt in dieser rasanten musikalischen Abfahrt. Nachdenklich stimmen jedoch Phrasen wie „Wer erinnert sich an mich, wenn nicht ich?“ aus dem Lied „Allein beim Wein“, den die an Alzheimer erkrankte Vornehme unter den Damen (Heike Jonca) melancholisch zu der Melodie von „Where do I begin“ singt. Genauso werden die Probleme ihrer alternden Männer thematisiert, die auf einmal mit über 50 Jahren anfangen jeden Tag zu joggen.

Show in der Rheinhausen-Halle hebt Werte wie Freundschaft und Solidarität hervor

Das geschieht im Lied „Midlife Crisis“ zur Melodie von „YMCA“ von den Village People. Am Ende sind alle Widrigkeiten ausgeräumt, die Hausfrau Doris ist inzwischen an einer Herzattacke gestorben und schaut auf ihre noch verbliebenen Mitstreiterinnen von Wolke Neun herab. Die anderen arrangieren sich entweder in einer Alten-WG gegen die zu befürchtende Einsamkeit, die vom Streben nach Reichtum bestimmte Finanzexpertin sieht ein, dass es neben ihren Gesichtsfalten wichtigere Probleme auf der Welt gibt und will sich sozial bei den „Ärzten ohne Grenzen“ zusammen mit ihrem Mann engagieren. Werte wie Freundschaft und Solidarität obsiegen über das Streben nach Schönheit und Reichtum.