Duisburg-Rheinhausen. . Die Eisenbahnsiedlung in Duisburg-Rheinhausen blickt auf eine lange Geschichte. Bis heute ist der Wasserturm das Wahrzeichen der Siedlung.

Die Eisenbahnsiedlung in Rheinhausen feiert im Juni ein rundes Jubiläum: Vor hundert Jahren, 1913/15, noch zu Kaisers Zeiten, wurde mit dem Bau der Siedlung für damalige Reichsbahner und ihre Familien begonnen. Im Mittelpunkt der Jubiläumsfeiern steht das große Festwochenende am 20. und 21. Juni. Dabei wird den Bürgern auch die neu geschriebene, rund 900 Seiten starke Chronik der Eisenbahnsiedlung vorgestellt, an der ein Team um Wolfgang Faber von der Interessengemeinschaft Hohenbudberg-Eisenbahnsiedlung seit 2013 gearbeitet hat.

Hier die wichtigsten Ereignisse in der im doppelten Sinne bewegten Geschichte der Eisenbahnsiedlung und des Güterbahnhofs:

1895 kaufte die Preußische Eisenbahndirektion Köln die Grundstücke zur Errichtung eines Güterbahnhofs.

1896 wurde zwischen den Gemeinden Hohenbudberg und Friemersheim ein so genannter Aufstellungsbahnhof (Vorbahnhof Uerdingen) in Betrieb genommen.

1901 folgte der Güterbahnhof zwischen Hohenbudberg und Friemersheim, um den Uerdinger Bahnhof zu entlasten. Der Güterbahnhof entstand auf dem Gelände zwischen der heutigen Werksgrenze von Bayer/Chempark in Uerdingen bis zum Kruppsee am Ortseingang von Friemersheim.

Zu einem Erinnerungsfoto stellten sich die Arbeiter häufig in den vergangenen 100 Jahren auf.
Zu einem Erinnerungsfoto stellten sich die Arbeiter häufig in den vergangenen 100 Jahren auf. © Privat

1902, am 22. März, arbeiteten auf dem Bahnhof Hohenbudberg, der nun bis 1903/4 zum Verschiebebahnhof ausgebaut wurde, bereits 58 Personen. Daher wurde es notwendig, für die Beschäftigten Unterkünfte zu bauen.

1906 nahm die Reichsbahn den größten und modernsten Verschiebebahnhof in Betrieb. Ferner wurde ein erstes, kleines Übernachtungshaus an der späteren Stelle des Hauses Rheindamm errichtet.

1913/14. Die eigentliche Geburtsstunde der Eisenbahnsiedlung: An der Henschelstraße wurde mit der Errichtung eines großen Übernachtungsheimes, eines Logierhauses für dienstfreie Eisenbahner begonnen. Dazu kam ein Ledigenwohnheim für Beschäftigte der Bahn. Ab diesen Jahren begann die Reichsbahn, Wohnhäuser und weitere Einrichtungen für die Bahn-Beschäftigten zu bauen. 1915 ziehen erste Familien ein.

1916 wurde das Wahrzeichen der Eisenbahnsiedlung, der 35 Meter große Doppelwasserturm fertig gestellt. Er versorgte ab diesem Zeitpunkt aus zwei Wasserbehältern mit jeweils 500 Kubikmetern Inhalt Dampflokomotiven mit grob gereinigtem Wasser aus dem Rhein und aus der Roos.

1918 entstand zwischen den Durchgangsgleisen des Bahnhofs das Betriebswerk zur Versorgung und für Reparaturen der Lokomotiven und Wagen. Am 1. Oktober konnte der zweite Ablaufberg in Betrieb genommen und damit die Leistung des Verschiebebahnhofs erheblich gesteigert werden.

1936 erreichte der Verschiebebahnhof mit jetzt 800 Mitarbeitern seine intensivste Nutzung vor dem Zweiten Weltkrieg. Täglich verließen mehr als 150 Güterzüge den Bahnhof, werden bis zu 3500 Güterwagen über drei Ablaufberge von den eingelaufenen Zügen getrennt und zu neuen Zugeinheiten zusammengestellt.

Musik gehörte bei vielen Veranstaltungen dazu.
Musik gehörte bei vielen Veranstaltungen dazu. © Privat

1939 bis 1945 rollten ständig deutsche Soldaten, Waffen und Fahrzeuge aller Art durch das Drehkreuz am linken Niederrhein. So wird der Bahnhof zum kriegswichtigen Gebiet und zum Ziel zahlreicher Bombenangriffe der Alliierten. Der Bahnhof konnte trotz erheblicher Schäden an Gebäuden, Gleisen und Lokomotiven jedoch ohne größere Menschenopfer bis in de letzten Kriegsmonate die meisten Aufgaben erfüllen. Vom 8. auf den 9. Februar 1945 flogen 170 US-Bomber einen Großangriff und zerstörten den Großteil der Bahnanlagen auf dem Verschiebebahnhof.

1956. Rund 160 Kilometer Schienen liefen durch den 400 Meter breiten und 2800 Meter langen Bahnhof. An der breitesten Stelle lagen 73 Gleise nebeneinander, Rund 4500 Güterwagen pro Tag wurden umgeschlagen.

1960. Der bis dahin mit rund 75 Dampflokomotiven betriebene Bahnhof wurde mit elektrischen Oberleitungen ausgerüstet.

1965. Die Elektrifizierung des Bahnhofs und der Gleisanlagen wird fertig gestellt.

1977. Zum letzten Mal ging eine Dampflok auf Dienstfahrt.

1983. Die Schließung des Krupp-Walzwerkes am 3. Dezember führte bei dem örtlich wichtigsten Einzelkunden zum Verlust von bis zu rund 800 Wagen täglich. Der Betrieb des eigenständigen Verschiebebahnhofs konntewirtschaftlich nicht aufrecht erhalten werden.

1985/86 wurden der Verschiebebahnhof und die Gleisanlagen rückgebaut. Am 26. September 1986 verließ der letzte planmäßige Güterzug den Bahnhof Hohenbudberg. Damit endete die Geschichte des Rangierbahnhofs.

Das Festprogramm 

Die IG Hohenbudberg-Eisenbahnsiedlung hat für ihre Jubiläumsfeier am 20. und 21. Juni ein Festprogramm auf die Beine gestellt. Die Feier startet am Samstag, 20. Juni, ab 15 Uhr auf dem Hof des Jugendheims an der Martinistraße mit einem Kinderprogramm inklusive Zielwerfen, Zauberer, Schminken, Glücksrad und Kinderkarussell und vielem mehr.

Im Laufe des Tages spielt die BSW Hohenbudberg, es gibt einen Showtanz mit den Moviestars, der Jugendtanzgarde und Calypso zu sehen, es folgt der Auftritt des Hohenbudberger Hofballetts. Höhepunkt des ersten Festtages ist abends ein Konzert mit der in der Region bekannten Coverband GlamBam.

Am Sonntag, 21 Juni, geht es um 10.15 Uhr auf der Bühne mit einem ökumenischen Gottesdienst mit der Chorgemeinschaft Hohenbudberg weiter. Es folgt ein Festumzug durch die Siedlung mit einer Kranzniederlegung am Ehrenmal an der Turmstraße. Der Zug folgt der selben Strecke wie der Sankt-Martins-Zug. Musikalisch begleiten den Festumzug das BSW Musikcorps Hohenbudberg und die „Ruhrpott Guggies“.

Wolfgang Faber: „Wir bitten die Anwohner, ihre Häuser zu schmücken.“ Mädchen und Jungen können sich auf dem Kinderkarussell oder beim Zielspritzen der Feuerwehr amüsieren. Danach präsentieren Movie Stars, Jugendtanzgarde und Calypso ihre Showtänze. Abschluss des Festes ist abends der Auftritt des Musikkabaretts „Propfen“, Lokalmatadoren der Siedlung.