Duisburg-Rheinhausen. Die Künstlerin Christel Klarhöfer darf in ihrem Atelier in Duisburg-Rheinhausen endlich wieder Workshops geben. Ein Neustart nach Corona.

Ihr gewohnter Schwung und die Leidenschaft kommen gerade wieder zurück. Christel Klarhöfer braucht die Kunst wie die Luft zum Leben. Sie steht in ihrem hellen, großen und trotzdem gemütlichen Wohlfühl-Atelier in der Krefelder Straße 44 in Rheinhausen und genießt das neue Dasein. Großformatige Bilder hängen an den Wänden oder stehen auf Staffeleien. Es kann wieder losgehen. Die Lust zu leben ist wieder da.

Über die vergangenen schrecklichen Monate mag sie gar nicht nachdenken. Über die „völlig unlogischen und nicht nachvollziehbaren Auflagen der Politik“ ärgert sie sich immer noch. 80 Quadratmeter groß ist ihr Atelier, in dem sie in normalen Zeiten bis zu sieben Personen unterrichtet. Mit Maske und extrem weit auseinander sitzend, hätte sie problemlos und sicher ein paar Kunstbegeisterten die Coronazeitverschönern können.

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Aber sie durfte nicht. Auch ihr Atelier war sechs Monate dicht. Aber jetzt strahlt die 70-Jährige wieder, die Kunst um sie herum streichelt sichtbar ihre Seele. Vor einer Woche hat sie wieder mit einem Workshop begonnen. Drei begeisterte Kunstliebhaber unterrichtet sie zurzeit. Welche Techniken benutze ich wann? Wie bekomme ich Tiefe in ein Bild? Man kann beim Malen so viel lernen, Talent ist eben nur die eine Seite.

Die Malpinsel auf einem Tisch im Atelier.
Die Malpinsel auf einem Tisch im Atelier. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Bilder in Öl und Aquarell hängen an den Wänden. „Aber am liebsten male ich mit Acryl“, sagt Christel Klarhöfer, die in Bochum geboren ist und in Duisburg lebt und arbeitet. „Das Schwierigste beim Malen ist, ein Gleichgewicht zwischen Chaos und Ordnung herzustellen“, beschreibt sie die hohe Kunst, die sie anderen längst beibringt.

Erst später hat die Künstlerin aus Rheinhausen Kunst studiert

Den Drang zu malen hat sie immer verspürt. „Schon im Kindergarten habe ich immer gemalt.“ Wie bei so vielen Menschen, führte ihr beruflicher Weg zunächst in eine andere Richtung. Sie machte eine Ausbildung, die mit Kunst und Malerei nicht das Geringste zu tun hatte. Aber aus ihrer Berufung wurde schließlich – fast zwangsweise – doch ihr Beruf. Denn sie belegte immer und immer wieder Workshops in Malerei, um ihre Leidenschaft und ihr „Handwerk“ zu vervollkommnen.

Manchmal malt Christel Klarhöfer wie in Trance

Schließlich entschied sie sich, doch Kunst zu studieren und absolvierte von 2014 bis 2017 am Institut für Ausbildung in bildender Kunst und Kunsttherapie ihr Studium. „Wenn ich male, bin ich wie in Trance“, gibt sie zu. Dann ist sie mit sich im Reinen, der Wohlfühlfaktor auf hundert Prozent.

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Früher sei es ihr öfter passiert, dass sie Raum und Zeit bei ihrer Passion vergaß. Dann begannen die Vögel, morgens um fünf Uhr den Tag mit Gezwitscher zu begrüßen. „Um diese frühe Tageszeit riecht der Garten frisch nach Tau und Erde – unbeschreiblich schön.“ Erst dann hat sie gemerkt, dass sie ja die Nacht durch gemalt hat und wohl ab und zu eingenickt ist. Bei der Konzentration auf die Malerei könne man absolut abschalten, wie bei Musik oder Sport. Das sei phänomenal.

Seit 2019 ist die Künstlerin auch Patin der Johanniterschule in Hochfeld

Auch eine sehr soziale Ader hat die Duisburgerin. Sie arbeitet häufig mit Kindern, die es nicht einfach im Leben haben, psychisch oder körperlich erkrankt sind oder beispielsweise das Down-Syndrom haben. An diese Kinder komme man häufig gar nicht heran, weil sie sehr verschlossen sind und kaum Nähe von Fremden zuließen. „Oft gelingt aber ein Zugang mit Hilfe der Malerei, sie bekommen Spaß an der Sache und fangen an zu kommunizieren. Wenn man ihnen ein wenig helfen kann, ist das eine wirklich wertvolle Erfahrung“, freut sich Christel Klarhöfer. Seit 2019 ist sie Patin der Johanniterschule des Landschaftsverbandes Rheinland für Kinder und Jugendliche mit Sehschädigung in Hochfeld. Sie setzt sich für Schulen ohne Rassismus ein. „Schule mit Courage muss sein, weil die Kinder die Zukunft der nächsten Generation sind.“

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Verheiratet ist die Künstlerin, die mittlerweile häufig als Dozentin unterwegs ist, mit einem Maschinenbauingenieur. Zugang zu ihrer Leidenschaft, der Malerei, habe er lange nicht gehabt, räumt sie ein. Aber irgendwann habe er angefangen, einen speziellen Blick für ihre Arbeit zu bekommen. Mittlerweile ist er ihr wichtigstes Korrektiv. Die Freude darüber zeigt sie unverhohlen.

>>>> Der Kontakt zur Künstlerin <<<<

Im Malatelier von Christel Klarhöfer steht die freie Malerei im Vordergrund. „Jeder malt seine individuellen Bilder und ich unterstütze den Malprozess mit Tipps und Tricks“, sagt sie. Sie macht aber auch keinen Hehl daraus, dass es wirklich lange dauert, bis man es kann. Da ist eben auch Geduld gefragt und Technik, die man lernen muss.

Die jung gebliebene 70-Jährige stellt in Städten und bei Unternehmen aus, gibt Workshops und Einzelunterricht, macht Mental-Painting und ist bei Kindergeburtstagen gefragt. Die Öffnungszeiten in ihrem Atelier auf der Krefelder Straße 44 in 47226 Duisburg sind montags von 15 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung unter 0172/2582606.