Duisburg-Rheinhausen. Der „Beleef-TV“ gehört nun fest zur Ausstattung im Johanniter Seniorenwohnheim in Duisburg-Rheinhausen. Was der besondere Tisch alles kann.
Der Tante-Emma-Laden weckt Erinnerungen. Die Regale sind prall gefüllt, Obst, Gemüse, Konserven und vieles mehr stehen in den vielen Ablagen und auf dem Tresen. Nur wo ist der Kaffee? Die Augen huschen über das riesige Bild. Es dauert seine Zeit, bis Helmut Pawlitza seinen Finger streckt und auf die Kaffeedose tippt. Korrekt!
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Die Kaffeedose vergrößert sich durch den Klick. Zeit für ein Gespräch. „Trinken sie Kaffee?“, fragt Julia Fingerhut, Leiterin des Sozialen Dienstes im Seniorenwohnheim am Johanniter in Rheinhausen, beherzt in die Runde. „Ja!“ und „Kaffee? Ich trinke lieber Tee“, erklären die Bewohnerinnen und Bewohner, die sich um den neuartigen Tisch versammelt haben.
Neuer Tisch im Duisburger Seniorenheim begeistert die Bewohner
Seit vergangenem Jahr gehört der „Beleef-TV“, so heißt der technisch ausgestattete Tisch, fest zur Einrichtung im Seniorenwohnheim – und entwickelte sich schnell zu einer Lieblingsbeschäftigung für die vielen Bewohner. Ein großer Bildschirm ist auf der Oberfläche des Tisches integriert, der Tisch bietet rund 150 verschiedene Angebote. Benutzt werden kann der Tisch sowohl alleine als auch im Team, Spiele und Musik, Denksportaufgaben und Filme gehören unter anderem dazu. Und: „Man kann verschiedene Reizniveaus einstellen“, erklärt Julia Fingerhut. Das heißt: Je nach Krankheits- und Behinderungsgrad können die Spiele und Co. angepasst werden.
Seinen Ursprung hat der Tisch den Niederlanden – „Unsere Nachbarn sind seit Jahrzehnten Vorreiter, wenn es auch um innovative Angebote für betagte und behinderte Menschen geht“, weiß Johanniter-Sprecherin Sandra Kalkmann. Als im vergangenen Jahr eine Werbemail für den „Beleef-TV“ in Julia Fingerhuts Ordner aufploppte, war sie zunächst skeptisch. Sie informierte sich über das Gerät, bestellte es auf Probe – und war begeistert. Die zahlreichen Möglichkeiten, die das Gerät bietet, überzeugten. „Auch Bewohner mit anfänglicher Demenz nutzen den Tisch“, berichtet Fingerhut. „Die hatten am Anfang ein paar Berührungsängste, aber das hat sich schnell gelegt.“
Seniorenheim in Rheinhausen: Technischer Tisch fordert Geist und Motorik
Die verschiedenen Programme fordern Geist und Motorik, wecken Erinnerungen an vergangene Zeiten, zünden automatisch Gesprächsstoff. Und: Da der Tisch auf Rollen steht, kann er zu jederzeit auch zu bettlägerigen Patienten ins Zimmer gerollt werden. Fingerhut klappt den Tisch hochkant, sodass die Bewohner wie auf einen Fernseher schauen. Durch mehrere Klicks öffnete sie das Programm „virtuelle Radtour“. Die Straßen von Amsterdam erscheinen auf dem Bildschirm, das Video, das über den Bildschirm flimmert, ist so aufgenommen, dass man die Perspektive eines Radfahrers annimmt. So radelt die Kamera durch die Straßen der niederländischen Hauptstadt, vorbei an Gebäuden, Parks und Passanten.
Wem das zu wuselig ist, für den gibt es ruhigere Alternativen. Ein paar Klicks – und schon ändert sich die Szenerie. Nun geht es über einen Schotterweg durch einen Wald, Vogel- und typische Waldgeräusche untermalen die Atmosphäre. Auch die virtuellen Reisen sorgen regelmäßig für Gesprächsstoff. Nicht selten komme es vor, dass die technischen Möglichkeiten zum Austausch anregen. „Bei dieser Aufgabe erzählen die Bewohner regelmäßig von ihren Reisen“, sagt Julia Fingerhut. Wo waren Sie schon im Urlaub? An welche Reise haben Sie besonders gute Erinnerungen? Fragen, die die Kommunikation vorantreiben.
„Beelef-TV“ in Rheinhausen kostete rund 7000 Euro
„Der Beelef-TV ist nicht mehr wegzudenken“, schwärmt Sprecherin Sandra Kalkmann. Rund 7000 Euro kostete die Anschaffung, hinzu kommen monatliche Servicegebühren sowie Kosten für Updates. Finanzielle Unterstützung gab es vom Johanniter-Förderverein. „Der hat die Leute erreicht und tut den Menschen gut. Auch den Mitarbeitern.“ Ein echter Alleskönner.