Duisburg-Rheinhausen. Am Ende des Deutsch-Französischen Krieges wurden vielerorts Friedensbäume gepflanzt. In Oestrum und in Rumeln etwa. Ein Fall für die Politik.
Bäume schützen das Klima. Sie wirken beruhigend, Aktionen wie das Waldbaden erfreuen sich großer Beliebtheit. Bäume stecken voller Geheimnisse. Und manchmal sind sie wichtige Zeitzeugen. Unbedingt schützenswert, befand die Rheinhauser CDU im Fall der Friedenseiche in Alt-Oestrum, die 2019 auf ihren Antrag hin samt Baumscheibe und historischem Einfriedungsgitter als Ensemble unter Denkmalschutz gestellt wurde. Jetzt legen die Christdemokraten nach. In der letzten Sitzung der alten Bezirksvertretung ging es um eine Schwester im Geiste, die Friedenslinde in Rumeln. Auch für sie wünscht sich die CDU dauerhaften Schutz.
Die alte Linde, die gegenüber der Straße „Auf dem Hastert“ steht, wurde laut Chronik der evangelischen Schule Rumeln am 22. März 1871 nach Ende des Deutsch-Französischen Krieges auf dem Schulhof der Dorfstraße 24 gepflanzt, also in etwa zeitgleich mit der Eiche in Oestrum. Ein feierlicher Akt, der damals empfohlen und in vielen Ortschaften am Rhein auch vollzogen wurde, erinnert CDU-Fraktionssprecher Ferdi Seidelt. Die Urkunde von diesem Ereignis, so steht es in der Chronik, soll bis heute in einer Champagnerflasche unter den Wurzeln des Baumes ruhen.
Wichtig für die Geschichte der Ortschaft
Alles gute Gründe, die alte Linde zu erhalten. Der Baum sei, so steht es in der Sitzungsvorlage, aus „orts- und siedlungsgeschichtlichen Gründen“ denkmalwert, mithin wichtig für die geschichtliche Bedeutung der Ortschaft. Die Stadt werde deshalb gebeten zu prüfen, ob die Friedenslinde nebst Baumscheibe unter Denkmalschutz gestellt werden kann. Da eine Eintragung in die Denkmalliste zu erwarten sei, sei sie schon jetzt als vorläufiges Denkmal einzutragen.
Auch interessant
Überraschend borstig reagierte die SPD. So holte Fraktionssprecher Marcus Mellenthin einen Vorstoß der Politik von 2006 hervor. Schon damals hatte die CDU Denkmalschutz für die Friedenslinde beantragt, passiert sei aber nichts. Hierzu fordert Mellenthin mehr Informationen zur seinerzeit abschlägigen Antwort der Verwaltung:. „Wieso haben wir das damals nicht umgesetzt?“ Bezirksmanager Jürgen Konkol bat um Aufschub: „Ich muss mich erst informieren.“ Nun hängt die Linde bis zur Wiedervorlage in der Warteschleife.
Zwei Straßen und zwei Bäume
Wobei Seidelt nicht recht nachvollziehen kann, was die beiden Friedensbäume unterscheiden sollte. „Was hat der eine, was der andere nicht hat?“ So wie der Bezirk zwei Beethovenstraßen hätte, besäße er auch zwei Friedensbäume. Und beide seien gleichermaßen wertvoll. Auch die heute geschützte Friedenseiche in Oestrum wurde 1870/71 nach Ende des Deutsch-Französischen Krieges gepflanzt. „Das war der gleiche Akt. Und es ging um dieselbe Sache, den Frieden zu feiern.“ Einziger Unterschied: In Rumeln schuf Heinz Billen erst später ein schmiedeeisernes Gitter, um den Baum zu schützen.
Jetzt gilt es, die 2. Lesung abzuwarten. In einem nächsten Schritt plant die CDU schon jetzt, über Mittel zur Pflege des Ortsbildes Erinnerungstafeln zu beantragen, damit sich jeder über die Ereignisse in Rumeln und Oestrum formieren kann. Seidelt: „Alles, was den Krieg und das Sterben von Menschen beendet, muss von höchstem Wert sein.“