Duisburg-Homberg. Die Ökumenische Krankenhaushilfe an der Helios Klinik in Duisburg-Homberg besteht seit 40 Jahren. Wegen Corona gibt es immer weniger Ehrenamtler.

Wollen wir wirklich über das Sterben sprechen? Über die letzten Stunden eines Menschen und darüber, wie diese oftmals aussehen? Für viele ein schmerzerfülltes Tabuthema, gespickt mit vielen Ängsten und Unsicherheiten.

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Mit Jörn Schadewaldt über dieses Thema zu reden, ist überhaupt nicht schwer oder schlimm. Der 63-Jährige ist Leiter der ökumenischen Krankenhaushilfe an der Helios Klinik in Homberg und gibt den Menschen schon durch seine ruhige Ausstrahlung und entspannte Art ein Gefühl der Entlastung. „Ich bin seit 2015 mit dabei und habe für mich herausfinden können, dass dieses Engagement mich mehr erfüllt als mein ehemaliger Job“, erklärt der ÖKH-Chef, der im Volksmund traditionell eigentlich grüne Dame genannt werden müsste.

„Grüne Damen“ in Duisburg: Mittlerweile sind auch Männer dabei

Diese Organisation gibt es deutschlandweit und die ehrenamtlichen Helferinnen und mittlerweile auch Helfer ergänzen die Arbeit des Pflegepersonals an dem Punkt, wo es mehr um die Seele und das emotionale Wohlbefinden geht und nicht um das Körperliche. Früher waren das ausnahmslos Frauen, die sich durch ihre grünen Kittel vom übrigen Krankenhauspersonal unterschieden. Fast überall trugen sie grün. Vor 40 Jahren waren die grünen Damen im Homberger St.-Johannesstift faszinierenderweise an ihren blauen Kitteln auszumachen. „Das lag daran, dass eine Nonne fand, grün sähe blöd aus, blau gefalle ihr besser. Das ging so lange, bis es keine blauen Kittel mehr zu kaufen gab“, erklärt Schadewaldt ein wenig die Historie der Helferinnen, die erst seit ein paar Jahren auch vereinzelt von Männern unterstützt werden.

Jörn Schadewaldt ist Leiter der ökumenischen Krankenhaushilfe an der Helios Klinik in Duisburg-Homberg.
Jörn Schadewaldt ist Leiter der ökumenischen Krankenhaushilfe an der Helios Klinik in Duisburg-Homberg. © FUNKE Fotos Services | Rainer Hoheisel

„Natürlich packen wir auch mit an, wenn eine Hand gebraucht wird, aber wir sind keine billigen Arbeitskräfte“, stellt der Chef gleich klar, versichert aber ebenso schnell, dass das vor Ort auch niemand verlangt. Er und seine mittlerweile leider nur noch elf Kolleginnen kümmern sich um Kranke und vor allem um Sterbende. „Wir sitzen am Bett, halten die Hand, lesen Geschichten vor und sind einfach da. Manchmal auch bis zu dem Moment, an dem es vorbei ist“, sagt der ehemalige Banker, dem seit dem Tod seiner Mutter, die er als erste bis zum Schluss begleitet hat, klar geworden ist, was für ihn persönlich im Leben wichtig ist.

Ehrenamt in Duisburger Krankenhaus: „Sterbebegleitung kann man nicht lernen“

„Ich habe dann eine Reportage im Fernsehen über Sterbebegleitung gesehen und danach bin ich ins Grübeln gekommen, ob das vielleicht etwas für mich ist und habe mich vorsichtig herangetastet“, erzählt er. Daraus ist mittlerweile eine Tätigkeit geworden, die ungefähr den Zeitaufwand eines Halbtagsjobs umfasst: „Wir sind von 8 bis 11 Uhr montags bis freitags im Krankenhaus. Da ich nur 100 Meter entfernt wohne, kommt es auch vor, dass mich die Station auch außerhalb der Zeiten anruft, wenn sie merken, dass ein Patient stirbt. Dann komme ich und bin da.“ Dasein, Trost spenden oder auch nur beim Frühstücken helfen. All das sind heute für viele Menschen emotionale Kraftakte, die sie über ihren normalen Alltagsstress hinaus nicht mehr zu verschenken haben. Schon gar nicht an Fremde.

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Aber auch hierfür hat der Leiter des ÖHK vollstes Verständnis und fordert von Angehörigen nicht das gleiche Engagement. „Man kann es, oder eben nicht. Sterbebegleitung kann man nicht lernen.“ Früher waren es oft Frauen um die 50, die sich den grünen Damen angeschlossen haben. Meist zu einem Zeitpunkt, wo die Kinder groß und aus dem Haus waren und die Frauen gemeinsam etwas Gutes tun wollten. Heute ist das Durchschnittsalter deutlich höher und nicht zuletzt durch die Pandemie ist die Schar der Ehrenamtlichen noch einmal deutlich geschrumpft.

„Grüne Damen“ in Duisburg-Homberg hoffen auf Unterstützung

Denn wohlgemerkt: Geld gibt es keines. Praktikumsbescheinigungen für vier bis sechs Wochen ebenfalls nicht. „Wir freuen uns sehr, wenn Menschen uns unterstützen möchten, das wäre super, wenn wir wieder mehr Teams hätten, allerdings muss der Wille dazu einzig aus dem Herzen kommen.“ Gearbeitet wird in Zweierteams, sodass immer jemand mit dabei ist, wenn es Probleme geben sollte. Jeder Interessent wird herzlich aufgenommen und behutsam an die Aufgaben herangeführt.

>>> GRÜNE DAMEN IN DUISBURG-HOMBERG: SO KANN MAN KONTAKT AUFNEHMEN

Wer dieselbe Hingabe an Menschen verspürt und die Ökumenische Krankenhaushilfe personell verstärken möchte, der meldet sich bei Jörn Schadewaldt unter 02066 9020201, per E-Mail unter joern.schadewaldt@gmx.de oder fragt direkt im Krankenhaus nach.