Duisburg-Homberg. . Seit 36 Jahren schenken Ehrenamtler den Patienten im Homberger Malteser Krankenhaus St. Johannes-Stift ein kostbares gut: Zeit.
Grün ist die Hoffnung. Eine Farbe, die Leben in das Grau des Krankenhausalltags bringt. Denn wenn Jörn Schadewaldt in seiner mintfarbenen Kluft auf den Fluren des Homberger Malteser Krankenhauses St. Johannes-Stift unterwegs ist, dann hat er ein kostbares Gut zu verschenken: Zeit. Während das Pflegepersonal mit dem Minutenzeiger um die Wette arbeitet, kann der Mann in Grün etwas tun, das Patienten im Krankenhaus nur selten widerfährt. Jörn Schadewaldt hört geduldig zu. Krankheitsgeschichten, Sorgen, Wünsche und Erlebnisse können die Patienten mit ihm teilen. Er besorgt Kleinigkeiten aus dem Kiosk, kümmert sich, wenn Hausschuhe oder Bademantel fehlen, reicht Speisen an und hilft beim Essen, falls das nötig ist. Das sind nur einige der Aufgaben, die Jörn Schadewald und seine Kollegen übernehmen.
Der erste Mann an der Spitze der „grünen Damen“
Seit 36 Jahren sind die Ehrenamtler der Ökumenischen Krankenhaushilfe im St. Johannes-Stift als Ergänzung zum Pflegepersonal für die Patienten da. Bei der Gründung waren es mehr als 30 Frauen, die sich „Blaue Damen“ nannten, später wurden daraus dann die „Grünen Damen“. Jörn Schadewaldt lächelt. Grün? Stimmt! Aber eine Dame? Der 59-Jährige ist der erste Mann, der seit April die Gruppe von 26 Ehrenamtlern leitet. Ein grüner Herr also, der im Wechsel mit den Teamkollegen dafür sorgt, dass die Patienten montags bis freitags von 8 bis 11 Uhr und mittlerweile auch samstags auf die freiwilligen Helfer zählen können.
Das ist manchmal ziemlich turbulent. Im winzigen Büro im Erdgeschoss hat die Gruppe eine Art Einsatzzentrale. Hier steht das Telefon, auf dem die Schwestern und Pfleger der Stationen durchklingeln. An diesem Mittwoch hat Hannelore Dümesnil gemeinsam mit Jörn Schadewaldt Dienst. Seit 2013 macht die 73-Jährige den Job. Nach dem Anruf muss sie eine Dame zur Notaufnahme bringen. Kurz nach der Rückkehr bimmelt es schon wieder. Eine Patientin braucht Zahnpasta, später muss Blut ins Labor gebracht und ein Telefon angemeldet werden. Die verschiedensten Wünsche werden an die Krankenhaushelfer herangetragen.
„Früher mussten wir auch oft Betten schieben“, sagt Jörn Schadewaldt. Zum Glück gibt es dafür nun einen eigenen Fahrdienst, so dass mehr Zeit für die Patienten bleibt. Wie wichtig das ist, hat der Ehrenamtler erfahren, als seine eigene Mutter im Krankenhaus lag. Damals erlebte er die grünen Damen zum ersten Mal. „Da habe ich mir gedacht, dass das eine wirklich wertvolle Arbeit ist. Es gibt doch so viele Patienten, die nur noch wenige oder gar keine Angehörigen haben.“ Als Jörn Schadewaldt kurz darauf in unserer Zeitung las, dass das Team Verstärkung sucht, meldete er sich und wurde zum 1. Januar 2015 Mitglied der Gruppe, deren Leiter er nun ist.
„Das Gespräch steht an 1. Stelle“ – diese Schlagzeile steht über einem Zeitungsartikel zum 30-jährigen Jubiläum, der an der Wand des Teamzimmers hängt. Daran hat sich in all den Jahren nichts geändert. „Die Menschen erzählen uns ihr Leben“, beschreibt Jörn Schadewaldt, was für ihn den Reiz der Arbeit ausmacht. Das Vertrauensverhältnis, das zwischen Patienten und Krankenhaushelfern wächst. Die Chance, den Kranken Mut zu machen und ihnen zur Seite zu stehen. Einmal im Monat backen zwei der grünen Damen Kuchen und laden die Patienten der Stationen vier und fünf zur geselligen Runde. Wer einigermaßen mobil ist, wird aus dem Zimmer geholt. Dann wird gegessen, gesungen und erzählt. Ein Erlebnis, das nicht nur die Patienten bewegt. Die Dankbarkeit, die von ihnen zurück kommt, macht den Ehrenamtlern immer wieder bewusst, warum sie diese Arbeit lieben.