Duisburg-Baerl. Das Ehepaar Schilling wünscht sich mehr Ruhe. Aktuell findet nach sechs Jahren eine neue Lärmberechnung statt. Für die beiden Grund zur Hoffnung.
Endlich Sommer. Da lebt man doch lieber draußen als drinnen. Diese Monate genießen Heike und Michael Schilling in vollen Zügen. Sie haben ein Haus in Baerl mit Paradies-Garten. Ein Blütenmeer an Stauden, duftende Pflanzen, eine Farbpalette wie in einem Atelier und alte Bäume. Schlicht ein Traum. Wenn da nicht das leidige Dauerbrummen der nahen A 42 wäre. „Bei Südwestwind ist es hier unerträglich“, sagen sie.
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Und diese Windrichtung ist bestimmend. Als Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre die Autobahn über den Ortsteil Baerl Richtung Kamp-Lintfort gebaut wurde, bildete sich eine Bürgerinitiative, denn die Autobahn führte nur in einer Distanz von schätzungsweise 400 bis 500 m am alten Dorfkern vorbei, erzählt der Duisburger.
Der ständige Lärm geht dem Ehepaar aus Baerl an die Substanz
Das eigentlich sehr zufriedene Ehepaar, das gerne fröhlich ist, ist nicht alleine genervt vom Rauschen der A 42. „Es geht wirklich an die Substanz. Man fühlt sich abends wie gerädert, wenn man im Sommer den ganzen Tag im Garten war“, schildert die Baerlerin. „Wir gehen nicht davon aus, dass sich morgen hier etwas tut und eine Lärmschutzwand gebaut wird. Aber was an Schutz vor über dreißig Jahren hinter der Brücke Richtung Moers gebaut wurde, ist wirklich ein Witz.“
Vor allem seien an ganz anderen Stellen - auf der A 3 zum Beispiel Richtung Holland – hohe Lärmschutzwände. „Da stehen zum Teil kaum Häuser, nur ein paar Kühe laufen da herum“, wundert sich Michael Schilling. Vielen Baerlern wäre schon geholfen, wenn man zumindest die Geschwindigkeit nach der Brücke für eine längere Strecke auf 100 km/h begrenzen würde, ist ihr Vorschlag.
In Höhe der Baerler Auffahrt wird derzeit so richtig Gas gegeben
Dazu kommen seit langer Zeit noch die Brückenbauarbeiten. Da gibt es eine Kilometerbegrenzung von zurzeit 80 km/h. „Und genau in Höhe der Baerler Ausfahrt wird wieder richtig Gas gegeben. Das hört man bis hierhin. Es nervt.“
Dr. Roland Nolte, Leiter der Kommunikation der Autobahn GmbH Rheinland, kennt das Problem der lärmenden Autobahnen und hat Neuigkeiten zu dem Thema. „Alle fünf Jahre werden Lärmberechnungen gemacht. Zuletzt im Jahre 2015. Eigentlich hätten im vergangenen Jahr wieder Berechnungen stattfinden sollen. Auch für die A 42 in Baerl. Aber durch Coronahat man davon abgesehen, denn viele Berufstätige waren im Homeoffice und da hätte man keine realistischen Daten bekommen.“
Verkehr hat in den vergangenen Jahrzehnten enorm zugenommen
Fakt sei aber: Der Verkehr habe in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten enorm zugenommen. „Während an der Stelle im Jahr 2000 noch 75.000 Fahrzeuge pro Tag gezählt wurden, waren es später schon 88.000 Fahrzeuge und im Jahr 2015 fuhren täglich 91.000 Pkw, Lkw und Motorräder dort her.“ Die Richtlinien, um die Menschen vor Lärm zu schützen, seien mittlerweile bedeutend strenger, berichtet Nolte.
Man würde bei der neuen Beurteilung der Lärmbelastung auch immer zugunsten der Anwohner entscheiden, die dem Lärm ausgesetzt seien. Sehr viele Werte fließen in diese Berechnungen ein. Denn man müsse ja fairerweise davon ausgehen, dass die Belastung an unterschiedlichen Tagen ganz unterschiedlich sein kann.
Auch der Asphalt spielt bei der Lärmbelästigung eine Rolle
Es könne ja sein, dass an einem Freitagnachmittag sehr viel Verkehr ist, aber der Wind gerade von Osten kommt. Auf der anderen Seite könne ja auch wenig Verkehr sein, aber viele Lkw und der Wind komme von West. Auch Reifen und Asphalt spielen eine Rolle. „Anfang Mai 2021 hat jetzt wieder eine neue Berechnung begonnen, die bis Oktober dieses Jahres durchgeführt wird“, berichtet Roland Nolte.
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Vor allem Lkw seien ab einer Geschwindigkeit von 60 km/h durch das Rollgeräusch der Reifen eine relevante Schallquelle, weiß Nolte. Die Motorengeräusche dagegen hätten mit den Jahren abgenommen.
Nun sei es nicht so, dass bei einer hohen Belastung sofort eine Lärmschutzwand gebaut werde. Die komme allerdings eher als eine Tempo-Reduzierung. Man achte auch auf Kosten und wo gerade ohnehin gebaut würde. „Bis Lärmschutzmaßnahmen getroffen werden, dauert es länger als ein Jahr, aber auch keine zehn Jahre.“ Mit der Auswertung rechnet Nolte im Frühjahr 2022.