Marxloh. Vor einem halben Jahrhundert hat die Zeit der großen Kaufhäuser in Hamborn begonnen. Damals eröffnete Horten. Zwei Hamborner erinnern sich.

Auf den Tag genau vor 50 Jahren wurde das Horten-Kaufhaus am August-Bebel-Platz eröffnet. Klaus Heinze (70) war als Vize-Abteilungsleiter mit dabei. Er erinnert sich, ist dem Haus bis heute verbunden. Denn seit 1995 betreibt er im heutigen Marxloh-Center ein Geschäft für Tabakwaren und Zeitschriften und Sohn Kai Jens (45) die angegliederte Postfiliale.

Der frisch ausgebildete Buchhändler war zu Jahresbeginn 1965 zu Horten gewechselt. In Marxloh rückte er gleich zum Vize-Leiter der Abteilung für Schreibwaren, Bücher und Schallplatten auf. „Ich hab’ schon ab April bei der Einrichtung mitgeholfen“, erinnert er sich.

Es sei ja ein Warenhaus von für Marxloh riesigen Verhältnissen gewesen. Das gibt Heimatforscher Hans-Joachim Meyer zu bedenken. Auf 8200 Quadratmetern Verkaufsfläche wurde das gesamte Warensortiment angeboten. Es gab etwa 20 verschiedene Abteilungen auf drei Etagen mit zusammen 300 Mitarbeitern, ei­nen Imbiss im Erdgeschoss und ein Restaurant im Obergeschoss. Es gab sogar eine Abteilung für sogenannte Kurzwaren, Stoffe und Knöpfe zum Beispiel. Damals wurde noch viel selbst genäht.

„Es herrschte eine Aufbruchstimmung vor, eine ganz tolle Atmosphäre“, erinnert sich Klaus Heinze. Bei dem Kaufhaus mit der typischen gläsernen Horten-Fassade habe es sich zwar insgesamt um das 49. Warenhaus von des Konzerns in Westdeutschland gehandelt, aber um das zweite an Rhein und Ruhr.

Eigenständige Preisgestaltung

Der Marxloher Marktplatz mit Horten im Hintergrund.
Der Marxloher Marktplatz mit Horten im Hintergrund. © Archiv Hamborner Verlag

„Thyssen war noch voll im Geschäft. Es gab keinen Arbeitsplatz-Abbau“, erinnert Hans-Joachim Meyer. Das bedeutende Einkaufszentrum in Marxloh habe damit seine Abrundung nach oben bekommen. Meyer weiter: „Und nicht einmal 1000 Meter weiter entfernt, am Hamborner Altmarkt, gab es ja mit dem Kaufhof bis 1972 ein weiteres Kaufhaus.“ Sogar C & A habe damals ernsthaft erwogen, an der Kaiser-Friedrich-Straße/Ecke Feldstraße zu bauen. Aber daraus wurde dann nichts.

„Ich habe ziemlich eigenständig dort arbeiten können“, berichtet Klaus Heinze weiter. „Ein Teil der Preise konnte selbst kalkuliert werden.“ Und dazu sei man auch schon mal incognito zur Konkurrenz in die Nachbargeschäfte gegangen, um zu sehen, ob man mit den eigenen Preisen mithalten konnte. „Ich vermute, dass es heute viel mehr zentralisiert ist“, sagt Heinze.

Er selbst wechselte schon im Sommer 1965 als Abteilungsleiter von Horten nach Stuttgart, durchlief noch mehrere andere Horten-Häuser. Nach einem In­termezzo bei Woolworth in Frankfurt/Main machte er sich dann 1972 mit einem Großhandel für Rundfunkartikel in Mülheim/Ruhr selbstständig, stieg dort aber wegen der aufkommenden Konkurrenz der Fachmärkte Ende 1994 aus.

Mit Beginn der Stahlkrise wackelte auch Horten 

Zur Eröffnung des Horten-Kaufhauses am 13. April 1965 kam auch Prominenz. Jungstar Udo Jürgens trat auf. OB August Seeling und Oberstadtdirektor Gerhard Bothur waren zur Feierstunde gekommen. Dabei sprach auch Fritz Seydaack, bis 1960 Oberstadtdirektor in Duisburg, der danach in die Chefetage bei Horten gewechselt war.

Konzern-Inhaber Helmut Horten, so zitierte ihn der Duisburger Stadtanzeiger, habe mit dem Neubau dem Hamborner Einzelhandel eine kräftige Hilfestellung im Kampf um sein Einzugsgebiet leisten wollen.

Die Auffahrt zum Packdeck.
Die Auffahrt zum Packdeck. © Archiv Hamborner Verlag

Als aber in den 1980er Jahren der Arbeitsplatz-Abbau in der Stahlindustrie begann und die Zuwanderung von Migranten nach Marxloh stärker wurde, ging die Kaufkraft dort drastisch zurück. Auch Horten reagierte darauf, machte in dem großen Gebäude Platz für die ersten kleineren Ladenlokale. 1993 wurde das Warenhaus dann geschlossen.

Die Immobilie wurde an die Kaufring-Gruppe verkauft, die da­rin eine Filiale ihrer Tochter Rupprecht eröffnete, ein kleineres Warenhaus. Es gab immer mehr Untervermietungen, so ei­nen Lebensmittelmarkt, einen Optiker, einen Friseur sowie ein Reisebüro mit Lottoannahme, das Klaus Heinze später übernahm. Zugpferd aber war der neue Media-Markt. Er ist heute das einzige Geschäft im Marxloh-Center, das einen Einzugsbereich über Duisburg hinaus hat.

Ende der 90er Jahre ging die Immobilie auf die Münchener Doblinger-Gruppe über und wurde komplett umgebaut. Rupprecht schloss, der Media-Markt wurde vergrößert, Kodi, KiK und Aldi zogen ein. Klaus Heinze konnte seine Lottoannahme um Tabakwaren und Zeitschriften vergrößern.