Duisburg-Rheinhausen. Junge Menschen mit Migrations- und Flüchtlingshintergrund profitieren vom Projekt „Musik für alle“ der Bahtalo-Bühne. Das steckt dahinter.

Musik ist für alle. Der Satz klingt toll und stimmt auf den ersten Blick auch. Jeder hat seinen eigenen Musikgeschmack und hört seine Lieblingssongs. Schon deutlich weniger Menschen können Musik selbst machen, weil nur wenige ein Instrument beherrschen.

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Noch dünner wird die Anzahl der Menschen, die mit Musik tatsächlich ihren Lebensunterhalt verdienen, weil ihre Begabung und Hingabe so groß sind, dass sie den Weg des Berufsmusikers einschlagen. Allerdings findet man in den großen Orchestern in Deutschland wenig oder kaum begabte Musiker mit Flucht- oder Migrationshintergrund. Zwar gibt es seit einiger Zeit die Ideen von Musik und Teilhabe oder den Bildungsgutscheinen für bedürftige Familien.

Musik: Viele haben das Zeug, damit ihr Geld zu verdienen

Allerdings täuscht dieses Angebot darüber hinweg, dass sich eine wirkliche fundierte musikalische Ausbildung allein auf dieser Basis nicht realisieren lässt. In Deutschland ist das Erlernen eines Instrumentes eine teure Sache. „Sie müssen sich überlegen, dass allein das Mieten einer Geige knapp 30 Euro im Monat kostet. Und dann kommt da noch der Unterricht zu. Das ist für viele Familien nicht machbar“, erklärt Annegret Keller-Steegmann von der Kinder- und Jugendbühne Bahtalo nur einen kleinen Teil der Misere.

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Denn es gibt sie natürlich auch unter den Romakindern, den Syrischen Mädchen und Jungen oder anderen Geflüchteten aus aller Welt: die Ausnahmetalente. Die musikalisch Hochbegabten, die durchaus das Zeug dazu hätten, ihr täglich Brot mit der Musik zu finanzieren. Die Rheinhausener Bahtalo-Bühne erkennt diese besonderen Kinder schnell, doch ist die professionelle Unterstützung bisher immer ein Problem gewesen, denn die Förderprogramme waren vorwiegend auf die musikalische Integration und Förderung im Freizeitbereich angelegt. „Dafür sind wir auch nach wie vor sehr dankbar, doch diese neue Idee lässt nun auch Spielraum für Einzelunterricht und individuelleres Coaching“, erzählt Keller-Steegmann weiter.

Förderprogramm ermöglicht musikalische Grundausbildung für 35 Jugendliche

Die jetzt neue auf Landesmitteln basierende Fördermöglichkeit über „Kultur macht stark/Poptogo“ ermöglicht 35 begabten und ambitionierten Jugendlichen eine musikalische Grundausbildung über das Werkstattangebot im Rahmen der Internationalen Kinder- und Jugendbühne Bahtalo hinaus. Möglich gemacht werden kann konkret ein Gruppenunterricht mit fünf Teilnehmern in den Fächern Gesang, Gitarre, der arabische Oud, Geige, Musiktheorie und Gehörbildung. Das ist eine gute Basis, um nach der Schule ohne große Wissensrückstände eine Berufsmusikerkarriere einschlagen zu können.

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Mehreren Jungen und Mädchen, die vor ein paar Jahren aus Syrien geflüchtet sind und bei Bahtalo einen ersten sicheren sozialen Hafen gefunden haben, besuchen mittlerweile die Oberstufe der neuen Green-Gesamtschule (ehemals Sekundarschule am Körnerplatz) und könnten mit diesem zusätzlichen Lehrangebot durchaus nach dem Abitur ein Musikstudium beginnen.

„Musik für alle“-Projekt in Rheinhausen freut sich über Patenschaften

Nicht finanziert sind in diesem Rahmen allerdings der weiterführende Unterricht in Kooperation mit der städtischen Musikschule Duisburg und dem Institut für Popularmusik in Rheinhausen – und auch nicht die Instrumentenmiete. Beide Bildungseinrichtungen stehen dem Projekt nach Aussagen von Keller-Steegmann sehr offen und positiv gegenüber und unterstützen nach Kräften, doch gerade hier sind die Mittel knapp. Für den Einzel- oder Paarunterricht an diesen Schulen würde sich das „Musik für alle“ Projekt über Unterstützung in Form von Patenschaften freuen. „Manchmal liegt das Problem schon darin, dass den jungen Leuten das Geld fehlt, um sich von Rheinhausen aus eine Busfahrkarte zum Gesangs- oder Klavierunterricht zu kaufen. Da helfen schon kleine Summen ganz viel weiter“, so Keller-Steegmann.