Mülheim. Seit sieben Tagen ist in den LEG Wohnungen an der Düppelstraße die Heizung defekt. Die LEG-Mieter erleben das jedoch nicht zum ersten Mal.

Den Heizlüfter von 2018 hat Holger Wissenburg noch gebunkert. Ein Glücksfall, denn bei Temperaturen im zweistelligen Minusbereich ist der Stromfresser ein Lebensretter. Überraschend nur: Wissenburg braucht ihn in der eigenen Wohnung. Denn seit sieben Tagen ist in 36 Wohnungen an der Düppelstraße die Heizung ausgefallen. Während Vermieter LEG mit dem Hersteller über die Gewährleistung streitet, klappern rund 100 Bewohner mit den Zähnen.

Vier Grad hatte Wissenburg zeitweise in seiner Styrumer Parterre-Wohnung gemessen, andere berichten von knapp zweistelligen Temperaturen. „Da muss man sich schon vor den Heizlüfter setzen, damit der was bringt“, klagt eine Nachbarin.

Auch interessant

Keine Heizung, kein Warmwasser seit sieben Tagen

Und dann habe man immer noch kein Warmwasser. Zum Beispiel fürs Duschen: „Ich habe vor ein paar Tagen stundenlang Wasserdem Herd gekocht, bis ich mal ein Drittel der Badewanne voll hatte“, erzählt Wissenburg. Denn bei der LEG mahlen die Mühlen langsam. Die LEG-Hotline sei nur schwer zu erreichen und vermittelt Widersprüchliches: Mal soll das Personal fehlen, dann sei man wieder „am Problem dran“ oder spricht von „einer umfangreichen Reparatur“.

Nur an den Temperaturen in den 36 Wohnungen der LEG ändert das wenig. „Die LEG hat ein dickes Fell. Als die Häuser noch Immeo gehört haben, gab es auch mal Probleme, aber die haben das immer sofort angepackt“, schildert eine Bewohnerin, die seit fast 40 Jahren an der Düppelstraße wohnt. Doch seit etwa acht Jahren sei alles anders: 2018 schon mussten die Anwohner wochenlang zittern, weil die Heizungsanlage defekt war.

Auch interessant

Ärger um defekte Heizungen wiederholt auch in Duisburg

Ein Einzelfall scheint dies nicht zu sein, erst recht nicht, wenn man derzeit über die Stadtgrenze hinaus nach Duisburg blickt. Dort sind gut 200 Wohnungen der LEG in der Neudorfer Einschornsteinsiedlung und in Wehofen derzeit ohne Heizung. Und auch hier sitzen nicht zum ersten Mal die Mieter in dicken Pullis und dicker Hose in ihrer Wohnung.

Corona verschärft die Lage noch, denn einfach mal in die warme Bude des Nachbarn, das geht nicht, Übernachtungen im Hotel – darauf hätten die Mieter unter bestimmten Bedingungen einen Anspruch – sind gerade ebenso wenig möglich. Und einfach umziehen ist für viele, die Jahrzehnte lang hier gewohnt haben, keine Option, „man findet in Mülheim auch kaum günstige Wohnungen“, kommentiert Wissenburg.

Auch interessant

Mieterbund sieht „systemische“ Ursachen: Profitmaximierung und Managementfehler

Für Sonja Herzberg vom Mieterbund Rhein-Ruhr hat die Sache angesichts der vielen Vorfälle bereits systemische Züge: „Die LEG ist ein börsenorientiertes Unternehmen mit 145.000 Wohnungen. Oft geht es in solchen Unternehmen um Profitmaximierung“, vermutet sie. Es deute auch auf mangelnde Kompetenzen auf mittlerer Managementebene hin.

Indes ist man bei der LEG bemüht, Geschäftigkeit zu vermitteln: „Im Sinne unserer Kunden geben wir unser Bestes, damit solche Ausfälle Einzelfälle bleiben“, lautet es geschliffen aus der PR-Abteilung. Man sei „selbstverständlich sofort nach Erhalt der Nachricht tätig geworden“.

Streit um Gewährleistung geht zu Lasten der Mieter

Anspruch auf Mietminderung

Schon öfter hat der Mieterbund solche Fälle gegenüber der LEG vertreten und rät auch zum schriftlichen Einspruch: Je nachdem dürfe man 20 bis 50 Prozent der Miete ab dem ersten Tag mindern, dafür müsse man ein Protokoll mit den gemessenen Innen- und Außentemperaturen führen.

Anspruch habe man auf 24 Grad im Badezimmer und 20 Grad in der restlichen Wohnung. Infos: www.mieterbund-rhein-ruhr.de

Allerdings wohl erst am Freitag (12. Februar) habe man festgestellt, dass „das Gebläse der vor anderthalb Jahren eingebauten Heizungsanlage defekt“ sei und außer Betrieb genommen werden musste. Der Notdienst habe nicht „weiterhelfen“ können. Die Ersatzteile seien „bestellt. Sollte sich die Reparatur nicht zeitnah durchführen lassen, werden wir für unsere Mieter ein sog. Hotmobil zur Verfügung stellen“, teilt ein Sprecher auf Anfrage der Redaktion mit.

Doch das wird noch bis zum Wochenende dauern. Denn bei Nachfrage räumt dieser jedoch ein, dass man sich noch mit dem Hersteller der Heizungsanlage über die Gewährleistung streite. Das dauert angeblich noch 24 Stunden. Erst dann beauftrage man die mobile Heizanlage. Wann diese schließlich da sei? In vier Tagen, meint der Sprecher.

In der Zwischenzeit müssen die Anwohner der Düppelstraße auf mildes Wetter hoffen.