Duisburg-Rheinhausen. In Friemersheim wurden neue Abstellgleise für Güterzüge zwischen Bahnhof Rheinhausen und Restaurant Stellwerkhof gelegt Von hier aus wird künftig Material aller Art zum Logistikzentrum gefahren. Fragen bleiben.
Fußgänger oder Radfahrer am Kruppsee im Rheinhauser Ortsteil Friemersheim werden sie schon gesehen haben: Die beiden neuen Abstellgleise für Güterwaggons. Diese Gütergleise, jeweils 740 Meter lang und im Dezember fertig gestellt, erstrecken sich auf einem Bahngelände oberhalb des Freizeitsees. Sie beginnen kurz vor dem Bahnhof Rheinhausen, Höhe Windmühlenstraße, und erstrecken sich bis zum Gastronomiebetrieb Stellwerkhof. Seitdem ist diese Bahnstrecke erstmals mit einem mannshohen Metallzaun abgesperrt, in voller Länge. Die Gleise, sie liegen im alten Schotterbett der ehemaligen Zugverbindung Rheinhausen-Hohenbudberg, werden jetzt abends und nachts von meterhohen Strahlern beleuchtet, die im Abstand von etwa 50 Metern stehen. Nur die Leitsicherungstechnik wird in Kürze noch installiert.
Bauherr ist die Hafen-Duisburg-Rheinhausen GmbH. Die Tochter der Duisburger Hafen AG ließ seit Juni 2015 die neue Gleisanlage und eine neue Weiche am Bahnhof Rheinhausen bauen, weil sich laut eigener Aussage der Umschlag auf dem KV-Terminal DIT (Duisburg Intermodal Terminal GmbH) auf dem Rheinhauser Logistikzentrum Logport 1 erhöht hatte. Entsprechend mussten die Kapazitäten des Terminals angepasst werden.
Im Januar 2014 von der Bezirksregierung genehmigt
Die Bezirksregierung Düsseldorf genehmigte im Januar 2014 den Gleisbau. Der Rheinhauser SPD-Ratsherr Reiner Friedrich nahm Einblick in die Planungsunterlagen: „Dort werden künftig Güterzüge mit Kessel- und Containerwagen zusammengestellt. Diese bis zu 740 Meter lange Güterzüge können dort bis zu 24 Stunden abgestellt werden. Infrage kommen für die Abstellgleise prinzipiell alle Güter, die auch sonst auf Logport 1 umgeschlagen werden.“ Gefahrstoffe seien davon nicht ausgenommen. Daher müssten die Kesselwagen nach dem für die Gleise geltenden Eisenbahngesetz berstsicher sein. Hafen AG-Sprecher Julian Böcker: „Die beiden Abstellgleise sind Bestandteil des Vorbahnhofs Logport. Dort werden Waggons mit Gütern, die auf Logport umgeschlagen werden, rangiert und abgestellt sowie Leerwaggons.“ Die Kosten lägen im „einstelligen Millionenbereich“.
Als das Gleis-Projekt Anfang 2014 bekannt wurde, kritisierten Anwohner die Pläne, wir berichteten. Die Friemersheimer befürchteten weitere Lärmemissionen vom zusätzlichen Güterzugverkehr, auch abends und nachts. Die SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung Rheinhausen forderte Lärmschutzmaßnahmen und die Abschaffung des so genannten Lärmbonus. Der erlaubt der Deutschen Bahn bei Altanlagen die bestehenden Lärm-Grenzwerte um je fünf Dezibel zu überschreiten.
Lärmwälle gibt es bisher nicht
Lärmwälle oder -wände wurden bisher nicht neben die neuen Abstellgleise in Friemersheim gesetzt. Schon Anfang 2014 hatte Julian Böcker, Sprecher des Bauherrn, versichert, die vorgesehene Nutzung der geplanten Abstellgleise führe zu keinen Lärmimmissionen, die zusätzliche Lärmschutzmaßnahmen erforderlich machten. Solche Maßnahmen seien nur erforderlich, wenn die zulässigen Grenzwerte überschritten werden. „Dies ist hier aber nicht der Fall.“ Auch für den Gewässerschutz seinen keine Maßnahmen notwendig.
Norbert Bömer, Sprecher der Bürgerinitiative „Saubere Luft“, und SPD-Ratsherr Manfred Krossa hatten bereits 2014 Bedenken gegen das Projekt - sie haben sie heute noch. Wie Friedrich sind sich beide sicher, dass auch Kesselwagen mit Gefahrgütern auf den neuen Gleisen abgestellt werden: Sie wollen daher die Unterlagen des Genehmigungsverfahrens bei der Bezirksregierung einsehen und überprüfen, ob die Sicherheit für die Umwelt auch dann gegeben ist, wenn etwa ein Kesselwagen auslaufen oder explodieren sollte. So gäbe es anders als auf Logport 1 an den Gleisen keine Gefahrstoffwannen. „Und der Kruppsee liegt maximal 50 Meter daneben“, so Bömer.