Duisburg. Die LEG sorgt immer wieder mit Heizungsausfällen für Ärger bei ihren Duisburger Mietern. In einer Siedlung ist es besonders schlimm.
Immer wieder sorgt die LEG wegen Heizungsausfällen für Ärger und Frust bei ihren Mietern in Duisburg. Die Einschornsteinsiedlung in Neudorf ist besonders oft betroffen. Kendra Taktak lebt dort in einer Wohnung an der Richard-Wagner-Straße und hat sich die Mühe gemacht, die Heizungsausfälle zu dokumentieren: Allein sie kommt seit 2016 auf rund 30, die die LEG nach Angaben ihres Sprechers Mischa Lenz "im Großen und Ganzen" bestätigen muss. Dabei geht es um Ausfälle von bis zu neun Tagen. In den ersten Wochen des neuen Jahres hat die Heizung an sechs Tagen über mehrere Stunden nicht funktioniert, zuletzt am Montag, 18. Januar.
"Am vergangenen Samstag sank die Temperatur in meiner Wohnung nach einem Ausfall auf 12 Grad", sagt die Neudorferin, die das Thermometer mit der entsprechende Anzeige fotografiert hat. "Ich ziehe dann einen dicken Pulli an, lege mich mit einer Wärmeflasche ins Bett oder mach den Backofen in der Küche an."
LEG: Zuletzt 40 Haushalte von Heizungsausfällen in Duisburger Siedlung betroffen
Laut LEG sind zuletzt in der Einschornsteinsiedlung alle neun an der Heizungsanlage angeschlossenen Häuser an der Richard-Wagner-Straße 51-57, Gabrielstraße 44 und Richard-Dehmel-Straße 5-11 betroffen gewesen - insgesamt 40 Haushalte. "Wir entschuldigen uns in aller Form bei unseren davon betroffenen Mietern", so Lenz.
Der Grund: Es habe sich durch Instandsetzungsarbeiten in einzelnen Wohnungen, insbesondere beim Austausch von Heizkörpern, Luft im System gesammelt. Dies sei leider nicht zu vermeiden. "Somit können wir nur immer wieder entlüften, sobald Mieter uns über eine Störung in ihrer Wohnung informieren", so Lenz. "Wir arbeiten aber bereits an einer technischen Lösung, um die Ausfälle künftig ganz zu vermeiden. So werden wir ein Gerät ins System integrieren, das direkt neben der Pumpe die Luft entsprechend aus dem Rohrsystem filtert."
Mieterin berichtet von stinkenden Heizlüftern
Kendra Taktak berichtet, dass das Wohnungsunternehmen zwar Heizlüfter zur Verfügung gestellt habe. "Aber die bringen nichts, die stinken fürchterlich nach Plastik", so die Mieterin. "Da muss ich sofort lüften und dann ist die Wohnung schnell wieder kalt." Von diesem Problem, so der Sprecher, höre die LEG zum ersten Mal.
Auf Nachfrage zu den Gründen für die seit Jahren zahlreichen und immer wiederkehrenden Heizungsausfällen in der Einschornsteinsiedlung spricht Lenz von "partiellen Ausfällen in einzelnen Gebäuden". Und: Die insgesamt fünf Heizungspumpen in der Siedlung seien grundsätzlich in einem guten Zustand.
Außerdem: "Wenn eine Instandsetzung, ein Austausch eines Heizkörpers oder eine Reparatur innerhalb einer Wohnung durchgeführt wird, muss unter Umständen die Anlage kurzzeitig abgestellt werden", so Lenz. "Dies kann auch als Störung von Mietern wahrgenommen werden, die dann jedoch keine ist." Für Kendra Taktak bemerkenswerte Aussagen. Zuletzt habe sie nach mehreren Telefonaten mit der LEG erfahren, dass eine "Wärmeübergabestation" defekt sei.
Vorwurf: Sanierungsarbeiten sind bei der LEG wiederholt ins Stocken geraten
Die Mieterin erzählt, dass Sanierungsarbeiten aller Art in den vergangenen Jahren wiederholt ins Stocken geraten seien. "Meine wiederholten Aufforderungen, die Heizungsanlage nachhaltig zu sanieren, um einen zuverlässigen Heizbetrieb zu gewährleisten, ignoriert die LEG vollkommen", so die Neudorferin. Sie vermutet dahinter Kalkül.
"Vermutlich müssten wir Mieter die Instandsetzung vor Gericht einklagen, aber wie ich, zählen viele Anwohner zu den sozial schwächer gestellten Menschen unserer Gesellschaft. Die Initiative zu ergreifen, birgt ein finanzielles Risiko, das einzugehen vielen hier nicht vernünftig erscheint", so Taktak. "So führt uns die LEG fortwährend vor Augen, dass sie in einer Machtposition ist. Ausgebeutet wird, wer sich ausbeuten lässt, und wo kein Kläger, da kein Richter. Gewissenlos wirtschaftende Unternehmen wie die LEG zeigen auf, wo unser Rechts- und Sozialstaat an seine Grenzen stößt."
LEG wehrt sich gegen Vorwürfe
Das Wohnungsunternehmen wehrt sich gegen die Vorwürfe. "Diese Vermutung entbehrt jeglicher Logik, denn selbstverständlich möchten wir unsere Mieter möglichst lange halten. Sie sollen mit ihrer Wohnsituation und unserem Service dauerhaft zufrieden sind", sagt Lenz. So gebe es auch keinen Sanierungsstau.
Gleichwohl habe die LEG in der Vergangenheit aufgrund der Heizungsfälle je nach Schwere und Einschränkungen Mietminderungen im gesetzlich vorgegebenen Rahmen gewährt, "die sich durchschnittlich zwischen 10 und 25 Prozent bewegen".
Mieterbund: Corona-Krise verschärft die Probleme für die Betroffenen
Sonja Herzberg vom Mieterbund Rhein-Ruhr hält dies angesichts der aktuellen Vorfälle für viel zu wenig. 80 bis 90 Prozent seien gerechtfertigt. Wenn die Heizung ausfällt, sei es wichtig, täglich morgens und abends Temperaturprotokolle zu schreiben. Dabei unbedingt die Innen- und die Außentemperatur messen, rät die Expertin.
"Außerdem müsste die LEG bei einer Wohnung, die auf 12 Grad abkühlt, eigentlich für eine außerhäusige Unterbringung sorgen", so Herzberg. "Das ist in Corona-Zeiten, in denen beispielsweise Hotels geschlossen sind und wir alle verdammt sind, zu Hause zu bleiben, aber nahezu möglich. Und viel Leerstand wird die LEG nicht haben."
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Sie fordert, dass die LEG grundlegende Probleme anpackt. Dazu gehörten neben einer besseren Erreichbarkeit für die Mieter sehr wohl auch rechtzeitige Sanierungen von Heizungsanlagen. Andere Wohnungsunternehmen mit ebenfalls altem Hausbestand hätten diese ständigen Negativ-Meldungen wie in Duisburg nicht.
>> LEG BEWIRTSCHAFTET 6.327 WOHNUNGEN IN DUISBURG
Die LEG ist ein sehr großes Wohnungsunternehmen mit insgesamt rund 145.000 Wohnungen. In Duisburg sind es 6.327, davon 191 allein in der Neudorfer Einschornsteinsiedlung.