Duisburg-Hochheide. Politiker und Planer haben das Entwicklungskonzept für Duisburg-Hochheide vorgestellt. Gelder sind bewilligt, Bürgerideen werden aufgenommen.
Die gute Nachricht zuerst: Es tut sich was im Stadtteil Hochheide – zeitnah. Die Menschen dort haben die längste Zeit auf positive Veränderungen gewartet. Das wurde bei der Online-Infoveranstaltung am Mittwochabend klar. Da wurden Politiker und Planer konkret und stellten das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) vor. Vom „Abbruch zum Aufbruch“ wird umgesetzt, Anregungen und Ideen der Bürger wurden aufgenommen. Im Herbst dieses Jahres soll die Politik das Konzept beschließen, im nächsten Jahr mit der Umsetzung begonnen werden. Während der laufenden Veranstaltung konnten die knapp 70 zugeschalteten Bürger Fragen, Kritik und Tipps abgeben.
Gelder für die Stadtteilerneuerung sind bewilligt
Es zeigte sich aber, dass die meisten gespannt den Ausführungen über Pläne zuhörten. Gemeckert wurde eigentlich überhaupt nicht. Im Vordergrund stand der Wunsch nach Information. „Man wird zügig etwas sehen. Gelder, für die Stadtteilerneuerung sind bereits bewilligt“, strahlte SPD-Bundestagsabgeordneter Mahmut Özdemir. Er ist im Stadtteil verwurzelt, war zugeschaltet und erklärte begeistert, dass die Finanzierung steht. Das halte ihn aber nicht vom Bemühen ab, weitere Gelder zu akquirieren.
Untersucht hat das ganze Gebiet die WohnBund-Beratung NRW mit Sitz in Bochum, die im Quartiersbüro auf der Moerser Straße 245 mit der Planung beschäftigt ist und das Unternehmen Planlokal aus Dortmund. Sie haben das Gebiet auch aus der Vogelperspektive analysiert, haben Verläufe der Straßen und Lage der Plätze unter die Lupe genommen und sich nicht nur auf das direkte Gebiet rund um den Weißen Riesen konzentriert.
Der zweite Weiße Riese soll noch 2021 fallen
Zusammen leben – zusammen wachsen, ist die Devise. 2019 wurde das erste Hochhaus abgerissen, der Fall des nächsten Riesen ist noch für dieses Jahr geplant. Die Mittel für den Abriss der Ottostraße 54-56 sind im Städtebauförderprogramm 2021 des Landes eingeplant. Bei der Analyse und Umgestaltung wird auf viele Aspekte geachtet: Soziales, Klima, Umweltschutz, Nahversorgung, Freizeit, Bildung und Kultur, Sicherheit und Kriminalität. Wie sich zeigt, gibt es in den Teilbereichen Hochheides große Unterschiede. Im Vergleich zur Gesamtstadt ist die Bevölkerung eher älter, der Anteil der Migranten und Ausländer überdurchschnittlich hoch. Ebenso die Anzahl von Arbeitslosen und Hartz-IV-Empfängern. Das bringt ganz besondere Probleme mit sich, die man durch die Umgestaltung entschärfen und auffangen will.
Gut funktionierende Angebote wie Jugendzentrum JuZO, Seniorenlotsen und Bauspielplatz Tempoli wird man einbeziehen und stärken (diese Zeitung berichtete). Umgestaltet werden auf jeden Fall einige Verkehrsachsen und Kreuzungsbereiche, die noch aus den 70er Jahren stammen, unübersichtlich und zum Teil überdimensioniert sind. Viele Straßen sind extrem breit, berücksichtigen aber Radfahrer und Fußgänger überhaupt nicht. Das soll sich ändern.
Verkehrsberuhigte Straßen, neugestaltete Gehwege und Querungshilfen
Ein Schwerpunkt dabei wird die Moerser Straße sein, die in Teilbereichen verkehrsberuhigt wird, um die Straße den Fußgängern zurückzugeben. Die Straße sei nicht so breit, dass es für Radfahrer eine extra Spur geben könne. Die Neugestaltung zielt aber darauf ab, dass die Gehwege verbreitert und Querungshilfen verbessert werden. Parkflächen werden neu geordnet, Haltemöglichkeiten und Lieferzonen für angrenzende Geschäfte finden Berücksichtigung. Auch die Geschwindigkeit wird in Teilbereichen reduziert, die Straße begrünt. Zur Moerser Straße warb Martin Linne, Beigeordneter für Stadtentwicklung um Verständnis, dass „zentrale Orte nicht der Waldrand sind“.
Umsetzung soll 2022 beginnen
Aber auf die Veränderungen, die die Stadt mit Hochheide vorhat, können sich die Bürger freuen. Martin Dorok, Bezirksmanager von Homberg, erzählte, dass ihn die Begegnung mit einer älteren Dame in Hochheide sehr beeindruckt hat. „Sie genoss wirklich die Aufbruchstimmung und erzählte mir, sie sei sehr glücklich, dass sich in dem Stadtteil endlich etwas bewege. Man müsse nicht immer nur meckern, es sei doch jetzt wirklich viel in Bewegung. Das hat mich berührt.“
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Der Park, der neu angelegt wird, der künftige „Stadtpark Hochheide“ wird unterschiedlichen Interessen Raum bieten. Es wird Gemeinschaftsbereiche geben, Möglichkeiten, Sport zu machen, aber auch Rückzugsorte, um einfach mal Ruhe zu genießen. Brigitte Karhoff von der WohnBund-Beratung ging auch die Weiterentwicklung und Stärkung des Geschäftszentrums ein. Man wolle auf jeden Fall das „Wir-Gefühl“ stärken und die Vernetzung der Gewerbetreibenden fördern.
Klar ist jetzt der Fahrplan und dass man „nicht mehr - wie ich - 16 Jahre warten muss, bis sich etwas tut“, sagte SPD Bundestagsabgeordneter Mahmut Özdemir aus Homberg. Im Herbst soll der Rat der Stadt das Konzept beschließen, im September wird es der Bezirksregierung und dem Bauministerium Düsseldorf vorgelegt. 2022 soll die Umsetzung begonnen und 2029 abgeschlossen werden.