„Showtime“ – so lautet das Thema der neuen Schaufester-Präsentation des Bundes Gelsenkirchener Künstler. Die Bilder wechseln über die Laufzeit.
Kontraste bestimmen die neue Präsentation „Showtime“ des Bundes Gelsenkirchener Künstler (BGK), denn unter Corona-Diktat wäre eine Vernissage und offene Ausstellung schwerlich möglich. Schon gar nicht bei diesmal neun Beteiligten, die die vorderen Räume der Galerie „Domizil“ an der Bergmannstraße in Ückendorf mit den großen Fenstern ausfüllen – und zwar mit Arbeiten und ihren Gedanken im und zum Lockdown.
Um die verbliebenen Möglichkeiten zu nutzen, sollen die jeweiligen Ausstellerinnen etwa 14-tägig wechseln. Das Motto an der Scheibe bleibt gleich: „Take a look!“ – übersetzt also: „Seht her!“. Die Kuratorinnen Sabine Leichner-Heuer und Christel Klarhöfer beschreiben vorab ihr unterschiedliches Erleben der corona-bedingten Kontaktsperre. Alle werden nach und nach präsentieren, was in dieser besonderen Zeit für sie auffällig und wichtig ist.
Emotionen in der Pandemie in Gelsenkirchen
Christel Klarhöfer meint schmunzelnd, sie habe vielleicht sogar etwas mehr als vor der Pandemie kreativ gearbeitet, wenn auch die veränderte Tagesstruktur sich bemerkbar gemacht habe. Sie zeigt ein Werk namens „Zusammen“, vielseitig wie vielschichtig. In Ölmischtechnik auf Leinwand entstand die Darstellung eines Pärchens, eng umschlungen vor einem Hintergrund in optimistischem Gelb und Blau. „Sie fliehen vor dem Lockdown in die Südsee, schmieden ihre Pläne“, beschreibt die Duisburgerin und fügt hinzu: „In der Mitte fühlt man förmlich die Zufriedenheit des Paares in der verzauberten Welt der Südsee. Es scheint zu schweben. Durch Corona holt sie der Alltag wieder ein, aber die Leichtigkeit ist vorbei.“ Das von ihr verwendete Marmormehl bringt Überraschungen, es reißt nach und nach an nicht vorhersehbaren Stellen.
Sabine Leichner-Heuer verspürte hingegen deutliche „kreative Blockaden, regelrechte Lähmungserscheinungen“ und ist diesmal auch nicht in der Schau vertreten. Dem Titel „Showtime“ widmet sich Susanne Olbrich-Hantzschk und zeigt mit einem Porträt von Sammy Davis jr., was ihr vor allem zurzeit fehlt: Musik, Konzerte, Showbusiness. Ihre Vorliebe für große Gesten und Gesichter drückt sich in der Darstellung aus, die fast an Kirchenfenster erinnert.
Erinnerungen an eine Reise in die Weite
Gabriele Tolksdorf beteiligt sich diesmal mit „Namib II“ in Acryl-Mischtechnik auf Leinwand mit einem Ausschnitt aus Landschaftsaufnahmen einer Rundreise und einem unverkennbaren Sehnen nach Weite und dem Ausbrechen aus Einschränkungen. Karin Templin-Glees ist mit einer zweiteiligen Papier-Objekt-Collage „Duett“ vertreten. Die Ausschnitte der vordergründigen Schablonen geben noch einen Teil der bunten Acryl-Darstellungen wieder, beeinflussen aber einen Gesamteindruck und ergeben eine veränderten Eindruck. Die Bochumerin bleibt damit der Kombination von Linie-Farbe-Interaktion treu.
Soziale Distanz und Zeugnis von Veränderung
Ines Gauchel überrascht mit einer „Begegnung“ zweier Balken in Acryl auf Leinwand in einer geradlinigen, schlichten und schon dadurch fesselnden Interpretation dessen, wie Kontaktsperrung und „social distancing“ wirken. Arnhild Koppel stellt „Klima Zwanzigeinundzwanzig“ in Acryl und Collage auf Leinwand dar. Es entstand als Zeitzeugnis in verschiedenen Phasen. Es bezieht sich auf spür- und messbare Naturphänomene wie auf zwischenmenschliche, politische und gesamtgesellschaftliche Prozesse seit Beginn der Pandemie.
Nina Ryschawy lädt mit ihrer Tusche-Mischtechnik ein, Zusammenhänge wie Trennungen gleichermaßen zu sehen und in Frage zu stellen. Brigitte von der Eltz zeigt als neues Mitglied im Künstlerbund „Lineare Poesie IX“ Schatten, Linien in Knoten und Verflechtungen. Claus Berges schließlich fasst die Sehnsucht nach Bewegung in einen ungewöhnlichen Ausdruck von Lebensfreude. „Tap meets Jazz“ steht für Musik und Tanz, die tatsächlich benutzten Step-Tanzschuhe haben die Schritte in Acrylfarben auf Leinwand gebannt und „getanzt“. Festgehalten ist die Tanz-Arbeit in einem Video.
Daten und Fakten zur Schaufenster-Ausstellung
Statt der gewohnten Präsentation heißt es am „Domizil“ des BGK an der Bergmannstraße 53 ab Montag, 1. März: „Wir ziehen den Vorhang auf“. Die Präsentation der Arbeiten in den Galerie-Fenstern soll bis Mitte/Ende April zu sehen sein.
Regulär würde laut Sabine Leichner-Heuer am 1. Mai die traditionelle Aktion „Tür auf“ laufen. „Wir wollen mitmachen, auch ohne Vernissage.“ Öffnungszeiten nach Vereinbarung und unter den Corona-Hygieneregeln: 0209/319 69 45.