Duisburg-Rheinhausen. Djilia Ali floh mit ihrer Familie 2016 aus Syrien ins Ruhrgebiet. Schnell knüpfte sie den Kontakt zur Duisburger Kinder- und Jugendbühne Bahtalo.

Djilia Ali hat ein ganz besonderes Jahr hinter sich. Also eigentlich sind es schon eine ganze Menge außergewöhnlicher Zeitabschnitte, die die junge Frau in ihrem vergleichsweise kurzen Leben schon meistern musste. Doch 2021 war ein Jahr der Belohnungen für die 18 Jahre alte Syrerin. „Ich habe mich ganz doll angestrengt, um meinen Realschulabschluss zu machen, denn ich möchte unbedingt weiter zur Schule gehen und Abitur machen“, erzählt Djilia stolz und blickt dankbar auch ein bisschen in Richtung von Annegret Keller-Steegmann.

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Als gute Seele von Bahtalo hat sie nicht unbedingt direkt mit Djilias schulischer Laufbahn zu tun, wohl aber damit, dass ihr Start in Duisburg nach der Flucht aus Syrien durch die Gemeinschaft und Sicherheit von jungen Menschen in ähnlicher Situation einfacher war als bei anderen Jugendlichen. „Djilia war von Anfang an sehr zielstrebig, begabt und eine herausragende Persönlichkeit“, erzählt sie und freut sich nach wie vor darüber, die junge Frau fest ins Bahtalo-System integriert zu haben. Denn neben Schule und Freunden hat die Oberstufenschülerin der Globus-Gesamtschule letztes Jahr in den Ferien ein Freizeitcamp mit kleineren Kindern geleitet und viel Spaß mit den Mädchen und Jungen beim Tanzen und Spielen gehabt. „Ich wollte einfach ausprobieren, ob ich mit kleinen Kindern klarkommen, das hat mich gereizt und ich will so viel wie möglich ausprobieren, um herauszufinden, wer ich bin und was ich kann.“

Bahtalo in Rheinhausen hat den Charakter nachhaltig geändert

Dieses Credo zieht sich stringent durch das neue Leben der Syrerin, die mit ihren Eltern und zwei Brüdern Ende 2016 nach Deutschland kam. Erst kurze Zeit nach Essen, dann direkt nach Duisburg. Dort bekam sie schnell Kontakt zu Bahtalo und blickt seitdem auf charakterliche Veränderungen zurück, die sie immer wieder selbst erstaunen: „In Syrien war ich sehr schüchtern, extrem auf Sicherheit bedacht und habe mir wenig zugetraut. Meist war ich mit Freundinnen zu Hause, da es auf der Straße nicht sicher war“, erzählt sie. Doch mit der neuen Lebenssituation kam auch die Neugierde. Und ist diese gepaart mit Intelligenz und Begabung, dann stellen die Erfolgserlebnisse sich recht schnell ein.

Djilia Ali (18) aus Duisburg bereitet sich auf ihr Abitur vor. Der Kontakt zur Kinder- und Jugendbühne Bahtalo in Rheinhausen hat ihr Selbstbewusstsein gestärkt.
Djilia Ali (18) aus Duisburg bereitet sich auf ihr Abitur vor. Der Kontakt zur Kinder- und Jugendbühne Bahtalo in Rheinhausen hat ihr Selbstbewusstsein gestärkt. © Adolph-Fotografie Rheinhausen | Anke Adolph

Djilia lernte zuerst einmal Deutsch, etablierte sich in der Schule und dann ging es an die musischen Talente. „Es macht mir Spaß, mich auszuprobieren, neue Seiten an mir zu entdecken.“ Derer hat sie viele. Ein Highlight des vergangenen Jahres war die Teilnahme am Kunst-Camp-Ruhr in Wesel. Dort trafen sich viele sehr begabte junge Menschen zu Tanz und Theaterproben. Da Djilia vorher bei Bahtalo schon Hauptrollen übernommen hatte, fand sie sich schnell ein und setzte der ganzen Veranstaltung ihren Stempel auf. Zusätzlich beteiligte sie sich an den Projekten zum Deutschen Nachbarschaftspreis, zum Heimatpreis des Landes NRW und war beim Jugend- und Kulturpreis NRW mit am Start.

Junge Syrerin bereitet sich in Duisburg auf ihr Abitur vor

Singen und Tanzen sind dabei ihre Steckenpferde. Doch auch den einen oder anderen Flyer zu Bahtalo-Veranstaltungen hat sie letztes Jahr ebenfalls entworfen. Das ist schon ganz schön viel für eine Schülerin, die sich in der 12. Klasse langsam aber sicher mit den Abiturprüfungen auseinandersetzen sollte. Doch Djilia reichte das Pensum für 2021 noch nicht. Dank der Vermittlung von Frau Keller-Steegmann und Bahtalo kann sie durch ein Förderprogramm nun in der verbleibenden Freizeit auch noch Musiktheorie und Geigespielen lernen. Etwas, das sie sich schon in der alten Heimat immer gewünscht hat.

Ist das nicht alles etwas viel für so eine junge Frau? „Nö, ich hab noch genug Kraft, noch bin ich jung und nicht erschöpft“, erklärt Djilia lachend und macht in der Tat ganz und gar nicht den Eindruck eines überforderten Teenagers. Alles, was sie macht, macht sie freiwillig mit viel Herzblut, aber auch mit Ehrgeiz und Zielstrebigkeit. Es bleibt spannend, was sie in diesem Jahr noch so alles auf die Beine stellen wird.