Duisburg-Baerl. Der Regionalverband Ruhr bringt aktuell im Baerler Busch Nisthilfen an. Bereits Ende des Monats beginnt die erste Brutzeit vieler Tiere.
Michael Zielkowski schnappt sich routiniert die Leiter aus seinem Kofferraum. Der Regen prasselt unermüdlich auf seinen Hut. Ruhig ist es am Mittwochmorgen im Baerler Busch. Das schlechte Wetter hält viele Besucher fern, nur vereinzelt laufen Hundehalter mit ihren Vierbeinern über den aufgeweichten Waldweg. Zielkowski greift noch mal in den Kofferraum, holt eine braune, runde Vorrichtung hervor. „Nisthilfen“, erklärt er mit einem Lächeln.
Zielkowski ist Ranger beim Regionalverband Ruhr (RVR). Zusammen mit seinem Kollegen Ulrich Gräfer, ebenfalls Ranger, bringt er an den Bäumen im Baerler Busch zahlreiche Nistmöglichkeiten für Singvögel an. „Zirka 50“, erklärt er. „Später können es dann an die 100 werden.“ Die Ranger marschieren los. Mit der Leiter gegen einen Baum gelehnt, haut Zielkowski mit Hammer und Nagel ein kleines Stück Holz in die Rinde, hängt anschließend die Nisthilfe daran auf. Bald sollen hier Meisen, Kleiber, Schnäpper und viele andere Artgenossen einen Unterschlupf zum Brüten finden.
Nisthilfen für Singvögel: Flugloch in südöstlicher Richtung
Zielkowskis Blick wandert in den wolkenverhangenen Himmel. „Das Flugloch sollte in südöstliche Richtung zeigen“, erklärt er. „Die Schlechtwetterseite liegt immer im Westen. Die Vögel würden dann gar nicht erst hineingehen.“ Zu groß wäre die Gefahr, dass die Löcher mit Wasser volllaufen, die Tiere schlimmstenfalls erfrieren. In zwei Metern höhe hängen die Nisthilfen, zwischen den einzelnen Brutstätten sollte es zwölf bis 15 Meter Abstand geben – „Die Vögel haben gerne etwas Luft dazwischen.“
Schon bald können Besucher des Baerler Buschs die ersten Vögel in Aktion erleben. Die Brutzeit fängt bereits Ende des Monats an, erklären die Experten. Im Juni und Juli brüten die Vögel dann ein weiteres Mal. „Für den Wald haben wir die Vögel sehr gerne hier“, sagt Zielkowski. Denn sie übernehmen eine wichtige Aufgabe: Schädlinge fressen. Exemplarisch: Der Eichenprozessionsspinner, dessen giftige Härchen für Menschen zum Problem werden können.
Vögel fressen Schädlinge wie den Eichenprozessionsspinner
Zwar war sein Vorkommen in den vergangenen Jahren im Baerler Busch überschaubar, erklärt Ulrich Gräfer. Die Singvögel erfüllen dennoch eine vorbeugende Wirkung. Doch auch andere Insekten stehen auf der Speisekarte der zukünftigen Bewohner. „Wir achten darauf, dass wir in der Nähe der Nisthilfen Kulturen haben“, sagt Zielkowski. Ein höheres Aufkommen von Schädlingen bedeutet mehr Fressen.
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Die ersten drei Brutkästen hängen mittlerweile. Obwohl sie wie neu aussehen, haben sie schon mehr als 30 Jahre hinter sich. „Die Brutkästen sind aus den 80er-Jahren und wurden von uns neu angestrichen“, erklärt Zielkowski. Sie bestehen aus Holzbeton. Dieses Material sei atmungsaktiv und „kommt einer Baumhöhle sehr nah.“ In guten Zeiten hingen mehr als 5000 Nisthilfen im ganzen Verbreitungsgebiet des RVR, das sich von Hamm bis in den Kreis Wesel zieht. Für Baerl sind die Nisthilfen hingegen eine Premiere.
Ein bis zwei Tage wird es dauern, bis alle Unterkünfte für die Singvögel angebracht sind. In den kommenden Tagen können Besucher dann vermutlich den ersten Gesängen lauschen.