Duisburg. Konkurrenz statt Konsens – das war bisher das Motto zwischen den Duisburger Kliniken. Das sind die Folgen des Wettbewerbs in den letzten Jahren.
Überraschend kommt die Klinik-Reform für die Häuser nicht. Seit Jahren schon predigt NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann bei zahlreichen Besuchen in Duisburg die Zentrenbildung. Doch schon viel länger als seine Amtszeit läuft ein heftiger Konkurrenzkampf zwischen den Häusern. Dessen erstes Opfer war das Katholische Klinikum, dessen Übernahme durch Helios einen mächtigen Akteur auf den Plan rief.
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Vier Kliniken betreibt der Konzern in Duisburg, seit auch die Malteser die Flügel streckten, ihre Akut-Kliniken zum Kauf stellten. Helios bot im Wettbewerb mit Sana mehr und übernahm auch das St. Anna in Huckingen und das Johannes-Stift in Homberg. Seither machte Helios Nägel mit Köpfen, baute zwei nagelneue Häuser in Hochfeld und Hamborn, wo die Sanierung der Altimmobilien noch weitergeht. Das St. Barbara in Neumühl ist ebenso wie das St. Vinzenz im Dellviertel bereits Duisburger Klinik-Geschichte und bald auch die Rheinklinik in Beeckerwerth – die Reha-Spezialisten werden eventuell in den Altbau des Marienkrankenhauses in Hochfeld einziehen.
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Helios mit breiter Brust: Klares Konzern-Konzept für vier Kliniken in Duisburg
Bleibt abzuwarten, ob Helios das Portfolio seiner Duisburger Häuser noch neu sortiert. Entsprechende Andeutungen machte Finanzvorstand Jörg Reschke dieser Tage bei der Feierstunde für den Neubau des St. Johannes. Gut möglich, dass der Konzern zunächst abwartet, was die Verhandlungen mit den Mitbewerbern bringen. Helios wird dort mit breiter Brust auftreten – dank moderner Standorte in Duisburg und eines klaren Konzern-Konzepts.
Ev. Klinkum Niederrhein hat umfangreich in Neubau in Röttgersbach investiert
Zweitgrößter Player ist das Ev. Klinikum Niederrhein – mit dem Fahrner Krankenhaus, dem Herzzentrum in Meiderich und den Bethesda in Duisburg, jeweils einem weitere Haus in Dinslaken und Oberhausen. Pläne für einen städteübergreifenden evangelischen Verbund von Essen bis Duisburg konnte Geschäftsführer Otto Eggeling nicht umsetzen. Wäre es nach ihm gegangen, würde auch über den einst städtischen Kliniken am Kalkweg die protestantische Fahne wehen. Auch das EVKLN hat in den vergangenen Jahren eine dreistellige Millionensumme investiert in die Modernisierung des Fahrner Krankenhauses, wo auch das Herzzentrum neu entsteht.
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Franz Hafner, seit einem Jahr Geschäftsführer, setzt die Segel in den gesundheitspolitischen Wind. Neurozentrum, Wirbelsäulenzentrum, Thoraxzentrum – der Verbund setzt darauf, seine Stärken zu stärken, um damit im anstehende Klinik-Poker ein gutes Blatt zu haben.
Das braucht auch Sana, um dem eigenen Anspruch als Maximalversorger am nach der Umsetzung der Reformpläne noch gerecht werden zu können. Seit dem Sana-Einstieg geht es mit der Sanierung nur schleppend voran – an der Immobilie bleibt noch einiges zu tun. Medizinisch hat das Haus Alleinstellungsmerkmale - etwa in der Psychiatrie und Geriatrie. In vielen Bereichen gibt es aber auch Überschneidungen mit dem Portfolio der Nachbarn – da steht ein hartes Ringen an.
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Irritierend bleiben die häufigen Wechsel in der Geschäftsführung. Julia Disselborg, die im September nach gut zwei Jahren ging, hält den Rekord seit dem Einstieg des Konzerns am Kalkweg. Verhandeln wird deshalb wohl Christian Engler – der Sana-Regionalchef sammelte 2018 in Duisburg Geschäftsführer-Erfahrung.
Johanniter: Ohne Verbundpartner in der Nachbarschaft gegen starke Konkurrenz
Jede Verwaltungsspitze in den Duisburger Kliniken wurde seither neu besetzt. Das gilt auch das Rheinhauser Krankenhaus der Johanniter, wo Rita Tönnjan seit einem Jahr im Amt ist. Dass Kardiologe Prof. Dr. Gunnar Plehn mit seinem Team vom St. Anna zurückkehrte an den Kreuzacker, ist ein Erfolg, doch die Situation des Hauses ist nicht einfach. Es wird sich bei der Verteilung des Kuchens nicht nur starker Duisburger Konkurrenz, sondern auch der Begehrlichkeiten der Mitbewerber aus dem nahen Moers erwehren müssen. Als einzige Duisburger Klinik steht das Haus ohne starken Verbundpartner vor Ort da. Äußern wollten sich die Johanniter auf Anfrage nicht.