Duisburg-Homberg. Der Vertrag mit der Duisburger Caritas wurde zum 31. März gekündigt. Nun fragen sich die Mieter, wie es mit dem Prestigeobjekt weitergeht.
„Es ging um die Gemeinschaft“, sagen die Mieter des Roten Riesen. Und: „Hier sind alle furchtbar traurig.“ Gemeint ist das gute soziale Klima, das „Wir-Gefühl“, das dank der Caritas mitten im Sanierungsgebiet Hochheide entstanden ist. Nach über zehn Jahren zieht sich der Sozialträger aus dem 144-Parteien-Hochhaus zurück. Der Mietvertrag wurde zum 31. März gekündigt. Die Anwohner befürchten nun, dass der vertraute Charakter des einstigen Prestigeobjekts verloren geht. Vor allem Senioren wussten den Service zu schätzen.
Viel gelobte Zusammenarbeit in Duisburg-Hochheide
Die Zusammenarbeit gilt als Erfolgsprojekt und bescherte dem Roten Riesen über lange Zeit hinweg das beste Image der Hochhäuser im Viertel. 2008/2009 kaufte und sanierte die Kapitalpartner Konzept GmbH den ehemaligen Weißen Riesen mit Hilfe des Investmentfonds Distressed Real Estate II und suchte sich mit der Caritas vor Ort einen Partner. Ein Schritt, der vertrauensstiftend wirkte - trotz der Vorbehalte gegen Mietspekulanten. Folge: Das neue Angebot schrieb bundesweite positive Schlagzeilen („Wohnen im aufgemotzten Brennpunkt“) und kam bei Interessenten gut an.
Umso erstaunlicher, dass Stadtverwaltung und Politik vom Ende der Präsenz der Caritas im Roten Riesen offenbar überrascht wurden. Zuversichtlich reagierte Hombergs CDU-Chef Klaus Radny. „Der Eigentümer wird einen Nachfolger finden. Die würden sich ja einen Strick drehen, wenn sie ihren Service dort aufgäben.“ Es werde sich sicher auch künftig eine Betreuungslösung finden, „da mache ich mir in politischer Hinsicht keine Sorgen.“ Er denkt da an die Kirche - das Rote Kreuz, das Christophoruswerk - oder an die Awo, die das Projekt eventuell fortsetzen könnten.
Bei Bedarf half eine Sozialarbeiterin im Roten Riesen
Ein schweres Erbe ist es allemal. In der Riege der von vielen ungeliebten Hochhäuser galt der Rote Riese über ein Jahrzehnt hinweg als beispielhaft. Die Caritas unterhielt im Gebäude an der Hanielstraße einen Empfangsservice und eine Anlaufstelle, eine Sozialarbeiterin half den Bewohnern, wenn sie Fragen hatten, etwa zu Pflegemitteln. In einem Gemeinschaftsraum starteten Angebote, hier traf sich etwa der Red-Room-Chor. Dass unter den Mietern etliche ältere Herrschaften sind, erstaunt dabei nicht; Viele, so hört man, seien gerade wegen der Präsenz des Sozialträgers in das Hochhaus gezogen.
Jetzt ist die Enttäuschung riesig. „Ganz furchtbar schade“ sei das Aus, heißt es. Von vorgeschobenen Gründen ist die Rede; so habe der Eigentümer etwa das Recht auf die Wohnungen, die die Caritas bisher nutzte, geltend gemacht – obwohl es doch ohnehin einen Leerstand gebe.
Eine große Bereicherung für die Mieter
Es habe nicht in der Absicht des Sozialträgers gelegen, sich aus dem Objekt zurückzuziehen, informiert eine Sprecherin der Caritas auf Anfrage dieser Zeitung. Der Vertrag sei zum 31. März ausgelaufen. Über die künftige Entwicklung vor Ort wisse man nichts.
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Ein Lichtblick: Niemand wird entlassen, alle Mitarbeiter behalten ihre Jobs. Diejenigen, die bisher am Empfang gearbeitet haben, werden von der Immobiliengesellschaft übernommen und sollen den viel gelobten Concierge-Service weiter fortführen, der den Mietern auch ein Gefühl von Sicherheit gibt. „Wir haben das Quartiersmanagement und den Empfangsservice im Roten Riesen als große Bereicherung für die Bewohnerinnen und Bewohner gesehen. Auch unser Team hat sehr gerne vor Ort gearbeitet. Umso mehr bedauern wir, dass der Vertrag zum 31. März gekündigt wurde“, sagt Petra Keysers vom Duisburger Caritas-Vorstand.
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Ansprechpartner sei immer die Immobilienverwaltung Isermann gewesen, die sich um die Mietbelange des Roten Riesen kümmert. Doch dort winkt man ab. Über die Gründe wisse man nichts. Und zur Zukunft des sozialen Angebots im Objekt könne man nichts sagen, so eine Mitarbeiterin. Auch nicht, ob es von einem anderen Sozialträger übernommen werden soll. Der Eigentümer, sagt sie uns zu, will sich demnächst zur Sache äußern.
Haus wurde an einen Investor verkauft
Bislang jedoch ist nichts geschehen, was auch daran liegen könnte, dass sich die Verhältnisse geändert haben. Das bestätigt die Kapitalpartner Konzept GmbH: Man habe die Gesellschaft DRE III, die Distressed Real Estate GmbH Co. KG III, 2017 an einen Investor verkauft und sei somit nicht mehr Eigentümer des Roten Riesen, heißt es aus dem Unternehmen, das heute am Bodensee sitzt. Verantwortlich sind nun die jetzigen Gesellschafter.