Duisburg. Jacqueline Meske (33) und Maximilian Fischer (29) sind ehrenamtlich für Todkranke da. Corona sorgt im Hospizbereich für eine neue Entwicklung.

Gibt es einen Sinn in meinem Leben? Wo steh’ ich eigentlich zurzeit? Und wo will ich hin? Fragen, die sich jüngere Menschen eher selten stellen. Sie sind meist beschäftigt mit Beruf und Familie. Aber die lange Coronaphase hat viele junge Frauen und Männer dazu gebracht, über die Bedeutung menschlicher Nähe und Wärme, über erzwungene Distanz und die Folgen von Einsamkeit nachzudenken. Bei den Maltesern melden sich immer mehr junge Leute, die im Hospizbereich ehrenamtlich arbeiten wollen.

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So wie Jacqueline Meske (33) und Maximilian Fischer (29). Die junge Frau wollte immer schon ehrenamtlich arbeiten, fand aber nie so richtig einen Ansatzpunkt. Das änderte sich durch die Corona-Pandemie deutlich. „Ich war immer schon Ansprechpartner für Freunde und Bekannte, wenn sie Sorgen hatten. Und ich helfe gerne, wenn Probleme gelöst werden müssen, jemand zuhören soll. Aber in der Coronazeit habe ich wirklich angefangen, über den Sinn des Lebens nachzudenken“, sagt die junge Frau, die seit ihrem Studium in der Modebranche im Außendienst tätig ist.

Duisburgerin hat einen sechsmonatigen Kurs absolviert

Sie setzte sich an den Computer und recherchierte im Internet auf der Duisburger Ehrenamtseite. „Im Namen der Malteser im Hospizbereich tätig zu werden, hat mich direkt angesprochen.“ Sie nahm Kontakt auf und ist jetzt seit Anfang dieses Jahres dabei. Sie hat den sechsmonatigen Kurs absolviert und ihre Arbeit aufgenommen.

Mit dem oft angstbesetzten Thema Tod und Sterben hat sie keine Berührungsängste. Genauso wenig wie Maximilian Fischer. Der 29-Jährige arbeitet seit neun Jahren bei einer Bank, studierte berufsbegleitend unter anderem Business Consulting und leitet Projekte. Auch er fragte sich, ob man nicht mehr machen müsste, als seinem Beruf nachzugehen. „Ich möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben. Und das kann ich am besten in Form eines Ehrenamtes.“

Ehrenamt im Hospiz: Seit Corona hat sich viel geändert

Er hat gerade erst mit dem Kurs begonnen, ist aber überzeugt, dass er genau das Richtige tut, die passende Entscheidung in seinem Leben eingeschlagen hat. „Ein Ehrenamt in dem Bereich auszuüben, muss doch nicht heißen: weiblich und über 50. Es ist doch nicht auf ein Geschlecht bezogen. Da sind doch genauso Männer gefragt“, ist er überzeugt. Sein Ziel ist es, dauerhaft Kinder und Jugendliche zu begleiten.

Über so viel Offenheit und Weitblick freut sich nicht nur Mechthild Schulten, Gründerin und Leiterin des Malteser Hospizzentrums St. Raphael in Homberg. Auch die hauptberufliche Ehrenamtmanagerin Sabine Beier, die seit 1999 in dem Bereich tätig ist und die Kurse leitet, strahlt. „Es hat sich tatsächlich durch Corona viel verändert. Aktuell sind vier Männer in dem neuen Kurs.“

Ehrenamtsmanagerin Sabine Beier vom Malteser Hospiz St. Rafael in Duisburg.
Ehrenamtsmanagerin Sabine Beier vom Malteser Hospiz St. Rafael in Duisburg. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die allgemeine Vorstellung, dass die Menschen, deren Lebenszeit begrenzt ist, noch ihre letzten Tage im Hospiz verbringen, rückt Sabine Beier gerade. „Sehr viele bleiben ja in ihrem häuslichen, vertrauten Bereich und werden von uns ambulant betreut.“ Es geht nicht nur um Tage. „Oft sind es Wochen und Monate, die die Menschen durch die ehrenamtlichen Mitarbeiter begleitet werden“, betont die Hospizgründerin.

Ehrenamtler im Hospiz bekommen Unterstützung

„Man stellt sich immer vor, dass alte Menschen, die zum Beispiel Krebs haben, von Hospizmitarbeitern betreut werden. Aber es sind ja oft Kinder und Jugendliche, die schon mit schwersten Behinderungen zur Welt kamen und deren Lebenszeit begrenzt ist“, erklärt Maximilian Fischer. Für sie oder deren Familien dazusein, ist sein Herzensanliegen.

Sorge, dieser schweren Aufgabe nicht gewachsen zu sein, hat auch Jaqueline Meske nicht. „Wir bekommen ja hier immer und zu jeder Zeit Unterstützung, wenn wir selbst Hilfe brauchen“, sagt sie. Und der Zeitaufwand halte sich auch im Rahmen. „Drei bis vier Stunden in der Woche widmen die Frauen und Männer durchschnittlich ihrem Ehrenamt. Das ist so die normale Mucki-Buden-Zeit“, sagt die Managerin. Jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter werde in der Regel eine bestimmte Person zugeordnet, die Hilfe benötigt.

Aber diese Unterstützung kann ganz unterschiedlich aussehen. Es kann ein Kontakt zwischen der oder dem Betroffenen direkt sein, es kann aber auch eine große Hilfe sein, wenn ein Ehrenamtler ein paar Stunden mit den (Geschwister-)Kindern auf dem Spielplatz verbringt, damit die anderen Familienangehörigen mal kurze Zeit entlastet werden. „Wichtig ist, sich mit dem eigenen Leben auseinanderzusetzen, auf Profilierung zu verzichten und dem anderen Raum zu geben“, erläutert Sabine Beier. „Man muss das Denken und Fühlen zusammenbringen.“

>>> EHRENAMT IM HOSPIZ – SO KANN MAN KONTAKT AUFNEHMEN

  • Wer Lust hat, sich im Hospizbereich ehrenamtlich zu engagieren, kann sich an Sabine Beier wenden. Sie arbeitet am Standort Huckingen und ist unter der Telefonnummer 0203/7552016 zu erreichen. Man kann sie auch unter sabine.beier@malteser.org kontaktieren.
  • Wenn es um die Aufnahme in das stationäre Hospiz geht, ist die Leiterin Annette Helling unter Tel. 0203/7552020 zu sprechen. Die Beratung für eine ambulante Begleitung zu Hause, im Altenheim, in einer Behinderteneinrichtung oder im Krankenhaus für Erwachsene übernimmt Katja Arens, Leiterin ambulante Dienste, Tel. 0203/7552010. Andrea Kleinefehn ist für das Kinder- und Jugendhospiz zuständig, Tel. 0203/7552010.