Duisburg-Bergheim. Architekt Andreas Knapp will das Gebäude in Oestrum kaufen und dort einen Treffpunkt schaffen. Das befürchtete Mehrfamilienhaus ist vom Tisch.

Der erste Schritt ist geschafft. Und das freut auch den Architekten. Gleich nach den Ferien will Andreas Knapp loslegen mit der Neugestaltung des Jägerhofs in Oestrum. Der ehemalige Duisburger hat das Gebäude gekauft, jetzt soll es erstmal in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden. Wenn alles nach Plan läuft, wird sich die traditionsreiche Gaststätte in absehbarer Zukunft in ein kleines Kulturzentrum verwandeln. Damit ist ein Mehrfamilienhaus an der Eichenstraße vom Tisch. Im Vorfeld hatten Anwohner um den Charakter ihres historischen Dorfkerns gefürchtet und gegen die Pläne eines Investors protestiert; ein moderner Zweckbau nebst Tiefgarage zerstöre das gesamte Flair.

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Entsprechende Pläne waren Anfang des Jahres bekannt geworden. Der alte Jägerhof im Herzen von Oestrum sollte abgerissen werden - neben der Friedenseiche ein 13-Parteien-Haus entstehen. Eine Verschandelung des alten, teils denkmalgeschützten Dorfkerns, ärgerten sich Bürger. Lange Jahre hatte in dem Gebäude eine Gaststätte bestanden, schon 1890 befand sich dort das Restaurant Kaiser. Zuletzt fanden dort nur noch Veranstaltungen statt.

Auch die Politik freut sich über die neuen Pläne für die ehemalige Gaststätte in Oestrum

Der Todesstoß kam durchCorona; der Besitzer, eine örtliche Metzgerfamilie, entschied sich für den Verkauf. Als ein möglicher Investor seine Neubau-Pläne bekannt gab, regte sich Protest. Rückendeckung erhielten die Oestrumer von der Politik. Auch dort ist man jetzt erleichtert. Alle Ziele seien erreicht, freut sich Dieter Recksiegel, CDU, der den Blick gleich aufs große Ganze und den gegenüber liegenden Bruckschenhof richtet, der auch verkauft werden soll. „Der ruft auch nach Planung.“ Ein Bebauungsplan soll die Ästhetik der künftigen Gestaltung richten.

Jetzt aber fürs erste der Jägerhof. Der Kontakt nach Oestrum kam über eine Anwohnerin zustande, die in der Zeitung etwas über ihn gelesen hatte, schildert Knapp. Mit seinem Düsseldorfer Architekturbüro Küssdenfrosch hat er sich auf die Restaurierung und den Erhalt alter bzw. denkmalgeschützter Gebäude spezialisiert - ein Projekt ist die Rheinkirche in Homberg, die er zu einem Kolumbarium umbaut.

Schon im Januar gefiel ihm der Jägerhof mit Gaststätte, Tanzsaal, Wohnbereichen und Innenhof - Knapp deutete an, dass er sich vorstellen könnte, dort etwas zu realisieren. Geschichtsträchtige Mauern lägen ihm am Herzen und Duisburg ebenso. Und er wuchs selbst in Bergheim auf: „Ich kannte die Ecke schon als Kind.“

Die Wohnungen in der alten Gaststätte könnten vermietet werden

Nun hat alles geklappt. Man konnte sich mit den Besitzern einigen und Knapp, der über den Kaufpreis diskret schweigt, steckt voller Pläne. Mit Stadt und Denkmalamt hat er gesprochen. „Der Jägerhof ist gerettet. Jetzt geht es darum, ihn gemeinsam zu erhalten und zu nutzen.“ Zunächst soll zurückgebaut werden. Zwischendecken müssen weichen, die im Nachhinein eingezogen wurden, und wenn’s funktioniert, kommt der Putz von der Fassade, damit das Backsteingemäuer wieder aussieht wie früher.

Das Miet-Partycenter in der Gaststätte Jägerhof ist Geschichte. Architekt Andreas Knapp will das Gebäude wieder herrichten - einschließlich der alten Backsteinfassade.
Das Miet-Partycenter in der Gaststätte Jägerhof ist Geschichte. Architekt Andreas Knapp will das Gebäude wieder herrichten - einschließlich der alten Backsteinfassade. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Danach gibts fürs erste Überlegungen. Knapp könnte sich Vermietungen der Wohnungen im 1. Stockwerk und Dachgeschoss vorstellen - unten könnte ein Treffpunkt für die Bürger entstehen, vielleicht mit einem Café, einem Biolädchen und der Möglichkeit für Veranstaltungen wie Ausstellungen. Im Saal ließen sich Feiern gestalten oder Konzerte aufführen. Knapp schweben etwa klassische Matineen vor, „alles überschaubar und erträglich für die Nachbarn. Wir überlegen gerade, was da funktioniert.“ An Kulturstätten habe der Duisburger Westen bisher ja wenig zu bieten. Selbst Kneipen finden sich nicht mehr viele.

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Nach dem Um- bzw. Rückbau muss ein Investor oder Betreiber gefunden werden, der mit ihm auf einer Linie liege, sagt Knapp. Aber auch hierbei ist er optimistisch. „Vielleicht findet sich auch jemand aus Duisburg, der Interesse hat.“ Den Rückhalt der Oestrumer hat er sich schon gesichert. Bei einer Info-Veranstaltung stießen seine Pläne auf ein positives Echo. Knapp freut das. „Das Projekt muss ja kein Geld abwerfen. Wir werden eine gute Lösung finden.“