Duisburg-Rheinhausen. Chaos für Pendler aus Duisburg und Moers an der Zugstrecke Cölve-Brücke. Es gibt neue Informationen zum Abriss und ein Gutachter-Termin steht an.

Mehr geht eigentlich kaum noch: Mit der kompletten Sperrung des Bahnverkehrs scheint das Drama um die Cölve-Brücke jetzt auf seinem Höhepunkt angekommen zu sein. Seit dem späten Dienstagnachmittag darf kein Zug mehr unter der maroden Brücke hindurchfahren. „Ganz ehrlich, für uns ist das hier momentan das absolute Chaos“, beschreibt Steffen Högemann die Lage. Er ist Pressesprecher der Nordwestbahn, die am Dienstag um 16.45 Uhr darüber informiert worden war, dass es für die Züge RB 31 (Der Niederrheiner) und RE 44 (Fossa-Emscher-Express) zwischen Moers und Rheinhausen mit sofortiger Wirkung kein Durchkommen mehr gibt.

Busse für den Schienenersatzverkehr konnte das Unternehmen so spontan erst mal nicht organisieren. „Dienstagabend hat das nicht mehr geklappt“, bedauert Högemann am Mittwochnachmittag, als sich die Lage so langsam bessert. „Wir haben noch nicht für alle Verbindungen Busse als Ersatz, aber ein großer Teil ist schon abgedeckt.“

Wie gefährlich ist die Cölve-Brücke zwischen Duisburg und Moers? Ein neues Gutachten soll jetzt klären, ob sie für Fußgänger wieder geöffnet wird oder ob nur noch der Abriss bleibt.
Wie gefährlich ist die Cölve-Brücke zwischen Duisburg und Moers? Ein neues Gutachten soll jetzt klären, ob sie für Fußgänger wieder geöffnet wird oder ob nur noch der Abriss bleibt. © FUNKE Fotos Services | Rainer Hoheisel

Das alles sei ein „Heidenaufwand“. Mit einer solchen spontanen Sperrung der Bahnstrecke habe die Nordwestbahn nicht gerechnet. In Richtung Duisburg und Moers sagt der Bahnsprecher aus Osnabrück: „Wir wundern uns hier sehr, dass es in den vergangenen vier Jahren nicht gelungen ist, für die Brücke einen Plan B in der Schublade zu haben.“ Die Nordwestbahn arbeitet jetzt an einer langfristigen Ersatzlösung. „Wir haben nämlich überhaupt keine Informationen, wie lange dieser Zustand dauern kann.“

Am Freitag hatte Duisburg die Brücke wie berichtet auch für Fußgänger und Radfahrer gesperrt, nachdem die Stadt die Unterlagen studiert hatte, die ihr im Zuge der Gebietsübertragung von Moers zur Verfügung gestellt worden waren. Darunter war auch das jüngste Gutachten zum Zustand der Brücke, erstellt im Januar 2021.

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Während Moers aufgrund dieser Untersuchungsergebnisse bisher keine Veranlassung gesehen hatte, die Brücke für Fußgänger zu sperren, war Duisburg nach der Lektüre der Papiere alarmiert. „Das durch die Stadt Moers in Auftrag gegebene Gutachten hat ergeben, dass die Tragfähigkeit der Stahlkonstruktion wegen starker Korrosionen nur noch sehr eingeschränkt gegeben ist“, begründet die Stadt Duisburg ihre Entscheidung, die ein weitreichendes Nachspiel hatte – die Komplettsperrung der Strecke für den Zugverkehr.

Die nächste Untersuchung zur Standfestigkeit der Brücke wird vorgezogen

Denn die Stadt Moers als aktuelle „Baulastträgerin der Brücke“ hatte Dienstagnachmittag die Deutsche Bahn über die Sperrung der Cölve-Brücke für Fußgänger durch Duisburg informiert. „Wir wollten dann von Moers wissen, ob die Stadt uns statisch nachweisen kann, dass keine Gefahr für den Zugverkehr von der Brücke ausgeht“, sagt Bahnsprecher Dirk Pohlmann. „Das können wir natürlich nicht garantieren“, sagt Stadtsprecher Thorsten Schröder. Hier geht es neben all den Beeinträchtigungen der Bürger und Pendler vor allem um die schwergewichtige Frage, wer im Fall der Fälle haften würde.

„Aus Sicherheitsgründen haben wir die Strecke dann auch vorsichtshalber gesperrt“, erklärt Dirk Pohlmann die Konsequenz der Deutschen Bahn, die jetzt mit Moers und Duisburg Gespräche darüber führt, wie es denn nun weiter geht mit der Misere an der Cölve.

Protestaktion zum vierten Jahrestag der gesperrten Cölve-Brücke in Duisburg-Rheinhausen: Die Anwohnerin Stella Gummersbach zeigt am 17. Juli 2021 ein Stoppschild.
Protestaktion zum vierten Jahrestag der gesperrten Cölve-Brücke in Duisburg-Rheinhausen: Die Anwohnerin Stella Gummersbach zeigt am 17. Juli 2021 ein Stoppschild. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Eigentlich wäre erst im Januar 2022 die nächste große Untersuchung zur Standfestigkeit der Brücke an der Reihe gewesen. „Das ziehen wir nun vor“, sagt der Moerser Stadtsprecher Thorsten Schröder. In der Nacht von Freitag, 15. Oktober, auf Samstag, 16. Oktober, wird die Cölve-Brücke erneut von Fachleuten unter die Lupe genommen.

Wenn alles ideal verläuft, könnte die Brücke bis Ende des Jahres abgerissen werden

Danach, so Schröder, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder die Fachleute können belegen, dass Duisburg übereilt gehandelt hat und dass die Brücke weder eine Gefahr für Fußgänger noch für den Bahnverkehr ist. Oder sie stellen fest, dass sie dauerhaft gesperrt bleiben muss. Auf beide Varianten stellen sich die Moerser ein. „Wir sind schon parallel dabei, das Thema sofortiger Abriss anzugehen.“

Da die Übertragung nach Duisburg noch nicht unter Dach und Fach ist, müsste Moers den Abriss dann alleine stemmen. Das könnte dann tatsächlich sehr schnell gehen, da die Sperrung der Bahnstrecke, die üblicherweise zwei bis drei Jahre vorher angefragt werden muss, in diesem Fall ja kein Thema mehr ist. „Wenn alles ideal verlaufen würde, könnte die Brücke Ende des Jahres abgerissen sein“, so Schröder.

Der VRR tüftelt an einer Alternative zum Schienenersatzverkehr

Bis dahin bleibt der Zugverkehr und die enorme Belastung für die Pendler ein Problem. Die Nordwestbahn bedient die Strecke im Auftrag des Verkehrsverbunds Rhein Ruhr. „Es ist ein Unding, dass wir jetzt ein solches Problem haben, nur weil die Kommunen ihren Sanierungspflichten nicht nachkommen“, sagt der Duisburger Frank Heidenreich, Fraktionsvorsitzender der CDU im VRR. Auf einer aktuellen Sitzung des VRR am Mittwoch in der Mercatorhalle, kamen Möglichkeiten zur Sprache, die eine Alternative zum Schienenersatzverkehr sein könnten. „Wir arbeiten ganz konkret daran, den RB 31 von Moers über Oberhausen nach Duisburg umzuleiten“, so Heidenreich. „Das dauert zwar länger, ist aber immer noch besser, als die Umleitung mit dem Bus.“

Betroffen sind neben dem Personenverkehr übrigens auch Güterzüge. Frank Heidenreich hat gehört, dass die Deutsche Bahn über Schadensersatzansprüche gegenüber den verantwortlichen Kommunen nachdenkt. Bahnsprecher Dirk Pohlmann wollte das allerdings nicht bestätigen.

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Die Nordwestbahn tüftelt aktuell noch an einer langfristigen Lösung für den Schienenersatzverkehr. Betroffen sind die Züge RB 31 (zwischen Trompet und Duisburg) und RE 44 (zwischen Moers und Rheinhausen). Aktuelle Informationen zu den einzelnen Verbindungen gibt es im Internet unter www.nordwestbahn.de. Auf der Startseite findet man alle Details in der Rubrik „Akutmeldungen“.