Wasserturm Hohenbudberg - Durstlöscher für Dampflokomotiven
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Duisburg. Der 1916 erbaute Wasserturm im Duisburger Ortsteil Hohenbudberg ist ein Relikt aus betriebsamen Zeiten des einstigen Verschiebebahnhofs in der idyllischen Eisenbahnsiedlung. Der neue Logistikstandort Logport 3 sorgt für neuen Betrieb unweit der Krefelder Stadtgrenze.
Idyllischer Wohnen kann man in Duisburg kaum: Schnuckelige Häuser unter Walmdächern, in den Gärten die früheren Ställe, wenige Schritte entfernt der Rhein und dessen Altarm, die Roos – und über allem wacht ein Turm, stolze 35 Meter hoch. Und macht mit stolzen Lettern an der Fassade klar, das nicht Idylle Bauzweck war: „Bahn-Wasserwerk“ steht da und das Baujahr: 1916.
Der Gigant mit fünfstöckigem Sockel aus Ziegelmauerwerk und zwei Eisenbeton-Speichern obendrauf mit jeweils 500 Kubikmetern Wasser war errichtet worden, um den ebenso gigantischen Durst alter Dampflokomotiven zu löschen, von denen bis zu 80 früher Tag und Nacht im Umfeld des Wasserturms Hohenbudberg Dienst taten auf dem einst zweitgrößten Güterumschlagsplatz Deutschlands an der Schnittstellen von Rheinland und Ruhrgebiet Dienst taten.
Boomende deutsche Wirtschaft
Zu Anfang des vergangenen Jahrhunderts erforderte die boomende deutsche Wirtschaft mit der Herzkammer Ruhrgebiet einen stetigen Ausbau der Verkehrsanlagen, nach damaligem Stand der Technik also vorrangig der Eisenbahn-Infrastruktur. Zwischen Uerdingen und Rheinhausen entstand der Verschiebebahnhof Hohenbudberg, der Anfang der 1930er Jahre seine größte Ausdehnung erreichte mit einer Länge von mehr als drei Kilometern und 73 Gleisen nebeneinander, wo täglich Hunderte von Zügen mit Tausenden von Waggons zusammengestellt wurden. Mehr als 1100 Eisenbahner arbeiteten dort in besten Zeiten, und für einen Teil dieser Belegschaft entstand die Eisenbahnersiedlung hinterm Rheindeich, die nach dem Zweiten Weltkrieg mit zeittypischen Wohnbauten arrondiert wurde.
Mitte der 1950er Jahre verlagerte sich der Güterverkehr zunehmend auf die Straße, mit der Elektrifizierung der Bahn nahm die Zahl der Dampflokomotiven ab, Anfang der 70er Jahre gewöhnte sich die Deutsche Bundesbahn endgültig das Rauchen ab, und der Turm wurde schrittweise außer Betrieb genommen. Ein Architekt erwarb später den charakteristischen Hochbau, der zu Wohnungen, Ateliers und Büros umgebaut wurde. Für die Denkmalschützer handelt es sich um ein „einmaliges Industriedenkmal“, unter anderem weil er „architektonisch in besonders schöner Form in Erscheinung tritt“.
Reihe von Unternehmen
Das riesige Bahngelände indes blieb nach dem Abbau der ausgedehnten Gleisanlagen lange ungenutzt. Doch inzwischen hat eine ganze Reihe von Unternehmen das Areal entdeckt, ebenso Containerumschlag unter der Marke „Logport 3“. Platz war auch für eine Klinik, wo drogenabhängige Straftäter therapiert werden. Und wer Zeit hat, das gesamte Areal im Grenzgebiet zweier Industriestädte genauer zu erkunden, kann einen Streichelzoo (samt Biergarten) entdecken und auf eine Herde langhaariger Schafe. Auch so kann Strukturwandel aussehen.
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