Duisburg. Der Jahresbericht der Stadtarchäologie Duisburg erscheint bereits zum vierten Mal. “Dispargum“ bietet mehr als nur Arbeitsnachweise.

Die Zeiten, in denen Duisburgs Stadtarchäologen nach Zeugnissen der Vergangenheit buddelten und solche zwar befundeten und archivierten, aber seltener publizierten, gehören seit einigen Jahren auch der Vergangenheit an. Seit 2017 erscheint jährlich der Bericht der Archäologen über ihre Grabungen und Untersuchungen im Vorjahr, und der ist weit mehr als ein ausführlicher Arbeitsnachweis. Es ist ein gebundener Blick in Duisburgs bewegte Vergangenheit, der auch interessierte Laien erfreut. Jetzt ist der vierte "Dispargum"-Band im Buchhandel erhältlich.

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Gleich drei Beiträge befassen sich mit dem Kernbereich der Innenstadt - Alter Markt, Burgplatz und angrenzendes Mercatorviertel. Dem Alten Markt widmet sich Viviane Diederich von der Universität Bamberg in ihrem Beitrag über dessen Topographie und Infrastruktur. Dabei geht es um das direkte Umfeld der Kaiserpfalz. Die Duisburger Befunde vergleicht Diederich mit anderen Pfalzen von der Karolinger- bis in die Stauferzeit, wobei vor allem Parallelen zur Pfalz in Frankfurt am Main auffällig sind. Auch diese war oberhalb des Flusses an die dort gelegenen Flusshäfen angeschlossen.

Geschichte des Burgplatzes hat tiefe Wurzeln

Die Geschichte des Burgplatzes im Wandel der Zeiten beleuchtet Duisburgs Stadtarchäologe Thomas Platz. Der Burglatz, der in seiner heutigen Ausprägung erst 1950 entstanden ist, hat ein tiefe Vergangenheit.

Einst das repräsentative und administrative Zentrum der bürgerlichen Stadt reichen seine Wurzeln bis in die Pfalz-Zeit. Platz behandelt dieses Kernareal unter dem städtebaulichen Aspekt und reichert seine Ausführungen mit aufschlussreichen Plänen und historischen Fotografien an.

Römische Sesterzen und Skelette

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Satte 42 Seiten umfasst der Beitrag von Julia Völz und Franz Kempken über die Erkundungen im Mercatorviertel zwischen 2012 und 2017. Die beiden Archäologen der Kölner Gesellschaft für Archäologische Baugrundsanierung stellen die Funde und Befunde aus dem Mercatorquartier vor. Zeugen der Vergangenheit, die von römischen Sesterzen des Kaisers Hadrian über karolingisch/ottonische Keramikfragmente bis hin zu einer früh- bis hochmittelalterlichen Doppelbestattung aus dem 10./11. Jahrhundert reichen.

Die beiden Skelette, deren Hände - wie die Archäologen vermuten - als Zeichen großer Verbundenheit ineinander gelegt worden waren, wurden im Bereich des ehemaligen Mercatorhauses entdeckt. Reiches Bildmaterial ergänzt diesen Beitrag über die Entwicklung dieses mittelalterlichen Stadtquartiers in Duisburg.

Dr. Thomas Platz, Stadtarchäologe aus Duisburg, in einem Gewölbekeller aus dem 11. Jahrhundert auf dem Grabungsgelände Mercatorviertel.
Dr. Thomas Platz, Stadtarchäologe aus Duisburg, in einem Gewölbekeller aus dem 11. Jahrhundert auf dem Grabungsgelände Mercatorviertel.

Die jüngsten archäologischen Aktivitäten aus dem Jahr 2019 listen am Ende des Bandes die Stadtarchäologinnen Brigitta Kunz und Anke Berkenhaus auf. Sie beziehen sich aber nicht nur auf Ergebnisse der Grabungen dieses Jahres, sondern auch auf bereits archivierte Funde. Erkenntnisse zu frühen Gewölbekellern mittelalterlicher Bauernhäuser in Serm und Hochemmerich werden aufgeführt, ebenso wie zur römischen Zivilsiedlung des Kastells Asciburgium in Bergheim wie auch zur Geschichte eines
NS-Zwangsarbeiterlagers in Röttgersbach, das später noch als Flüchtlingslager genutzt und dann abgebrochen wurde.

Keramik für die Abtei in Werden aus Duisburger Brennöfen

Weitere Aufsätze in dem Band widmen sich dem Ruhrgebiet vor der Industrialisierung (Maxi Maria Platz), der Keramik, die im 9. und 10. Jahrhundert in der Abtei Essen Werden genutzt wurde, und die teilweise aus Duisburger Brennöfen stammt (Cordula Brand), den eisenzeitlichen Siedlungsbefunden im Westen Duisburgs (Patrick Jülich), den keramischen Beigaben in der niederrheinischen Grabhügelkultur (Tim Glörfeld), den Funden aus den fränkischen Gräberfeldern in Beeck (Maike Hachmeyer), der Landwehr und den angrenzenden Höfen in Meiderich (Bernhard Rosenbaum) sowie den archäologischen Aktivitäten in Ruhrort, Alt-Homberg und Hochheide (Thomas Platz).