Duisburg. Wie sich nun herausstellt, wären die jüngsten massiven Heizprobleme in der Duisburger Siedlung leicht zu vermeiden gewesen. Die LEG-Versäumnisse.
Seit Monaten klagen LEG-Mieter in der Einschornsteinsiedlung in Duisburg-Neudorf immer wieder über massive Heizungsprobleme. Zuletzt waren 90 Wohnungen betroffen. Viele fragen sich, warum das Wohnungsunternehmen die Probleme nicht in den Griff bekommt. Dabei hätten zumindest ein Großteil der zuletzt Betroffenen gar nicht erst im Kalten sitzen müssen, wie LEG-Sprecher Mischa Lenz nun zugeben muss. Wie sich jetzt herausstellt, ist kein verstopfter Wärmetauscher der Grund, warum Mieter etwa in der vergangenen Woche bei Temperaturen von teilweise nur 12 Grad in ihren Wohnungen ausharren mussten, sondern schwere Versäumnisse der LEG.
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Zum Hintergrund: Wie Felix zur Nieden, Sprecher der Fernwärme Duisburg, auf Nachfrage der Redaktion mitteilt, sei die LEG bereits am 9. Oktober 2020 aufgefordert worden, einen erheblichen Sicherheitsmangel an einer zentrale Anlage zu beheben. „Weil wir dazu keine Rückmeldung bekommen haben, mussten wir die Fernwärmeleistung die ganze Zeit drosseln, weil es sonst für die Mieter in den Wohnungen hätte gefährlich werden können“, so der Sprecher. „Darüber hatten wir die LEG seinerzeit in Kenntnis gesetzt.“ Die Drosselung erkläre die immer wiederkehrenden Heizungsprobleme, „über die wir aber auch erst am vergangenen Dienstag von der LEG in informiert worden sind“.
Defektes Absperrventil an Duisburger LEG-Heizzentrale musste erneuert werden
Ein Techniker habe sich sofort vor Ort ein Bild gemacht und erst dann festgestellt, dass das schon im vergangenen Oktober bei einem routinemäßigen Zähleraustausch von der Fernwärme Duisburg gemeldete defekte Absperrventil inzwischen erneuert worden ist, so zur Nieden. „Erst daraufhin konnten wir die Drosselung aufheben.“ So laufen die Heizungen mittlerweile wieder in der Neudorfer Siedlung. Dies teilt LEG-Sprecher Mischa Lenz und dies bestätigen auch betroffene Mieter.
Lenz sagt auch, dass eine vom Wohnungsunternehmen beauftragte Fachfirma bereits im vergangenen Oktober den Sicherheitsmangel an der Anlage an der Wildstraße behoben habe, die unter anderem die Wohnungen an der Richard-Dehmel-Straße 2 bis 12 in Neudorf versorgt. Eine Rückmeldung über die abgeschlossenen Arbeiten sei ausgeblieben. Die LEG hat aber offenbar auch nicht nachgefragt.
Spätestens bei Eingang der Rechnung hätte diese wichtige Nachricht intern weitergegeben werden müssen. So wurde aber die Fernwärme Duisburg nicht entsprechend informiert, wie Lenz bestätigt. Die Drosselung hätte ansonsten aufgehoben und in der Folge Heizprobleme vermieden werden können.
Heizungsausfälle: „Unser operativer Vorstand kümmert sich persönlich“
Nun haben in der Vergangenheit LEG-Mieter auch aus ganz anderen Gründen mit Heizungsausfällen zu kämpfen gehabt. Um Ausfälle künftig zu verhindern, arbeitet die LEG nach Angaben ihres Sprechers an einer langfristigen Lösung. Vor allem die Mieter in der Neudorfer Siedlung hören dies schon seit Jahren, ohne dass sich grundlegend etwas geändert hat. Lenz versichert allerdings, „dass das Thema bei uns obere Priorität genießt“, so der Sprecher. „Unser operativer Vorstand nimmt sich der Angelegenheit persönlich an.“
LEG will Anlagen in Duisburger Siedlung „auf Herz und Nieren prüfen“
Was bedeutet das konkret? „Wir werden in den kommenden Wochen die gesamten Anlagen – insgesamt vier Fernwärme-Übergabestationen in der Siedlung – auf Herz und Nieren prüfen und mit allen für uns tätigen Dienstleistern ein tragfähiges Konzept entwickeln, damit sich solche Ausfälle in der Zukunft nicht mehr zutragen. Wir werden zudem unsere Mieter umfassend informieren.“ Die katastrophale Kommunikation war neben den kalten Wohnungen ein großer Kritikpunkt der betroffenen Mieter.
Nicht nur die Neudorfer Siedlung ist immer wieder von Heizungsausfällen betroffen. Probleme gab es zuletzt auch in 104 LEG-Wohnungen in Wehofen und auch bei 36 Mietparteien der LEG in Mülheim. Hätte die Reparatur der Anlage dort nicht zeitnah durchgeführt werden können, wäre laut Lenz in Kürze ein sogenanntes Hotmobil zum Einsatz gekommen – eine mobile Heizungsanlage.
Bisher kein Hotmobil in Neudorf
Warum ein solches Angebot in der Vergangenheit den Betroffenen in der Neudorfer Siedlung nicht gemacht wurde, erklärt der LEG-Sprecher wie folgt: „Hotmobile sind in der Regel schwer verfügbar und es dauert mindestens eine Woche, bis diese vor Ort eingesetzt werden können, teils auch länger“, so Lenz. „Zudem verlangt die Installation vor Ort noch größeren technischen Aufwand, insbesondere auch bei Fernwärmeanlagen, da für den Einsatz zusätzliche Anschlüsse verlegt werden müssen. Daher macht der Einsatz aus unserer Sicht nur dann Sinn, wenn ein mehrwöchiger Ausfall droht, was wir zum Glück bislang in den meisten Fällen verhindern konnten.“
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Die Frage, warum die LEG immer wieder mit derart massiven Heizungsausfällen zu kämpfen hat, beschäftigt auch Sonja Herzberg vom Mieterbund Rhein-Ruhr. „Profitmaximierung ist sicher ein Punkt“, sagt Herzberg. Sie vermutet aber auch „Inkompetenz auf der mittleren Managementebene“.
Mieterbund Rhein-Ruhr: Solche Probleme wie bei der LEG gibt es etwa bei Genossenschaften nicht
Sie verweist zwar ebenfalls auf das Anspruchsdenken mancher Mieter. „Alle wollen bezahlbaren Wohnraum, aber es soll nichts kosten“, so Herzberg. Allerdings gebe es die Probleme der LEG bei anderen Wohnungsunternehmen nicht. „Genossenschaften zum Beispiel haben auch kritische Wohnungsbestände aus den 50er, 60er oder 70er Jahre, aber da hören wir so gute wie keine Beschwerden.“
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