Duisburg-Wedau. Auf der Baustelle für die neue Asylbewerber-Unterkunft in Wedau geht es zügig voran. Aber der Stadtdirektor betont, dass hier nur Ersatz für ein bereits vorhandenes, baufälliges Quartier in Hamborn entsteht. Eigentlich benötigt die Stadt zur Unterbringung des gegenwärtigen Zustroms jeden Monat eine zusätzliche Unterkunft
Reger Betrieb herrscht an der Masurenallee, auf der Baustelle für die neue Asylbewerber-Unterkunft. Wo der stählerne Wasserturm des alten Lokschuppens zwischen Bäumen hindurchschimmert, nördlich vom Wanderparkplatz, ist ein Sattelzug mit Containern vorgefahren. Gleich nimmt ein Mobilkran sie an den Haken.
Stadtdirektor Reinhold Spaniel sieht sich die Baustelle mal wieder an. Ihm gefällt der Begriff „Container“ nicht. Er spricht von „Schlicht-Wohnungsbau“, von einfachstem Hotel-Niveau.
Zwei Kilometer bis in den Ort
Die Container werden auf Betonquader gesetzt, „schweben“ also über dem Boden. Radlader und Gabelstapler fahren auf dem etwa 5000 Quadratmeter großen Gelände hin und her. Rund 15 Bauarbeiter sind hier beschäftigt.
Der Stadtdirektor betritt die bereits aufgestellten Container. Ihre Außenhaut ist aus Blech. Die Zwischenwände fühlen sich nach Kunststoff an. Ein größerer Raum, etwa 25 Quadratmeter, ist für eine Familie gedacht. „Ich habe in den 1950er Jahren mit meinen Eltern und Geschwistern mehrere Jahre auf so einer Fläche gewohnt“, erinnert sich Spaniel – im heute piekfeinen Düsseldorf-Oberkassel. Auch mit der Lage der Unterkünfte, zwei Kilometer von Wedau entfernt, kann er leben. „So weit musste ich früher auch zu Fuß laufen. Das ist nicht menschenverachtend.“ Etwa ein Jahr lang müssten die Bewohner hier zubringen, bis über ihre Asylanträge entschieden sei. Viele, weiß Spaniel, haben keine Chance, auf Dauer zu bleiben.
Nähe und Distanz
In jedem Raum gibt es einen Heizkörper. An der Decke befindet sich ein Sicherungskasten. Es gibt ein Groß-WC und zwei Duschräume. An den Übergängen zwischen den Containern fehlt noch die Fußbodenabdeckung. Man blickt auf die stählernen Träger.
Man könne es nicht allen Kritikern recht machen, sinniert der Stellvertreter des OB. Entweder heißt es, die Unterkunft sei zu weit abgelegen oder sei zu nah, störe also die Nachbarn.
Draußen wird ein riesiger Sack Zement an den Haken eines anderen Krans genommen. Der schwenkt ihn über den Trichter einer Mischmaschine. Langsam läuft das Pulver heraus, nachdem ein Bauarbeiter den Verschluss geöffnet hat. Eine staubige Sache. Der Mann nimmt einen Schluck aus der Wasserflasche.
100 Asylbewerber und 500 Roma aus Südosteuropa im Monat neu
Reinhold Spaniel plagen andere Sorgen. „Wahrscheinlich belegen wir die Unterkunft Ende des Monats mit 80 Personen“, sagt er. Sie sind zur Zeit im alten Gesundheitsamt an der Viktoriastraße in Hamborn untergebracht. Baupolizei und Feuerwehr haben das dort nur vorübergehend genehmigt. Die Masurenallee ist also nur Ersatz. „Ich brauche aber jeden Monat eine neue, zusätzliche Unterkunft für die Asylbewerber“, sagt er und seufzt. Jeden Monat würden Duisburg 100 weitere Bewerber zugeteilt. „21,5 Prozent aller Asylbewerber in Deutschland muss NRW aufnehmen und Duisburg davon wiederum 2,6 Prozent.“ In jedem der sieben Stadtbezirke plant er ein neues Wohnheim.
Der Sattelzug ist entladen. Hinter einem Absetzkipper verlässt er die Baustelle. Auch Reinhold Spaniel begibt sich zu seinem Dienstwagen. „In den ersten zwei Monaten wird es einen Wachdienst hier geben“, sagt er und hofft, dass es dann ähnlich ruhig zugeht, wie in den 1990er Jahren, als schon einmal Asylbewerber hier wohnten. Spaniels eigentliches Problem sind die Roma aus Bulgarien und Rumänien. Jeden Monat strömen 500 neue von ihnen zu. Sie hausen in Schrottimmobilien, die billig vermietet werden.