Duisburg-Homberg. Das Team des Hochheider Abenteuerspielplatzes Tempoli freut sich über einen üppigen Geldsegen aus Berlin. Das passiert mit der Förderung vom Bund

Die Freiheit hat eine Adresse in Hochheide: An der Ehrenstraße 107 wohnt das große Gefühl, das die Möglichkeit zur Selbstbestimmung mit sich bringen kann. Hier gibt es einen Ort, an dem Kinder und Jugendliche einfach sein dürfen und sich mit behutsamer Unterstützung von Pädagogen ausprobieren können.

„Für uns war das hier früher Freiheit pur“, erinnert sich Mahmut Özdemir und lässt den Blick über das Gelände des Abenteuerspielplatzes Tempoli schweifen, der an diesem Morgen unter einer zauberhaften Reifdecke in der Wintersonne glitzert. Vor knapp 30 Jahren, als der SPD-Politiker im Grundschulalter war, da war Tempoli seine Oase.

Nur drei Toiletten für alle

„Ich bin überzeugt davon, dass ich mich ganz anders entwickelt hätte, wenn ich als Kind diesen Freiraum hier nicht gehabt hätte.“ Das heißt natürlich nicht, dass der Besuch des Abenteuerspielplatzes Garant für eine politische Karriere wie die von Mahmut Özdemir ist, der ja kürzlich zum parlamentarischen Staatssekretär im Innenministerium befördert wurde. Aber es bedeutet, dass jeder hier die Chance bekommt, den Umgang mit seinen eigenen Bedürfnissen und Fähigkeiten in einem überschaubaren und geschützten Rahmen zu trainieren.

Der Standort des neuen Hauses für den Abenteuerspielplatz Tempoli in Duisburg-Hochheide steht noch nicht fest. Der jetzige Spielplatz wäre eine Option.
Der Standort des neuen Hauses für den Abenteuerspielplatz Tempoli in Duisburg-Hochheide steht noch nicht fest. Der jetzige Spielplatz wäre eine Option. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Ernüchtert war der 34-Jährige, als er vor einiger Zeit wieder zu Besuch an diesem von der Stadt Duisburg unterhaltenen Ort seiner Kindheit war. Zuerst hatte Özdemir erfreut festgestellt, dass hier ja alles noch genauso wie früher aussieht. Und dann realisiert, dass es für das Tempoli-Team mindestens in den vergangenen drei Jahrzehnten so gut wie keine Verbesserung der Räumlichkeiten gegeben hat.

Hier ist nicht nur optisch alles in die Jahre gekommen. Mit der Zeit ist auch die Feuchtigkeit in die Container-Bauten aus den 70ern eingedrungen. Ein weiteres Problem: „Wir haben nur drei Toiletten“, beschreibt Katharina Torka die bescheidene Lage im Sanitärbereich. Vor gut einem Jahr hat Torka die Leitung von Tempoli übernommen. Jetzt blickt sie erwartungsfreudig in die Zukunft, denn es wird sich etwas tun auf dem Abenteuerspielplatz.

Die Homberger Institution für Kinder- und Jugendliche bekommt einen Neubau für 1,5 Millionen Euro. Als Ersatz für die Container wird es ein richtiges Gebäude aus Stein geben. Das wird auf 406 Quadratmetern nicht nur mehr Platz und Komfort für das Personal bieten, sondern endlich auch einen großen Gruppenraum und eine ausreichende Küche haben.

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Geplant ist ein eingeschossiges barrierefreies Gebäude mit bodentiefen Fenstern, Dachbegrünung, Holzverkleidung und Terrasse. Ein Projekt, das sich Duisburg alleine nicht geleistet hätte. Da kommt es dem Stadtteil zugute, dass der junge Mahmut einst vielleicht tatsächlich auf dem Abenteuerspielplatz seine Neigung zur Politik entwickelt hat. Als Bundestagsabgeordneter hat er seinen Heimatstadtteil und Wahlkreis jedenfalls stets auf dem Schirm, wenn es Geld zu verteilen gibt.

Fünf Ziegen, drei Ponys, zwei Schweine, 13 Hühner und vier Enten gehören zum Abenteuerspielplatz Tempoli in Duisburg-Hochheide. Den Namen haben die Gründer vor fast 50 Jahren aus den Buchstaben ihrer Vornamen kreiert.
Fünf Ziegen, drei Ponys, zwei Schweine, 13 Hühner und vier Enten gehören zum Abenteuerspielplatz Tempoli in Duisburg-Hochheide. Den Namen haben die Gründer vor fast 50 Jahren aus den Buchstaben ihrer Vornamen kreiert. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

„Wir haben von Mahmut den Tipp bekommen, wo wir eine Förderung beantragen können“, freut sich Bezirksbürgermeister Hans-Joachim Paschmann über die Fäden, die sein Parteigenosse verlässlich aus Berlin nach Homberg spinnt. Eine schnelle Reaktion der Stadtverwaltung machte es zudem möglich, dass Homberg die üppige Zuwendung aus dem „Förderprogramm des Bundes zur Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ auch wirklich bekommt.

Bis zur Fertigstellung des Neubaus kann es noch bis Anfang 2025 dauern

„Da muss ich die Verwaltung mal loben“, sagt Paschmann. In anderthalb Monaten hatte sie eine Konzept für den Bau erstellt und eingereicht. Mit der positiven Folge, dass 90 Prozent der Kosten mit den 1,35 Millionen Euro aus Berlin gezahlt werden können. Den Rest (ca. 160 000 Euro) übernimmt die Stadt.

Nach dem rasanten Förderantrag wird es jetzt bis zur Umsetzung aber noch dauern. Im kommenden Jahr soll das Projekt zwar in die konkrete Planung gehen, aber die Fertigstellung könnte bis Anfang 2025 dauern.